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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Grinsen im Gesicht, einige lachten lautstark. Im Gegensatz zum armen Herrn Müller hatten die Zuschauer ihren Spaß, als sich Lukas mit Finns Schwert in den Kampf stürzte.
    In der Szene nach dem Kampf war Lukas unglaublich nervös. Ihm war anzusehen, dass er sauer war. Gleichzeitig schienen ihm all die »Missgeschicke« unglaublich peinlich zu sein. Damit, dass er nun auch noch begann, seinen Text zu vergessen, hatten wir nichts zu tun. Das lag wohl an der Aufregung. So oder so: Anne musste einspringen und ihm soufflieren. Natürlich bemerkte jeder im Publikum, wie Lukas seiner Fast-Stiefschwester Zeichen gab, dass er ihre Hilfe brauchte. Einige kicherten. Anne sagte ihm vor und Lukas sprach tapfer nach. Allein in dieser Szene zweimal!
    Mit den Worten »Die Lerche war’s die Tagverkünderin. Nicht …« begann sein dritter Texthänger.
    Â»Nicht Philomele, sieh den neid’schen Streif«, flüsterte Anne vom Bühnenrand und Lukas plapperte es nach. Doch selbst nach dem Satz wusste er nicht weiter. Also fuhr Anne fort: »Du redest übrigens gleich Scheiß!«
    Und Lukas auf der Bühne rief im Brustton der Überzeugung:
»Du redest übrigens gleich … Was?!«, entfuhr es ihm stinkwütend. »Scheiße! Spinnst du!?« Er wirbelte herum, um Anne direkt anzusehen - wofür er mit erneutem Gelächter aus dem Saal belohnt wurde.
    Anne sah kurz zu mir und zwinkerte mir zu, ehe sie eine vollkommen glaubwürdige Geste völliger Ahnungslosigkeit in Lukas’ Richtung machte. Lukas zog seine Szene tapfer bis zum Ende durch, diesmal ohne Textaussetzer. Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, stürmte er von der Bühne und wollte auf Anne losgehen.
    Mehli baute sich vor seiner Freundin auf, um sie vor Lukas zu beschützen. Plötzlich schoss auch Herr Müller dazwischen, packte Lukas am Kragen und zog ihn zurück.
    Â»Bist du übergeschnappt!«, fuhr er ihn scharf an, seine Stimme so weit gedämpft, dass er im Publikum nicht zu hören war - zumindest nicht über die ersten ein oder zwei Reihen hinaus.
    Â»Die hat mir absichtlich falsche Texte vorgesagt!«, beschwerte sich Lukas.
    Â»Unsinn!« Herr Müller zog ihn noch weiter weg. »Anne hat alles richtig gemacht.« Davon schien er überzeugt, dabei war er nicht einmal in der Nähe gewesen, als Anne souffliert hatte. »Du bist unkonzentriert und lässt dich von kleinen Pannen drausbringen. Schieb die Schuld dafür nicht anderen in die Schuhe! Und jetzt reiß dich zusammen, damit du das Ende nicht auch noch versaust!«
    Herr Müller schoss, ebenso schnell wie er gekommen war, wieder davon.
    Fast tat Lukas mir leid. Aber eben nur fast.
    Lukas machte zornig kehrt. Ein wenig zu schnell, denn bei der Bewegung löste sich die getackerte Naht und seine Hosen rutschten ihm wieder runter.

    Â»Immerhin diesmal hinter der Bühne«, knurrte er, zog seine Hosen wieder hoch und packte mich bei der Hand. »Komm mit, du musst mir endlich diese verdammte Hose nähen!«
    Er schleifte mich in die Garderobe. Besser hätte es kaum laufen können. Während des vierten Aktes hatte er keinen Auftritt, sodass mir genügend Zeit blieb, mich um seine Hosen zu kümmern.
    Â»Zieh die Hosen aus!« Etwas, das ich im Leben nicht verlangt hätte, wenn er nicht noch Strumpfhosen darunter angehabt hätte. Während er sich aus dem Stoff befreite, holte ich mein Nähzeug, setzte mich auf die Bank und machte mich ans Werk. Eine Weile schwiegen wir. Ich musste zugeben, dass ich es mutig von Lukas fand, dass er trotz all der Pannen immer wieder auf die Bühne ging. Ein anderer wäre vermutlich längst davongelaufen. Trotzdem war ihm deutlich anzusehen, wie dreckig es ihm ging. Er tigerte vor mir auf und ab, immer noch in dieser schrägen Mischung aus Wut, Ungläubigkeit und Scham. Dass ihm all die Unglücksfälle peinlich waren, ließ sich nicht länger von der Hand weisen. Allerdings fürchtete ich, dass er - spätestens seit Annes Eingreifen - zumindest ahnte, dass er reingelegt wurde.
    Trotzdem wollte ich den Stachel noch tiefer treiben. »Warum bist du so nervös?«, erkundigte ich mich deshalb, während ich mit seinen Hosen zugange war.
    Â»Nervös?«, blaffte er. »Merkst du nicht, dass da draußen alles schiefgeht! Als würde mich jemand absichtlich sabotieren!«
    Obwohl ich das schon befürchtet hatte (nicht

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