My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu
»Die-die-mal-mit-zwanzig-nackten-Typen-im-Supermarkt-war« in die Geschichte unserer Schule eingehen. Und hatte es mir womöglich auf lange Zeit mit meinen Freundinnen verdorben! Während ich noch darüber nachgrübelte, ging die Tür vom Badezimmer auf. Moritz erschien mit einer dicken Beule auf der Stirn, die sich schon rotblau verfärbte. Aber er grinste schon wieder.
»Wenn wir nachher Fotos von mir machen, muss immer die Beule mit drauf sein!«, erklärte er. »Damit ich allen erzählen kann, dass ich mich mit den Eisbären geprügelt habe. Und dann müssen wir noch ein Foto machen, wo so ein Eisbär nur einfach total schlaff in der Gegend rumliegt! Dann kann ich nämlich erzählen, das wäre der, den ich k. o. gehauen habe. - Es gibt doch Eisbären, die manchmal nur einfach total schlaff in der Gegend rumliegen, oder?«, setzte er noch besorgt hinzu.
»Klar, jede Menge sogar!«, beruhigte ich ihn. Und dachte, dass wir auf diese Weise vielleicht alle in die Geschichte unserer Stadt aufgenommen würden. Ich als Die-die-mal-mit-zwanzig-nackten-Typen-im-Supermarkt-war, Moritz als Der-der-die-Eisbären-k.o.-gehauen-hat und mein Vater als Der-der-seinem-Sohn-das-Fernsehen-verbieten-wollte. Nur für meine Mutter fiel mir nichts Passendes ein. Erst als sie aus der Küche betont fröhlich flötete: »Ich freu mich richtig, endlich mal wieder ein Ausflug mit der ganzen Familie!«, hatte ich auch einen Namen für sie: Die-die-immer-gute-Laune-hatte-auch-wenn-alles-eher-zum-Heulen-war. Oder so ähnlich jedenfalls.
Und dann kam mein Vater mit Tutnix zurück, und gerade als wir loswollten, klingelte noch mal das Telefon. Klar, Birdie, dachte ich natürlich sofort, die fehlte ja noch!
ICH (ohne mich zu melden oder sonst irgendwas): »Können wir das vielleicht auch am Montag besprechen? Ich hab jetzt keine Zeit.«
Aber es war gar nicht Birdie. Es war erst mal gar keiner. Das heiÃt, es war jemand, den ich mit meiner BegrüÃung so überfordert hatte, dass er erst mal nichts mehr zu sagen wusste. Und es wäre besser gewesen, wenn es dabei geblieben wäre. Denn ich wollte schon wieder auflegen, da krächzte genau die Stimme los, die mir zu meinem Glück noch gefehlt hatte:
SPUCKE-BORIS. »Ey, ich binâs. Was läuft? Ich wollte nur mal fragen, wegen dem Film und so...«
ICH: »Nichts läuft. Muss Zoo. Kann jetzt nicht reden.«
SPUCKE-BORIS: »Ey, aber...«
Ich schaltete einfach das Telefon aus.
»Du hast ja noch nicht mal tschüss gesagt!«, meldete sich mein Vater prompt zu Wort. »Das ist aber unhöflich, finde ich. Wer war denn überhaupt dran?«
»Ey, gehen wir jetzt Zoo oder quatschen wir?«, fragte ich einfach nur zurück. Und verblüffenderweise funktionierte es. Mein Vater guckte zwar ein bisschen komisch und meine Mutter schüttelte irritiert den Kopf, aber das warâs. Ein-Wort-Kommunikation hat also durchaus ihre Vorteile, dachte ich noch, als Moritz auch schon losbrüllte:
»Zoo! Zoo! Zoo! Eisbären gucken! Fotos machen! Moritz haut den Eisbären um! Bumm! Bumm! Bumm!«
Noch eine Verzögerung
A uf mein neues Outfit hatte ich um des familiären Friedens willen weitgehend verzichtet. Aber da dachte ich ja auch noch, dass es für einen Zoobesuch nicht unbedingt notwendig wäre, sich wie für einen Gang auf dem Catwalk aufzubrezeln. Ich hatte also nur ein Minimum an Schminke auf meinem Gesicht verteilt (sozusagen um nicht gleich wieder aus der Ãbung zu kommen) und zu dem schulterfreien Top und den Kirschen-Chucks einfach meine zerrissene Jeans angezogen. Trotzdem hatte ich mir umgehend drei Kommentare eingehandelt.
1. MEINE MUTTER: »Man kann es auch übertreiben, oder?«
2. MEIN VATER: »Aber wenn Oma das nächste Mal zu Besuch kommt, ziehst du dir bitte was anderes an!«
3. MORITZ: »Cool!«
Aber das war es auch schon gewesen und wir zogen in freudiger Erwartung los.
Im Zoo war es dann erst mal gar nicht so schlecht. Also jedenfalls war es keine Katastrophe. Erst mal. Später sollte sich das noch ändern â¦
Aber erst mal standen wir einen Moment bei den Elefanten rum und Moritz war echt begeistert. Ich war übrigens auch begeistert. Weil die Elefanten gerade ein Elefantenbaby hatten und das war wirklich süÃ. Eigentlich machte es zwar weiter nichts, als zwischen den Beinen der groÃen Elefanten hin und
Weitere Kostenlose Bücher