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My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu

Titel: My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Anders
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wollen. Und wenn du in der Stadt parkst, kannst du hinterher erst mal die Bananenschalen einsammeln, die dir irgendwelche Leute auf die Sitze geworfen haben. Außerdem sehen diese neuen Mercedes-Cabrios vollkommen bescheuert aus«, setzte er noch hinzu, »das sind doch keine Autos mehr! Früher dagegen, da gab es mal...«
    Â»Aber nicht wenn sie blau sind«, unterbrach ihn meine Mutter. »Wenn sie blau sind, sehen sie überhaupt nicht bescheuert aus, sondern sehr schick! - Ist das Cabrio, das man da in der Fernsehzeitung gewinnen kann, blau?«, fragte sie Moritz.
    Â»Ã„h, ich weiß nicht... Aber ich glaube, man kann sich die Farbe aussuchen«, erklärte Moritz. (Sehr diplomatisch! Der Mercedes in der Werbung war unter Garantie silbern!)
    Â»Blau!«, kam es prompt von meinem Vater. »Hellblau, oder was? Wie so ein Strampelanzug fürs Baby wahrscheinlich.«
    Â»Azurblau«, träumte meine Mutter mit offenen Augen vor sich hin. »Mit Metallic-Perleffekt, wie das Meer an einem heißen Sommertag...«
    Â»Apropos Baby«, beeilte ich mich anzubringen, bevor das Ganze nur noch schlimmer werden konnte, »sollten wir jetzt nicht mal zu den Eisbären rüber? Ich meine, sonst kannst du das mit dem Cabrio ohnehin vergessen. Kein Foto, kein Cabrio!«
    Â»Zu den Eisbären, ja!«, brüllte Moritz und rannte los.
    Eigentlich hätte es uns ja gleich auffallen müssen: Je näher wir an das Eisbärengehege kamen, umso weniger Leute waren unterwegs. Und als wir dann an dem Wassergraben standen, der um den Eisbärenfelsen herumführte, waren wir die einzigen Lebewesen weit und breit. Also, ich meine, von ein paar Ameisen mal abgesehen und der einen oder anderen Fliege, waren nicht nur keine anderen Leute da, sondern auch keine Eisbären!
    Â»Hä?«, machte Moritz und versuchte, an dem Gitterzaun hochzuklettern, um besser sehen zu können.
    Mein Vater stellte ihn auf den Boden zurück.
    Â»Aber ich seh nichts!«, beschwerte sich Moritz.
    Â»Wo nichts ist, kannst du auch nichts sehen«, erklärte ich.
    Â»Und das Baby?«, fragte Moritz, und ich merkte schon, dass er kurz davor war loszuheulen.
    Ich zuckte nur mit der Schulter.
    Â»Vielleicht im Haus«, schlug meine Mutter vor. »Wenn ich mich richtig erinnere, gab es irgendwo einen Eingang, durch den man zu den Käfigen kommt. Wahrscheinlich kriegen die Eisbären gerade was zu fressen und sind deshalb drin.«
    Wir folgten ihr zu einer Tür, an der ein Schild hing:
    EISBÄRENHAUS
    Tägliche Eisbärenfütterung um 15 Uhr
    Es war erst zwei. Aber wir gingen trotzdem rein. Der Gestank war ungefähr so wie an dem Tag, als der Klempner bei uns zu Hause versucht hatte, das verstopfte Klo wieder frei zu kriegen. Nein, stimmt nicht, deutlich schlimmer! Sodass es schon fast in den Augen brannte und ich kaum noch Luft bekam. Moritz hielt sich die Nase zu und stürmte den Gang runter. Bis zu den Käfigen. Und dann passierten drei Sachen gleichzeitig!
    1. Ich sah zwei Eisbären, die wie betäubt auf der Seite lagen und leise vor sich hin röchelten. Zwei uralte Eisbären, deren Fell mehr gelb als weiß war und ihnen in schlaffen Falten über die Rippen hing.
    2. Ich sah einen Typen, der vor dem Käfig stand. Ein junger Typ mit blonden Strubbelhaaren, dessen Baggys ihm in schlaffen Falten gerade noch so über den Kniekehlen hingen.
    3. Ich sah das Baby!
    Allerdings turnte das Baby nicht vergnügt als weiße Pelzkugel durch den Käfig, sondern klammerte sich bei dem blonden Typen an den Hals und schrie dabei wie am Spieß. Das Baby war allerdings auch kein Eisbärenbaby, sondern ohne Zweifel ein Menschenbaby. Und sein Gesicht war von der Schreierei mindestens so rot wie Moritz’ Hörnchen! Außerdem tropfte es ganz deutlich aus der Windel auf das T-Shirt von dem blonden Typen.
    Jetzt fing auch Moritz an zu schreien. Aber wahrscheinlich nicht, weil er die Windel voll hatte, sondern weil ihm gerade klar geworden war, dass es kein Eisbärenbaby gab. Eigentlich fehlte nur noch, dass auch meine Mutter angefangen hätte zu schreien, weil es jetzt auch kein Cabrio gab. Aber sie hielt sich ganz gut. Sie legte Moritz nur tröstend den Arm um die Schultern und schob ihn in Richtung Ausgang. Mein Vater schlappte hinterher.
    Ich blieb stehen.
    Der blonde Typ drehte sich ganz langsam um.
    Der Schock war für ihn eindeutig größer als für mich.

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