Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu

Titel: My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Anders
Vom Netzwerk:
Ich meine, ich war mir schon ziemlich sicher gewesen, wessen faltige Baggys ich da vor mir hatte. Aber er hatte natürlich keine Ahnung gehabt, wer hinter ihm stand.
    Â»Du...?«, stammelte Pablo.
    Â»Ich«, nickte ich.
    Und damit schien unser Gespräch schon wieder zu Ende zu sein, bevor es überhaupt richtig angefangen hatte. Nur die Eisbären röchelten weiter leise vor sich hin und das schreiende Baby auf dem Arm tropfte wie ein kaputter Wasserhahn.
    Â»Die Windel ist voll«, erklärte ich in dem verzweifelten Versuch, doch noch so was wie eine Unterhaltung zustande zu kriegen.
    Â»Ich weiß«, sagte Pablo.
    (Versuch fehlgeschlagen.)
    Das Baby hörte unvermittelt auf zu schreien und betrachtete mich interessiert. Zu tropfen hörte es aber immer noch nicht auf. Und der Fleck auf Pablos T-Shirt breitete sich unaufhaltsam in Richtung Baggyhose aus.
    Â»Deins?«, fragte ich und meinte nicht das T-Shirt, sondern das Baby. Was Pablo offensichtlich auch gleich richtig verstand. Jedenfalls kriegte er augenblicklich einen knallroten Kopf (der Moritz’ Hörnchen glatt Konkurrenz hätte machen können) und stotterte: »Qu... Quatsch. Ist von meiner großen Schwester. Ich bin der P... Patenonkel.«
    Â»P... Pablo, der P... Patenonkel«, sagte ich. »P... passt.«
    Â»Sehr witzig«, sagte Pablo.
    Â»Finde ich auch«, nickte ich und grinste versuchshalber.
    Pablo grinste nicht zurück.
    (Schade irgendwie.)
    Â»Na dann«, sagte ich.
    Pablo nickte.
    Das Baby von seiner Schwester hatte mich offensichtlich lange genug betrachtet und fing wieder an zu schreien.
    Â»Es schreit ziemlich viel, was?«, fragte ich, um Pablo wenigstens den Eindruck zu vermitteln, dass ich durchaus an seinen Problemen Anteil nahm.
    (Oder so.)
    Pablo nickte noch mal.
    Â»Mein kleiner Bruder schreit auch ziemlich viel«, erklärte ich. »Ich weiß nicht, ob du ihn gehört hast, aber er war sauer, weil es kein Eisbärenbaby gibt, und deshalb hat er geschrien. Gerade eben. Meine Eltern sind schnell raus mit ihm, deshalb hast du es vielleicht nicht mitbekommen.«
    Â»Hab ich nicht.«
    Â»Dachte ich mir.«
    Â»Ich hab mir die Eisbären da angeguckt.«
    Er zeigte auf den Käfig. Der eine Eisbär versuchte aufzustehen, fiel aber gleich wieder um und streckte hechelnd seine Zunge zwischen den gelben Zähnen hervor.
    Â»Nicht witzig«, sagte ich. »Mann, überleg doch mal, das sind Tiere, die an einem Tag bis zu 50 Kilometer schwimmen und stundenlang durch Eis und Schnee wandern können! Und wir sperren sie in irgendeinen Käfig mit einem Zementfußboden!«
    Â»Mehr«, sagte Pablo. »Sie schaffen bis zu 65 Kilometer am Tag! Aber jetzt ertrinken sie...«
    Â»Weil die Schollen abreißen und die Entfernung von einer Scholle zur nächsten zu groß ist...«
    Â»Genau. Aber wir tun so, als würde es uns nichts angehen! Und als wäre es eine gute Tat, wenn wir Klein-Flocke mit der Flasche großziehen...«
    Â»Oder Klein-Wilbär.«
    Â»Und in Wirklichkeit machen wir nur Kohle damit! Sie verkaufen die Fotos und überall gibt es plötzlich irgendwelchen Reklamemist mit kleinen Eisbären und so und...«
    Â»Sogar auf Klopapierrollen!«
    Jetzt grinste er.
    Ich grinste schnell zurück.
    Aber er hörte schon wieder auf.
    Â»Nur hier hat es irgendwie nicht hingehauen«, sagte er und zeigte mit dem Kopf auf den Käfig mit den beiden halbtoten Eisbären. »Dumm gelaufen.«
    Â»Sie können höchstens versuchen, die beiden als Reklame für irgendwelche Särge oder so was zu nehmen...«
    Â»Der tote Eisbär liegt am liebsten in einem Sarg von Aldi«, grinste Pablo.
    Â»Verkauft Aldi auch Särge?«, fragte ich leicht irritiert.
    Â»Klar, als Sonderangebot! Wenn du zehn Stück kaufst, kriegst du einen umsonst.«
    Mann, dachte ich, Pablo ist der erste Mensch, dem noch mehr Sprüche einfallen als mir. Nicht schlecht. Und eigentlich schade, dass das Baby von Pablos Schwester plötzlich dicke Backen machte und blaurot anlief und dann ganz eindeutig einen Haufen in die Windel drückte. Der trotz des Eisbärengestanks deutlich von Pablo zu mir rübermüffelte.
    Â»Ich glaube, ich geh dann mal besser nach Hause«, meinte Pablo auch durchaus folgerichtig.
    Aber ich wollte nicht, dass er ging. Oder wenn, dann wollte ich, dass wir zusammen gingen. Ich wusste nur nicht, wie ich das

Weitere Kostenlose Bücher