My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht
Plötzlich fühle ich mich ganz leicht, so als würde ich über dem Boden schweben. Ich höre gar nicht mehr zu, was Isa da blubbert, schiebe sie weiter, schiebe sie über die Schwelle nach drauÃen, schlieÃe die Tür, gehe zum Wohnzimmerfenster, das sich über der Haustür befindet, und werfe die Blumen nach unten. Eine nach der anderen.
Sanft segeln sie hinunter, ein Regen aus orangen Glückssternen. Ix hat das für mich getan, obwohl er so muffig war, als er gegangen ist.
Ich sehe, wie Isa den Blick nach oben wendet und mit dem Finger an ihre Stirn tippt. Sie lässt die Blumen liegen und geht weiter, dabei rennt sie fast in Leo.
Offensichtlich weià sie nicht, dass er schwul ist, denn sie setzt sofort ihr Rick-Lächeln auf, sagt »Hi« und bleibt auffordernd stehen. Aber Leo geht weiter, schüttelt den Kopf angesichts der überall verstreuten Blumen, schaut zu mir hoch.
Ich winke ihm mit der rechten Hand und drücke den Summer, damit er nicht zu klingeln braucht.
Isa ist endlich verschwunden, und ich verlasse das Fenster, um Leo die Wohnungstür aufzumachen.
Leo genügt ein Blick auf mich, schon hat er die Lage erfasst. Er nimmt mich in seine Arme, seine kräftigen Arme. Er sagt gar nichts und streichelt über meinen Rücken. Mir fällt auf, dass er ganz anders riecht als Ix, nach Leder und Minze und ein bisschen nach Schuhcreme. Warum muss erst Leo kommen, damit ich in den Arm genommen werde? Ich atme auf einmal viel tiefer, so als würde ich zum ersten Mal seit meinem Sturz wieder richtig Luft bekommen.
Er drückt mich so fest, dass ich meine blauen Flecken spüre, merkt sofort, dass mir das wehtut, und weicht zurück.
»Hey, wie ist denn diese ScheiÃe passiert?«, fragt er dann, und ich erzähle ihm alles.
Sein ganzer Kommentar besteht nur aus einem Satz: »Und warum bist du nicht zum Proben gekommen?«
Ich schaue ihn verblüfft an. »Hast du mir nicht zugehört?«
»Klar.« Er sieht sehr streng aus, sein Mund wird zu einer Bügelfalte in seinem Gesicht.
»Wie bitte soll ich...?«
»Hey, du bist weder querschnittgelähmt noch stumm geworden, also wirst du zu der Prüfung gehen. Du kannst es immer noch schaffen!«
»Ach ja, und wie kann ich Flickflack machen mit dem Gips hier?« Ich schreie fast, weil ich es nicht fassen kann. Ist der Mann blöd oder wieso kapiert er rein gar nichts?
»Gar nicht!« Leo grinst jetzt.
Ich verstehe nicht, was er damit sagen will.
»Dann gibt es eben keinen Flickflack, dann machst du
halt was anderes. Da fällt uns schon was ein! Lass mal sehen, kriegst du ein Port de bras hin?«
Ich breite die Arme aus, es tut im Rücken weh und dort, wo der Gips ist. Vor allem ist da ein Ungleichgewicht, sodass ich mir wacklig vorkomme. Ich falle fast um.
Er fängt mich auf und lächelt. »Geht doch! Komm, zieh dir was an, wir gehen üben.«
»Ich kann nicht!« Ich bringe nur ein Flüstern zustande, weil mir so elend ist. Isa hat es wirklich geschafft. Ich bin drauÃen.
Leo läst mich wieder los und schüttelt den Kopf so heftig, dass sein Stirnband verrutscht. »Nele, reià dich zusammen! Wenn du jetzt schlappmachst, dann kannst duâs vergessen.« Er richtet sein Stirnband. »Klar, das ist eine Entscheidung, die du mit dir allein ausmachen musst. Trotzdem kommtâs mir gerade so vor, als hätte ich meine Zeit verplempert. Echt schade. Dann leg dich mal schön in dein Bett und weine, ich gehe jetzt.«
Bevor ich noch irgendwas erklären oder ihm widersprechen kann, ist er schon raus aus der Tür.
Leo, möchte ich schreien, Leo, bleib hier, ich fühl mich so elend!
Stattdessen lege ich mich wirklich auf mein Bett und denke nach, meine Augen werden schwer.
Â
Als ich wieder aufwache, ist es drauÃen dunkel, Stimmen dringen aus der Küche. Mama und Konrad sind wieder da. Vorsichtig setze ich mich auf, weil mir alles wehtut. Nur der gebrochene Arm schmerzt komischerweise am wenigsten. Ich muss die Zähne zusammenbeiÃen und mich am Stuhl festhalten, um aufzustehen.
Leo hat gut reden. Von wegen, das wäre meine Entscheidung!
Was gibtâs denn da zu entscheiden, wenn mein Körper sich so anfühlt?
Ich schleiche zur Küche, um die Lage zu peilen, und bin gespannt, welche Erklärung Konrad sich für seine Lügen ausgedacht hat. Offensichtlich eine gute, sonst würde er nicht mit Mama
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