My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark
macht sie doch sonst immer, wenn ich ihr etwas nicht erzählen oder zeigen will.
»Ich drücke dir vom Chiemsee aus jedenfalls die Daumen«, sagt Bine ebenfalls kauend. »Aber du hältst uns doch auf dem Laufenden, oder?«
»Klar, das mache ich«, verspreche ich und mache mich über mein Schnitzel her.
»Na, was ist los am Kindertisch?«, ätzt Bianca Weber, als sie an uns vorbeigeht. Ich weià auch nicht, was sie und ihre Freundinnen gegen uns haben. Seit wir aufs Gymnasium gewechselt sind, hat sie uns auf dem Kieker. Und wir sie. Kann sein, dass sie nicht mit unserem Klamottenstil klarkommt, Miniröcke und knallenge Tops sind nun mal nicht so unser Ding. Hat sie ihre Tage und braucht etwas, um ihr PMS abzureagieren?
»Kannst dich zu uns setzen, hier weht es dir wenigstens nicht unter den Rock!«, entgegnet Nico lächelnd und vollkommen gelassen. Sie spielt damit auf ein Gerücht an, das seit einiger Zeit in der Schule die Runde macht. Einer der Siebtklässler hat mal einen Spiegel neben ihre Schuhe geschmuggelt, als sie in der Raucherecke gestanden und gepafft hat. Was er gesehen hat, hat er sofort weitererzählt, und in Windeseile war es herum: Bianca trägt nicht etwa einen
dieser unbequemen Tangas, die angeblich so sexy machen, nein, sie verzichtet gleich ganz auf Slips.
Auch wenn die andern Mädchen sie für cool halten und auch wenn ich insgeheim finde, dass solche Sachen niemand was angehen - es ist ein tolles Gefühl, ihr mal etwas unter die Nase reiben zu können. Und tatsächlich reagiert sie diesmal ziemlich gereizt.
Sie bleibt mit ihrem Tablett in der Hand stehen und faucht: »Ey, willst du Stress, Kleine?« Für einen Moment denke ich wirklich, sie wird Nico eine scheuern. Jetzt ist der Moment gekommen, um Kollegialität zu zeigen.
»Bine, sag mal, gibt es heute etwa wieder Fischstäbchen?«, frage ich beiläufig und ganz unschuldig. Bine grinst breit und unterdrückt ein Glucksen.
»Nein, nicht dass ich wüsste«, gibt sie schlieÃlich zurück, während Biancas Wangen noch dunkler anlaufen.
Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, recke ich meine Nase in die Luft und schnuppere. »Komisch, ich hätte schwören können, dass es Fischstäbchen gibt...«
Bianca schaut mich an, als würde im nächsten Augenblick Dampf aus ihren Ohren kommen. Jetzt ist die Stunde der Wahrheit gekommen. Wird sie über mich herfallen? Wird es die erste Massenschlägerei in der Schulkantine geben? Wird sie beim Rektor petzen?
Biancas Augen blitzen (würden die Dichter sagen) und ihre Nüstern blähen sich (sie hat eine unheimlich groÃe Nase!), aber - oh Wunder - jetzt ist sie diejenige, die vor lauter Wut keinen Ton rauskriegt!
Hinter ihr kichern die Jungs vom Nachbartisch, die meine Worte mitbekommen haben. Auch ihr Gefolge, das aus Biancas drei Freundinnen aus der Raucherecke besteht, grinst breit. Vielleicht sollte sie mit denen mal einen Freundschaftstest
machen, weit her kann es mit ihrer Solidarität wohl nicht sein.
Mit einem Blick, als wollte sie uns alle fressen, wirbelt sie schlieÃlich herum und verzieht sich. Wir hören, dass sie ihr Tablett auf einen der Tische krachen lässt, als hätte er sie beleidigt. Dann lässt sie sich auf den Stuhl fallen.
Nico ist sprachlos. »Ich hab ja gar nicht gewusst, dass du so eine groÃe Klappe haben kannst, wenn du willst.«
Darüber staune ich jetzt auch. Eigentlich bin ich ja sonst eher die Ãngstliche. Irgendwas hat mir wohl gerade Flügel verliehen.
»Tja, manchmal muss man solchen Tussen wie Bianca mal die Meinung sagen«, entgegne ich.
Nico lacht und schaut zu Bianca rüber. Die tut so, als sei nichts geschehen, aber auf ihren Wangen leuchten noch immer rote Flecken. Wahrscheinlich werden sich ihre Freundinnen hinter ihrem Rücken vor Lachen ausschütten.
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Nachmittags sitze ich wieder an meinem Schreibtisch und zeichne. Obwohl ich mein Bild schon recht gut finde, bin ich noch nicht ganz zufrieden. Zwischendurch hole ich mir immer wieder meine Lieblingsmangas hervor und versuche, mich in den Stil dieser wunderschönen Zeichnungen hineinzuversetzen. Ob ich irgendwann auch mal so gut werde?
Okay, ich bin erst vierzehn, während die Zeichner dieser Mangas schon wesentlich älter sind. AuÃerdem wachsen die Japaner mit Mangas auf, während ich meine Liebe dazu erst mit elf entdeckt
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