My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark
habe.
Mitten in meiner Zeichnung (ich arbeite wieder an Marks, ähm, ich meine, Luciens Haaren und den Spitzen seines Hemdes) platzt eine Nachricht auf mein Handy. Dass ich sie
bekommen habe, kriege ich aber erst mit, als der schrille Erinnerungston erklingt. Die SMS ist von Bine. Sie schreibt:
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Hi Luna, was machst du so? Arbeitest du schon an der Annonce?
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Als ob ich nichts anderes zu tun hätte! Ich fand die Idee ja gut, aber um sie in die Tat umzusetzen, brauche ich neues Taschengeld, weil unsere letzte Einkaufstour meine Geldbörse arg strapaziert hat. Bisher hatte ich noch nicht den Mut, Mama nach einem Vorschuss zu fragen. Also tippe ich:
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Arbeite gerade an meinem Bild. Die Annonce muss warten, hab noch keine Kohle dafür.
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Es dauert ein Weilchen, bis sie antwortet. Ich wende mich inzwischen dem Ãrmel des Vampirprinzen zu. Ein wenig verrotteter müsste er aussehen, immerhin wohnt der Ãrmste nicht in einem coolen Penthouse, sondern in einer Gruft auf einem Friedhof.
Ich radiere wieder ein wenig und versuche, die Struktur des Stoffes verschlissener aussehen zu lassen. Für einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, irgendwas zu zerreiÃen, damit ich den passenden Look abmalen kann (meine Sachen verschleiÃen nämlich nicht, Mama hat ein Wunderwaschmittel, mit dem die Klamotten wie neu aussehen), doch Bines Nachricht bringt mich glücklicherweise wieder von diesem Gedanken ab.
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Sollen Nico und ich vielleicht für dich singen gehen?
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Da muss ich doch mal lachen! Bine und Nico - und singen! Wo sie doch nicht mal im Unterricht die Goldkehlchen sind!
Ich bin nur froh, dass ich sie jetzt nicht am Hörer habe, sonst würde sie mir ein Lied von Antonios Boygroup völlig schief ins Ohr flöten.
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Nein, macht das lieber nicht. Ihr wollt doch nicht, dass die Leute euch anzeigen.
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Anzeigen?, kommt es wenig später zurück. V on wegen anzeigen, so schlecht sind wir nicht. Eigentlich könnten wir auch als Trio auftreten, du singst und wir klopfen die Klanghölzer und bedienen die Triangel.
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Da flüchten die Leute!, schreibe ich zurück.
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Ich seh schon, du bist ein hoffungsloser Fall. Wir können doch morgen im Bus die Annonce schreiben!
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Ich habe keine Ahnung, ob mir das recht ist. Irgendwie ist die Sache zwischen mir und Mark privat. Aber Bine und Nico werden sicher nicht lockerlassen, also schreibe ich:
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Okay, das können wir ja machen.
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Damit ist Bine anscheinend zufrieden.
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Ich werde mir vorher was ausdenken. Jetzt muss ich aber erst mal Schluss machen, meine Ma will mit mir die Packliste für die Reise durchgehen. Jetzt schon!
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Am Abend, als Mama wieder da ist, beschlieÃe ich, sie wegen des Geldes zu fragen.
»Mama«, beginne ich und kuschele mich an sie, als wir
beide auf dem Sofa sitzen und verzweifelt einen Sender suchen, der keine Soap und keine Heimwerkersendung zeigt. Wir landen bei einem französischen Kunstfilm, der so langweilig ist, dass man sich dabei prima unterhalten kann, ohne fürchten zu müssen, etwas zu verpassen.
»Was gibt es denn, Schatz?«, fragt sie, als ihr die Pause zu lang wird.
»Könnte ich vielleicht einen kleinen Vorschuss aufs Taschengeld bekommen?«
Es ist eigentlich nicht meine Art zu fragen, aber irgendwie will ich auch wissen, was sie von meiner geplanten Annoncenaktion hält.
Wie ich es nicht anders erwartet habe, sieht sie mich verwundert an. »Warum das denn? Es gibt doch bald Zeugnisgeld!«
»Ich... ich habe etwas vor.«
»Und was?«
Mit einem Mal frage ich mich, ob das wirklich eine gute Idee ist, aber für einen Rückzieher ist es schon zu spät.
»Ich möchte eine Annonce aufgeben.«
»Willst du was verkaufen?« Mama grinst, aber sie sieht, dass es mir ernst ist. Und wahrscheinlich sieht sie auch, dass es mir peinlich ist.
»Nein, ich will eine Suchanzeige aufgeben.«
»Nach wem suchst du denn?« Mamas Augenbrauen zucken in die Höhe.
»Na ja...« Ich kann ihr doch unmöglich sagen, dass ich nach Mark suche! Aber ich muss es wohl. »Ich habe dir doch von dem Jungen erzählt, der mir die Tasche gebracht hat.«
»Ja, das hast du.«
»Sein Name ist übrigens Mark.«
»Aha. Ein schöner Name.«
»Und ich würde ihn gern wiedersehen.«
Mama grinst so breit, dass ihre Ohren fast
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