My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark
das geschrieben habe. Noch am Abend, als sie von ihrer erzwungenen Wandertour zurückkehrt, hat sie mir geantwortet. Und sie war mit mir einer Meinung, dass die Sache doch etwas Gutes hat. Wenn Bine zurück ist, werden wir uns gleich auf die Suche nach einem neuen Handy für sie machen. Es ist zwar möglich, dass ihr Vater, wenn er sich beruhigt hat, ihr noch im Urlaub ein neues Handy spendiert, aber vorsichtshalber
werde ich mal alle Prospekte der Elektronikmärkte in der Stadt aufheben, damit sie die Auswahl hat.
Verschwiegen habe ich Nico allerdings die Sache mit Mark. Klar könnte ich jetzt Unterstützung gebrauchen, aber sicher würde sie mir vorschlagen, dass ich mich zur Ablenkung mit Thomas treffen soll. Aber das will ich nicht. Ich komme auch so zurecht!
Auch Mama weià noch nichts von meinem gestrigen Erlebnis. Wenn ich ehrlich bin, klammere ich mich ein kleines bisschen daran, dass er sich doch noch meldet.
Um mich abzulenken, beschäftige ich mich damit, mein Zimmer mal wieder richtig aufzuräumen. Als ich damit fertig bin, ordne ich meine CDs. Dabei fällt mir auf, dass ich noch eine uralte CD mit dem peinlichen Namen »Kinderparty« in meinem Regal habe (im untersten Fach, das ich glattweg vergessen habe). Die hatte ich mir irgendwann einmal von Nico ausgeborgt und vergessen, ihr wiederzugeben. Jetzt kann ich gar nicht mehr glauben, dass ich mal auf Hamster- und Schlumpfmusik gestanden habe.
Aber das gibt mir einen schönen Aufhänger für eine Mail, die ich Nico gleich schreiben werde. Es ist ja sehr seltsam, dass sie diese Scheibe nie von mir zurückverlangt hat. Vielleicht hat ihr Geschmack ja schon damals eine Trendwende durchgemacht?
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An: Killercookie
Von: Mondkind
Betreff: Voll peinlich!!!
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Hi, Nico,
erinnerst du dich noch an die »Kinderparty«-CD, die du mir ausgeliehen hast? Jetzt sag nicht, die ist nicht von dir, hinten steht dein
Name mit Glitzerstift drauf. Wenn du wieder da bist, bringe ich sie dir, du musst sie ja irre vermisst haben. *grins*
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Viel Spaà beim Wandern!
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Luna
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Ein Klick, und die Mail ist abgeschickt.
Sonst tut sich an diesem Tag nicht viel. Der Gang zum Briefkasten war diesmal vergeblich - und nicht nur in Sachen Mark. Ja, es gibt Tage, an denen die Post gar nichts für uns hat, und darüber kann ich eigentlich auch nicht meckern, denn gestern sind wir ja reichlich bedacht worden. Bine ist offensichtlich noch nicht aufgefallen, dass sie auf der Karte die Adresse vergessen hat. Und aus der Tatsache, dass ihre Karte zwei Werktage gebraucht hat, um bei uns einzutrudeln, schlieÃe ich, dass ich wohl frühestens am Mittwoch das Glück haben werde, eine Nachricht von der Buchhandlung zu bekommen. Menno, können die die Post nicht beschleunigen?
Den Nachmittag verbringe ich damit, mir einen Liebesfilm anzusehen, »Das Haus am See«, der schon seit einiger Zeit in unserem Regal rumstand, ohne dass wir daran gedacht hätten, ihn anzuschauen. Mama würde mir vielleicht Vorwürfe machen, dass ich ihn ohne sie geguckt habe, aber das muss sie ja nicht erfahren. (Ich stelle die DVD so ins Regal zurück, dass sie keinen Verdacht schöpft.)
Auf jeden Fall ist das ein sehr schöner Film, der mich zu der Frage verleitet hat, was wäre, wenn Mark ebenfalls durch ein Zeitloch getreten wäre und mir die Tasche aus der Vergangenheit gebracht hätte. Keanu Reeves hat Sandra Bullock auch ihr Buch zurückgebracht und sie erst viele Jahre später und nach vielen Wirren wiedergetroffen und sich in sie verliebt.
Aber ich habe leider keinen magischen Briefkasten, der Mark meine Nachrichten überbringt... nur eine Anzeige in der Zeitung und Zettel an Bäumen. Und sicher wird es für mich auch kein Happy End geben, jedenfalls so, wie es im Moment aussieht. Bei dem Gedanken kommen mir wieder die Tränen, aber zum Glück sieht sie jetzt keiner.
Am Abend führt Mama noch ein langes Gespräch mit ihrem Lover, und so wie sie gluckst und kichert, ist die Liebe noch nicht kleiner geworden - im Gegenteil. Sie so glücklich zu sehen, hält mich davon ab, ihr mein Leid zu klagen. Ich verziehe mich in mein Zimmer, setze mir die Kopfhörer meines CD-Players auf und hörte zu, wie mein Lieblingssänger Hiroshi sein Liebesleid aus sich heraussingt. Viel von seinem Japanisch verstehe ich nicht, aber es hört sich wirklich echt an, so echt, dass ich beginne, mich
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