sogar Tiger tötet. „Doch so etwas“, versichert der 27-Jährige, „kommt nur in Fällen von Notwehr vor, denn Jäger töten schließlich keine Jäger!“ Wie den Umgang mit Jagdwaffen hat er diesen Ehrenkodex schon als Kind erlernt. „Denn ich hatte schon immer das Gefühl, zum Jäger geboren zu sein.“ Daher macht es ihm auch nichts aus, sich erst zwei Tage mit der Machete durch den Dschungel zu kämpfen oder schroffe Berge zu erklimmen, um endlich einmal zum Schuss zu kommen.
Wie im Dschungelbuch
In der unmittelbaren Umgebung des Pilgerpfads gibt es inzwischen nämlich nur noch Wildkatzen, die die Früchte der gepflanzten Banyan-Bäume mögen und gelegentlich die Hühner der hier lebenden Familien reißen. So führen Zin Min Naings Streifzüge bis zum Let Khot-Berg im Nordosten oder dem Soan-Berg (Kite Hill) im Süden, wo es in tiefen Tälern sogar noch Tiger, Schwarzbären und schwarze Panther gibt. Auch an Jägerlatein scheint es ihm nicht zu mangeln. Noch gar nicht lange sei es her, als er mit einem Schuss gleich doppelte Beute gemacht habe: eine rund 3,50 m lange Phyton sei gerade dabei gewesen, eine Bergziege zu verschlingen – und die habe er dann auch gleich mitgenommen, um das Fleisch an die Restaurants oben auf dem Berg zu verkaufen. Das behäbige Reptil – so versichert er – habe die flinke Gams mit seinen hypnotisierenden Augen gefangen. Offenbar ganz so, wie es schon im
Dschungelbuch
nachzulesen ist...
Wildtiere als Gulasch
Massiver Holzeinschlag und Brandrodung haben Birmas Waldbestände in erschreckendem Ausmaß dezimiert und damit den Lebensraum gefährdeter Tierarten. Wasvon ihnen noch übrig ist, wird gnadenlos bejagt – und das sogar in offiziellen Reservaten. Auch das 1998 eingerichtete, rund 110 km² große Schutzgebiet rund um den Goldenen Felsen von Kyaikhtiyo scheint es nur als Linien auf Landkarten zu geben. Das zeigt nicht nur der üppige Verkauf von Tierteilen an Pilger oder Touristen, sondern auch ein Blick in die Kochtöpfe der Restaurants, wo Gulasch aus dem Fleisch wilder Tiere zum Standardangebot gehört. Angesichts der enormen Besucherzahlen kann es nicht überraschen, dass der Wildbestand in dieser Region immer spärlicher wird.
Schein der Schutzgesetze
„Bergziegen gibt es eigentlich genügend“, meint Zin Min Naing, „denn die bekommen ja fünf Mal Nachwuchs pro Jahr“. Aber Schwarzbären, Tiger oder Phyton-Schlangen würden immer seltener. Ein schlechtes Gewissen, dass er zur Ausrottung bedrohter Arten in seiner Heimat beiträgt, hat er allerdings nicht. Probleme mit den Behörden habe es bisher schließlich noch nie gegeben. „Da sind zwar Schutzgesetze, aber die Polizei lässt uns gewähren – wenn wir nur weit genug von den heiligen Stätten jagen“. Auch Streitigkeiten mit anderen Jägern würde es nie geben – weder um Reviere noch um die Beute. „Schließlich gehört der Wald ja uns allen“, meint der Jäger. Und die Frage, ob er irgendeine Art Mitgefühl beim Töten der Tiere empfindet, beantwortet er spontan und mit buddhistischem Tenor: „Warum sollte ich das? Ich verhelfe den erlegten Tieren doch schließlich zum Wechsel in ein neues Leben ...“
Volker Klinkmüller
Mountain View (Thuwanna Bomi) , rund 8 km vor Kinpun an der Hauptstraße aus Richtung Yangon,057-60345,01-551237,
[email protected]. Hübsche, inmitten einer Obstplantage am Seikphu Taung-Hügel gelegene Bungalows mit Erholungswert. 24 saubere, große Zimmer mit eigenen Bädern, Warmwasser und Balkons, davon 17 mit AC, TV und Frühstück im gemütlichen Restaurant.–
Golden Sunrise Hotel , rund 2 km vor Kinpun,09-8723301,01-500351, www.goldensunrisehotel.com . Im August 2003 von der Belgierin Tilly gegründetes Hotel mit Wohlfühlcharakter, die stilvollste Unterkunft der Region. 8 Zimmer mit lauschigen Terrassen, AC, Holz-Fußböden und guten Bädern mit Warmwasser. Gemütliches Restaurant aus Naturmaterialien.
Shwe Hin Thar , ca. 1 km von Kinpun an der Zufahrt zum Berg,057-60142, www.shwehintharhotel.com . Erst Ende 2009 eröffnet und abseits jeglichen Trubels. 14 AC-Zimmer mit Teppichboden ab US$10, davon 8 mit Warmwasser-Bädern (das beste ist Nr. 601 für US$35).–
Sea Sar (Golden Land) Guesthouse , unmittelbar hinter dem gleichnamigen Restaurant und der Verladestation für Pilger in Kinpun,057-60367, 09-8723288 (Besitzer).1985 als erste Ausländer-Unterkunft um einen großen (Park)platz herum erbaut. 20 Zimmer zu US$10, 15 und 20, davon 14 schön groß, mit kleinen