MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
für ein Mensch Sie sind.“
„Ich möchte Sie daran erinnern“, sagte er finster, und sie wich vor ihm zurück, bis sie die kalte Steinmauer im Rücken spürte, „dass Sie wohl daran täten, Ihre Meinung für sich zu behalten, wenn Ihnen etwas am Erfolg Ihrer Cousine in London liegt.“
Diana zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. „Phoebe wird ein Erfolg werden, weil sie Schönheit und Liebreiz besitzt.“
„Sicher. Aber ist es nicht seltsam, wie selbst über die reizendsten Menschen die unangenehmsten Gerüchte in die Welt gesetzt werden können?“, flüsterte er dicht an ihrem Ohr. „Wenn derjenige, der die Gerüchte in die Welt setzte, noch dazu jemand ist, dessen Ruf über jeden Zweifel erhaben ist …“
Entsetzt schnappte Diana nach Luft. Er drohte ihr, Phoebe zu ruinieren, so wie er sie damals ruiniert hatte!
„Sie haben mir vielleicht jede Möglichkeit genommen, jemals zu heiraten, Lord Durling, aber ich werde nicht zulassen, dass Sie Phoebe das Gleiche antun! Sollten Sie irgendetwas unternehmen, um ihrem Ruf zu schaden, werde ich die Wahrheit ans Licht bringen.“
„Hören Sie gut zu, Diana. Wenn Sie sich mit mir anlegen, werden Sie verlieren“, fuhr er sie an. „Sie wissen nicht, wozu ich in der Lage bin, wenn man mich wirklich in die Enge treibt.“
Damit ließ er sie stehen und schlenderte scheinbar ungerührt wieder hinein. Diana lehnte sich schwach an die Mauer, zitternd vor Wut und Furcht. Was sollte sie nur tun? Durling hatte sich nicht geändert. Er war derselbe Mann, dasselbe Ungeheuer wie vor vier Jahren. Sollte sie es nicht verhindern können, würde Lady Ellen ihn heiraten, und der Himmel allein wusste, welches Schicksal sie dann erwartete. Konnte sie jedoch zulassen, dass Lord Durling Phoebes Ruf ruinierte?
Ihr blieb keine Wahl. Sie mochte Lady Ellen sehr gern, aber sie liebte Phoebe. Ihre Loyalität musste ihrer Familie gehören. Lady Ellen war die Schwester des Earl of Garthdale, eines mächtigen Mannes, der die Menschen, die er liebte, schützen konnte. Phoebe war das einzige Kind eines sanften Gelehrten und dessen kränkelnder Frau – Menschen ohne Macht oder Einfluss.
Diana schloss die Augen. Blieb ihr eine andere Wahl?
In jener Nacht schlief sie nicht gut. Diana warf sich im Bett herum und wurde von Träumen geplagt, in denen Menschen sie bedrohten, die sie nicht kannte. Dann sah sie Phoebe flehend die Hände nach ihr ausstrecken, doch eine riesige Kluft öffnete sich zwischen ihnen und machte es ihr unmöglich, sie zu erreichen.
In ihren Träumen war es Phoebe, die Lord Durling heiratete, nicht Lady Ellen. Es war Phoebe, die sich mit Blutergüssen im Gesicht und Tränen in den Augen zu ihr umwandte.
Entsetzt schrak Diana aus dem Schlaf auf und warf die Decke zurück, um aufzustehen. So erschöpft sie auch war, hatte sie nicht den Wunsch, wieder einzuschlafen – nicht, wenn solche Albträume sie erwarteten. Und so legte sie sich einen Kaschmirschal um und machte sich auf den Weg in den Salon.
Die Diener waren sicher schon aufgestanden, doch sie wollte sie nicht auf sich aufmerksam machen. Auf Zehenspitzen begab sie sich in den Salon, froh, dass Chaucer wohl wie jede Nacht am Bett ihrer Tante verbrachte und sie somit nicht mit seinem Bellen verraten würde.
Sie trat ans Fenster und zog leicht einen der Vorhänge zurück. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, doch der Himmel im Osten wurde schon langsam hell. Ohne auf das schöne Schauspiel zu achten, das sich ihr bot, setzte Diana sich auf die Fensterbank und überlegte, was sie tun könnte.
Gestern Abend hatte Edward sich für das Verhalten seiner Mutter entschuldigt, sie allerdings nicht gebeten, ihre Verbindung mit Lord Durling zu erklären. Stattdessen hatte er ihr offen gestanden, dass er seiner Mutter beipflichten und Diana jeden Umgang mit seiner Schwester verbieten musste. Andererseits sah er ein, wie ungerecht es war, und es tat ihm besonders leid, Phoebe und Ellen zu trennen.
Sein Verhalten hatte Diana deutlich gezeigt, dass er ihre Lage nicht wirklich verstand und es ihn wohl auch nicht sonderlich interessierte. Denn wäre es anders, hätte er ihr doch sicher eine Gelegenheit gegeben, ihm zu erklären, was damals wirklich zwischen ihr und Lord Durling vorgefallen war. Doch er hatte nicht gefragt, und sie hatte es ihm nicht von sich aus gesagt. Und nach Lord Durlings Drohung waren ihr inzwischen auch die Hände gebunden. Vorher hatte sie nur ahnen können, dass Lord Durling sich rächen
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