MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
bewerben?“
Zorn über seine herablassende Art wallte in ihr auf. Gleichzeitig jedoch verspürte sie eine wachsende Angst. Dieser junge Mann hatte etwas Unheimliches, etwas Bedrohliches an sich. Unsicher machte sie ein paar Schritte rückwärts. „Sir Arthur hat mich gebeten, hier zu warten“, stieß sie hervor. „Er wird jeden Moment zurückkommen.“
Der Dandy kicherte. „Das wird er bestimmt, der alte Fuchs. Während seiner Abwesenheit aber können wir ein bisschen Spaß miteinander haben, mein Schatz.“
Zu Georginas Entsetzen stand er plötzlich direkt vor ihr, legte ihr die Hände um die Taille und zog sie an sich. Sie stieß einen kleinen Schreckensschrei aus und versuchte, sich zu befreien. Aber er war trotz seines albernen Aussehens ein kräftiger Mann. Jetzt senkte er den Kopf und presste seinen Mund auf ihre Lippen. Sein Atem roch nach Brandy. Ihr wurde ein wenig übel, und in ihrer Verzweiflung begann sie, mit den Fäusten auf die Brust des Schurken zu trommeln. Doch vergeblich! Er war zu stark. Ja, er drückte sie so fest an sich, dass sie kaum atmen konnte. Schon wurde ihr schwindelig. O Gott, gleich würde sie das Bewusstsein verlieren!
Glücklicherweise kam Sir Arthur zurück, ehe noch Schlimmeres passierte. Als die Tür geöffnet wurde, ließ der Dandy sogleich von Georgina ab.
Die schnappte nach Luft und hörte wie von weither die Stimme ihres Onkels, der ausrief: „Carstairs, was tun Sie hier?“
Am ganzen Körper zitternd, ließ Georgina sich auf den Fenstersitz sinken. Noch immer kämpfte sie gegen Übelkeit und Schwindel an.
Ihr Onkel jedoch schien nichts von alldem zu bemerken. Er schaute zu Carstairs hin, der mit einem überheblichen Grinsen sagte: „Ah, Sir Arthur, guten Tag. Ich wollte meine liebe Cousine besuchen. Sie wissen doch, dass ich das immer tue, wenn ich in der Gegend bin.“
Sir Arthurs Miene verriet deutlich seine Abneigung. „Meine Gattin ist oben in ihrem Salon. Bitte, gehen Sie doch einfach hinauf. Ich habe nämlich noch etwas mit meiner Nichte zu besprechen.“
„Diese junge Dame ist Ihre Nichte? Ich wollte mich ihr gerade vorstellen.“ Erneut hob er sein Lorgnon.
„Dies ist Gerald Carstairs“, erklärte der Hausherr kühl. „Du brauchst nicht erst aufzustehen, Gina. Er ist im Begriff zu gehen.“ Dabei warf er dem Dandy einen so bösen Blick zu, dass dieser sich tatsächlich mit einer kurzen Verbeugung zurückzog.
Sobald Carstairs die Tür hinter sich geschlossen hatte, trat Sir Arthur auf seine Nichte zu und ergriff ihre Hände. „Hat er dir … wehgetan, Liebes?“, fragte er besorgt. „O Gott, es tut mir so leid. Wenn ich nur etwas von seinem Besuch geahnt hätte! Natürlich habe ich gesehen, dass er dir zu nahe getreten ist. Aber ich hielt es für das Beste, ihn nicht darauf anzusprechen. Es hätte gewiss nur eine hässliche Szene gegeben. Er hat doch nicht etwa …“
Georgina schüttelte den Kopf. „Du bist zum Glück rechtzeitig zurückgekommen.“ Ein Schauer überlief sie. „Welch ein furchtbarer Mann …“
„Ein gewissenloser Schurke“, stimmte Sir Arthur zu. „Wenn er nicht mit Edwina verwandt wäre, hätte ich ihm längst das Haus verboten.“ Bedrückt schaute er seine Nichte an. „Ich habe mich so über deinen Besuch gefreut. Doch nach diesem schrecklichen Erlebnis wirst du womöglich nie wieder herkommen wollen.“
„Unsinn!“ Sie hatte sich so weit gefasst, dass sie schon wieder lächeln konnte. „Es war schön, dich wiederzusehen. Und ich danke dir recht herzlich für dein Versprechen, uns zu helfen. Doch nun muss ich aufbrechen. Meine Schwester wartet sicher schon auf mich. Auch möchte ich nicht, dass Mama etwas von unserem Treffen erfährt, ehe ich ihr nicht alles erklärt habe.“
„Wenn du das Geheimnis noch einen Tag lang wahren kannst, werde ich selbst alle Erklärungen übernehmen. Gleich am Montag will ich deine Mutter aufsuchen. Mach dir also keine unnötigen Sorgen.“ Er gab seiner Nichte einen Kuss auf die Stirn und begleitete sie hinaus. „Ich werde mich um alles kümmern.“
Sommerliche Wärme umfing Georgina, als sie auf die Straße hinaustrat. Doch sie bemerkte das kaum. Sie hatte auch keinen Blick für das bunte Markttreiben oder für die Gruppe junger Mädchen, die unter pastellfarbenen Sonnenschirmen kichernd beisammen stand. Tief in Gedanken versunken, eilte sie zurück zur Kirche. So vieles war noch nicht geklärt. Würde Ihr Onkel sein Versprechen wahr machen? Und würde ihre Mama die Hilfe
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