MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
spürte, wie kühl es in der Kirche war.
Latimer musste sich beherrschen, um sie nicht an sich zu ziehen und sie mit seinem Körper zu wärmen. „Bitte“, er hielt ihr sein Taschentuch hin. Und während sie sich die Tränen trocknete, fuhr er fort: „Wollen Sie mir nicht verraten, was Sie bedrückt? Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Ihnen zu helfen. Bitte, glauben Sie mir!“
„Ich habe mein Wort gegeben zu schweigen“, sagte sie leise.
„Dieser Schurke hat Sie verletzt. Warum schützen Sie ihn?“
„Dieser Schurke?“ Verwirrt starrte sie den Maler an. Er konnte doch unmöglich wissen, was ihr widerfahren war. „Wen meinen Sie?“
„Mansell natürlich. Sie waren mit ihm zusammen. Was also hat er getan, um Sie so unglücklich zu machen?“
Erschrocken schüttelte sie den Kopf. „Sie irren sich. Ich habe Mr. Mansell direkt vor der Kirche getroffen, als ich zurückkam.“
„Sie haben Händchen gehalten!“
„Nein, ich …“ O Gott, Latimer glaubte ihr nicht! „Ich wäre fast gestürzt, und Mr. Mansell hat mich festgehalten.“
Ein spöttisches Lachen war die Antwort.
Zorn regte sich in Georgina. Sie hatte nichts getan, um solches Misstrauen zu verdienen! „Ich habe Sie gefragt, ob Sie mir einen Gefallen tun wollen. Und Sie haben Ja gesagt. Das war sehr nett von Ihnen. Aber es gibt Ihnen nicht das Recht, sich in meine Privatangelegenheiten einzumischen“, stieß sie hervor, ehe sie mit grimmiger Miene aufsprang, sich das Hütchen vom Kopf riss und versuchte, es in seine ursprüngliche Form zurückzubringen.
Nach einer Weile bemerkte sie, dass Latimers Gesichtsausdruck sich erneut verändert hatte. Um seine Lippen spielte ein belustigtes Lächeln, und seine grauen Augen blickten beinahe zärtlich. Er nahm ihr den Hut aus der Hand und bog die Krempe geschickt zurecht. Nachdem er auch noch das blaue Band neu gebunden hatte, gab er Georgina die nun wieder hübsch aussehende Kopfbedeckung zurück.
Sie wollte ihm danken, doch überraschend schob er ihr sanft eine Locke aus der Stirn, und plötzlich waren da wieder die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Kein Wort brachte sie über die Lippen. Schweigend schaute sie ihn an.
Georginas Atem ging ein wenig schneller, als sie sich eingestand, wie sehr sie Latimers Augen, seine Nase, die Form seines Gesichts und den Schwung seiner Lippen mochte. Wenn er und nicht Carstairs sie geküsst hätte … Ein heißer Schauer überlief sie, und sie spürte, wie sie schon wieder errötete.
„So, alles in Ordnung“, stellte Ned fest und reichte ihr den Arm. „Wollen wir aufbrechen?“
Ihre Knie fühlten sich weich an, als sie in die warme Nachmittagssonne hinaustrat.
Madame Suzette empfing Katherine und ihren Begleiter überaus freundlich und begann sofort, der jungen Dame die neuesten Kreationen zu zeigen. Während Kate Hüte in allen Formen und Farben musterte und bescheidene sowie reich mit Spitzen und anderen Accessoires verzierte Hauben bewunderte, schien die Zeit wie im Fluge zu vergehen. Doch nach einer Weile – inzwischen hatte sie verschiedene Kopfbedeckungen aufprobiert – ließ Radleys Geduld nach. Nervös schaute Kate zu ihm hin.
„Das Hütchen mit der rosa Stoffrose steht dir hervorragend“, erklärte er. „Oder möchtest du lieber etwas mit einer breiteren Krempe?“
Himmel, wo blieb Georgina nur? Kate wusste wahrhaftig nicht, wie sie den Aufenthalt bei der Hutmacherin weiter in die Länge ziehen sollte. „Ich möchte den grünen Tschako noch einmal aufsetzen. Findest du nicht, dass ein hoher Hut mich etwas größer wirken lässt?“, fragte sie ihren Verlobten.
Der musste ein Stöhnen unterdrücken, als Madame den grünen Samthut mit den roten Federn diensteifrig herbeiholte und erklärte: „Ideal zum Reiten, Mademoiselle. Sie reiten wohl gern?“
Kate errötete. „Ich dachte, ich könnte ihn im Herbst zu meinem Samtmantel tragen.“
„Das wäre sehr ungewöhnlich, aber …“, Madame Suzette wollte die einzige Kundin, die sich an diesem Tag in ihren Salon verirrt hatte, nicht verlieren, „… aber durchaus möglich.“
Radley trat ans Fenster und schaute auf den sonnenüberfluteten Marktplatz hinaus. Die Händler begannen ihre nicht verkauften Waren zusammenzupacken. Ein paar ärmlich gekleidete Kinder warteten darauf, zerdrücktes Obst und aussortiertes Gemüse umsonst mitnehmen zu können.
Ah, da kamen Georgina und Latimer endlich. Radley wandte sich um. „Deine Schwester kann dich sicher bei der Auswahl
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