MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
zu ihrem Verlobten hin. „John, denkst du, wir können Mr. Latimer unsere Unterstützung zusagen?“
„Nun, solange wir nicht für ihn lügen müssen …“
Nell schaute aufs Wasser hinaus, folgte mit dem Blicken einem Kahn, der langsam flussabwärts trieb. Es war ein so friedliches Bild. Und sie konnte es an der Seite des Mannes genießen, den sie über alles liebte. Diese Tatsache hatte sie auch ein wenig dem gut aussehenden Viscount zu verdanken, der sie jetzt so verzweifelt anschaute. „Ich habe nicht vergessen, wie freundlich Sie in London zu mir waren“, erklärte sie. „Deshalb will ich Ihnen Ihre Bitte nicht abschlagen.“
„Ich danke Ihnen! Dann muss ich also Miss Cunningham als Erstes dazu bringen, mich zu empfangen. Anschließend …“
„Einen Moment, bitte!“, fiel Mansell ihm ins Wort. „Warum sind Sie sich so sicher, dass Sie Miss Georgina nicht gleichgültig sind?“
„Es gab deutliche Anzeichen dafür.“ Er seufzte. „Doch dann habe ich einige Dinge getan, die sie – wie ich fürchte – gegen mich aufgebracht haben.“
Jetzt lächelte Mansell. „Machen Sie sich keine unnötigen Sorgen. Ich weiß, dass Miss Georgina keine Abneigung gegen Sie gefasst hat.“
„Dann wird sie, Ihrer Meinung nach, zu einem Treffen mit mir bereit sein?“
„Allerdings. Wie sie dann aber auf Ihr Geständnis reagieren wird, kann ich nicht voraussagen. Sie werden wohl auf Gottes Hilfe hoffen müssen. Ich jedenfalls wünsche Ihnen alles Glück der Welt.“ Dankbar darüber, dass er sein Glück gefunden hatte, warf er Nell, die in ihrem bunten Sommerkleid wirklich reizend aussah, einen verliebten Blick zu.
Als die drei die Pforte zum Garten der Cornwells erreichten, verabschiedete Latimer sich und ging in Richtung der Brücke davon. Sein Schritt war jetzt bedeutend beschwingter als noch vor einer Stunde. Auch seine Augen blickten wieder zuversichtlicher. Während er den Hang zur Straße hinaufstieg, begann er, mit den Vögeln um die Wette zu pfeifen.
Nell und Mansell sahen ihm nach, wurden dann jedoch von einem Schwarm Enten abgelenkt, die sich auf dem Wasser hatten treiben lassen und sich jetzt, durch irgendetwas aufgeschreckt, in die Lüfte erhoben. „Komm, Liebes“, meinte der Pastor, „wir wollen uns noch etwas auf die Bank beim Rosenbeet setzen.“ Damit zog er Nell in den Garten.
Latimer hatte unterdessen die Brücke erreicht und festgestellt, dass die Lausbuben zurückgekehrt waren.
Gerade beratschlagten sie, welchen der Kähne sie als nächstes Ziel auswählen sollten. Schon hoben sie die Hände mit den Kieselsteinen. Und dann stand plötzlich ein großer Gentleman mit breiten Schultern vor ihnen, packte einen von ihnen beim Kragen und sagte: „Rupert, was tust du hier? Ich glaube kaum, dass deine Mutter mit dieser Freizeitbeschäftigung einverstanden wäre.“
„Becky hat mich ins Dorf geschickt, um im Laden Hirschhornsalz zu besorgen“, verteidigte der Knabe sich. „Dann habe ich Jimmy Porter und die anderen getroffen. Wir wollten nur den Booten zuschauen. Das schadet doch keinem.“
„Wenn jemand von euren Kieseln getroffen wird, kann ihm das sehr wohl schaden“, erklärte Latimer ruhig. „Das sollte dir eigentlich klar sein. Vor allem, nachdem du mir nach der Geschichte mit den Hunden versprochen hast, dir in Zukunft mehr Gedanken über die Folgen deiner Taten zu machen.“
Schuldbewusst senkte Rupert den Kopf. „Es tut mir leid, Sir. Ich habe es einfach vergessen.“
„Vermutlich hast du auch vergessen, dass Becky auf dich wartet. Oder hast du das Hirschhornsalz schon gekauft?“
„Nein.“ Jetzt begann die Unterlippe des Knaben zu zittern. „Bitte, verraten Sie mich daheim nicht. Ich laufe sofort zum Laden und dann auf dem kürzesten Weg nach Hause. Ich verspreche es.“
„Das ist das Mindeste, was ich von dir erwarte“, erklärte Latimer, dem es inzwischen schwerfiel, seine vorwurfsvolle Miene beizubehalten. „Und damit du nicht auf falsche Gedanken kommst, werde ich dich ein Stück begleiten. Aber bring erst einmal deine Kleidung in Ordnung. Ich möchte nicht mit einem Vagabunden gesehen werden.“
Rupert beeilte sich, der Aufforderung nachzukommen. Da Latimer bereits vorausgegangen war, musste der Junge ihm hinterherlaufen. „Sie werden Mama doch nichts verraten?“, fragte er, während er sein schmutziges Gesicht notdürftig mit dem Taschentuch säuberte.
„Nein. Schließlich müssen wir Männer zusammenhalten. Weißt du, ich selbst habe nichts gegen
Weitere Kostenlose Bücher