MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
zwingen, den Gentleman – der, wie ich zugeben muss, tatsächlich sehr gut aussieht und überaus charmant sein kann – zu erhören. Ich jedoch erklärte ihr, wenn ich meinen John nicht heiraten dürfe, dann wolle ich lieber als alte Jungfer sterben.“
„Das war mutig von dir!“
Nell seufzte. „Insbesondere, wenn man bedenkt, dass der besagte Viscount ganz in der Nähe hinter einer Säule stand und jedes Wort hören konnte.“
„O Gott!“, entfuhr es Kate.
„Er hat sich jedenfalls als echter Gentleman erwiesen. Er tanzte einmal mit mir, wünschte mir viel Glück für die Zukunft und verließ dann unter irgendeinem Vorwand den Ball.“
„Und du bist ihm nie wieder begegnet?“
„Nein. Ich hatte also nicht einmal die Möglichkeit, ihm für seine Großzügigkeit und sein Taktgefühl zu danken. Tags darauf eröffnete Papa mir, dass er mir noch eine letzte Chance geben wolle. Wenn ich in den nächsten Tagen keinen Antrag erhielte, würden wir heimreisen. Er hielt das für eine Strafe.“
Alle drei begannen zu lachen.
„Tatsächlich habe ich ein schlechtes Gewissen, weil Papa und Großvater meinetwegen so viel Geld ausgegeben haben. Trotzdem war ich natürlich überglücklich, John nach all diesen Wochen endlich wiederzusehen.“ Sie hob den Kopf, um prüfend den Stand der Sonne zu beurteilen. „Ich bin übrigens mit ihm verabredet. Und ich möchte ihn nicht warten lassen.“
„Du willst schon gehen?“ Kate war sichtlich enttäuscht. „Ich wollte dir noch so viele Fragen zur Mode in London stellen und …“
„Beim nächsten Mal“, versprach Nell.
Doch Georgina, der eingefallen war, dass Mr. Latimer angeblich die Angewohnheit hatte, den Lunch im Gasthof von Compton Lacey einzunehmen, hatte eine Idee. „Wir könnten dich ein Stück begleiten, Nell. Warte, ich hole nur schnell unsere Strohhüte!“
Gleich darauf wanderten die drei jungen Damen zwischen grünen Weiden und blühenden Hecken in Richtung des Dorfs.
„Ich habe gehört, dass ein Maler Blanchard’s Cottage gemietet hat“, sagte Nell.
„Ja, ein sehr netter junger Mann“, erklärte Kate. „Latimer heißt er. Wir haben ihn unter unsere Fittiche genommen, nachdem Rupert ihm einen dummen Streich gespielt hat. Bestimmt wirst du ihn in den nächsten Tagen sehen, wie er eine besonders schöne Blume, ein idyllisches Plätzchen oder auch ein ungewöhnliches Bauwerk auf seinem Skizzenblock verewigt. Doch nun musst du mir die Kleider beschreiben, die die feinen Damen in London tragen.“
Viel zu schnell erreichten sie das Pfarrhaus, in dem Mansell seine Verlobte erwartete. Da es inzwischen sehr warm geworden war, lud er Georgina und Katherine zu einem erfrischenden Getränk ein, was die beiden dankend annahmen, ehe sie sich auf den Heimweg machten.
„Du warst sehr still heute, Gina“, stellte Kate fest. „Hast du Kummer? Doch nicht etwa wegen Mr. Latimer?“
Sie seufzte. „Ich komme mir so dumm vor. Aber ich muss immer an ihn denken.“
Obwohl sie selbst sehr romantisch veranlagt war, fand Katherine es erschreckend unvernünftig, sich in einen armen Maler zu verlieben. „Du solltest wirklich versuchen, ihn zu vergessen“, sagte sie also. „Früher warst du ein so fröhlicher Mensch. Ich glaube, dieser Mann macht dich unglücklich. Und das ist einfach nicht richtig.“
Ehe Georgina etwas darauf antworten konnte, tauchte aus einer Seitenstraße plötzlich ein Reiter auf, der es sehr eilig zu haben schien. Die Schwestern waren gezwungen, zur Seite zu springen.
Georgina wurde blass und griff Halt suchend nach Kates Arm. „O Gott“, flüsterte sie, „das war dieser schreckliche Carstairs.“
„Lass uns sofort zum Pfarrhaus zurückgehen!“ Katherine wandte sich um.
Doch zu spät. Der Reiter hatte das Pferd gewendet und brachte es nun vor den beiden jungen Damen zum Stehen. „Sieh an, die bezaubernde Miss Cunningham!“, rief er. „Und in so reizender Begleitung!“
„Lassen Sie uns vorbei!“, forderte Georgina ihn mit bebender Stimme auf.
Doch er lachte nur. „Meine Süße, seien Sie doch nicht so abweisend! Schließlich sind wir irgendwie miteinander verwandt und sollten unsere Bekanntschaft vertiefen.“
„Wenn Sie uns nicht in Ruhe lassen, muss ich Sir Arthur über Ihr unpassendes Benehmen informieren.“
Sie wollte ihm drohen! Carstairs stieg die Zornesröte ins Gesicht, doch er musste einsehen, dass er am helllichten Tag mitten auf der Hauptstraße von Compton Lacey nicht viel unternehmen konnte, um sich an
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