MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
ist das?“
„Eine Zeichnung, die Mr. Latimer für dich gemacht hat.“ Er legte das Blatt auf den Waschtisch.
Georginas Augen leuchteten auf. „Du hast Mr. Latimer getroffen?“
„Ja, wir sind zusammen vom Dorf zurückgegangen. Dabei hatten wir ein interessantes Gespräch von Mann zu Mann.“
„Tatsächlich?“ Man konnte Georgina ansehen, wie verwirrt sie war.
Er nickte, musste aber keine weiteren Erklärungen abgeben, weil Katherine in diesem Moment von unten rief: „Das Dinner ist fertig!“
Rupert stürzte aus dem Raum, und Georgina wollte ihm schon folgen, als ihr Blick auf die zusammengefaltete Skizze fiel. Statt also ihre wilden Locken mit einem Bändchen zu bändigen, faltete sie das Papier auseinander. Eine flüchtig hingeworfene Zeichnung des Kirchplatzes kam zum Vorschein.
Seltsam … Georgina hatte schon bedeutend bessere Werke des Malers gesehen. Kunst war dies nicht. Aber vielleicht sollte das Bildchen eine Botschaft übermitteln? Nur welche? Sie runzelte die Stirn. Dann entdeckte sie in einer Ecke ein paar winzige Buchstaben.
Ihr Herz machte einen Sprung.
Bitte, verzeihen Sie mir! Und: Morgen um 3 , las sie. Eine Unterschrift gab es nicht.
Ihre Augen strahlten, und um ihre Lippen spielte ein Lächeln, als sie die wundervollen Worte noch einmal las. Sie würde also nicht weiter nach Möglichkeiten suchen müssen, dem Gentleman zu begegnen, der ihr inzwischen so viel bedeutete. Er selbst hatte um ein Treffen gebeten. Er wollte sie sehen, mit ihr sprechen. Bei dieser Gelegenheit würde es ihr schon irgendwie gelingen, ihm klarzumachen, dass sie keinen reichen Gatten brauchte. Er sollte nicht aufhören, um sie zu werben, nur weil er in beschränkten Verhältnissen lebte. Sie würde ihm einfach sagen …
Ihre Euphorie verflog. Ja, was sollte sie ihm eigentlich sagen? Fest stand, dass Ned Latimer ein stolzer Mann war. Sein Benehmen, seine Bildung und seine Haltung verrieten, dass er eine gute Erziehung genossen hatte. Für ihn musste die Vorstellung unerträglich sein, einer Gattin nicht aus eigener Kraft das bieten zu können, was ihr seiner Überzeugung nach zustand. Dass er an jenem Abend nach Mansells unglücklicher Bemerkung das Haus fluchtartig verlassen hatte, statt ihr seine Gefühle zu gestehen, war Beweis genug dafür.
Sie grübelte noch darüber nach, wie sie ihr Anliegen möglichst taktvoll vorbringen konnte, als Kate zur Tür hereinschaute und sagte: „Was machst du denn so lange, Gina? Das Gemüse wird kalt, während wir auf dich warten. Becky ist beleidigt, weil sie heute mit dem Kochen so viel Mühe hatte. Und Mama wird langsam ungeduldig.“
Tatsächlich begrüßte Mrs. Cunningham ihre Älteste mit einem Stirnrunzeln, als diese endlich mit Katherine ins Speisezimmer trat. „Wir mussten ohne dich beginnen, Gina. Was ist denn los? Unpünktlich zu sein, ist sehr untypisch für dich.“
„Verzeih mir, Mama. Es wird nicht wieder vorkommen.“ Sie nahm Platz und füllte ihren Teller, als ihr plötzlich bewusst wurde, dass ihr kleiner Bruder am Kopfende des Tisches thronte. War das wieder eine seiner kleinen Frechheiten? „Warum sitzt Rupert auf Papas Stuhl?“, fragte sie.
„Dieser Platz steht ihm jetzt zu“, gab ihre Mutter freundlich zurück. „Er hat sich entschlossen, zu seiner Verantwortung als einziger Mann in dieser Familie zu stehen.“
Kate kicherte. „Bis ihm irgendein neuer Unsinn einfällt. Es wird bestimmt nicht lange dauern, bis wir das Innere unserer Schuhe wieder nach Spinnen und Käfern absuchen müssen.“
„Wir sollten ihm zumindest die Chance geben“, erklärte Mrs. Cunningham ernst.
Und Georgina dachte, während sie ihr lauwarmes Gemüse aß: Ich würde jede Wette darauf eingehen, dass Ruperts Unterhaltung mit Mr. Latimer irgendetwas mit dieser Entwicklung zu tun hat.
Am nächsten Tag erklärte Katherine nach dem Lunch, dass sie den Radleys einen Besuch abstatten wolle. Nach der unerfreulichen Begegnung mit Carstairs – von der sie ihrer Mutter nichts erzählt hatten – wollte sie allerdings nicht gern allein gehen.
Sogleich erklärte Georgina sich bereit, sie ein Stück zu begleiten. Sie hatte sich bereits den Kopf darüber zerbrochen, wie sie das von Mr. Latimer vorgeschlagene Treffen möglichst unauffällig wahrnehmen könnte. „Rupert, komm doch auch mit“, schlug sie vor. „Während der letzten Tage gab es so viel zu tun, dass wir die Hunde ziemlich vernachlässigt haben. Ein ordentlicher Spaziergang wird ihnen guttun.“
Der alte
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