MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
Handflächen gegen die schmerzenden Schläfen. „Verzeih mir, Liebes. Ich weiß ja, dass du tust, was in deiner Macht steht. Es ist nur … Ich mache mir solche Sorgen. Mr. Pickens war hier. Und wie es aussieht, besitzen wir noch weniger, als wir zunächst annahmen.“
Marcus Pickens war ein Freund und auch der Anwalt der Familie. Nach Reverend Cunninghams Tod hatte er viele Stunden damit verbracht, den Nachlass des Verstorbenen zu ordnen. Nun hatte er der trauernden Witwe schweren Herzens eine schlechte Nachricht überbringen müssen.
„Meine liebe Mrs. Cunningham“, hatte er gesagt, „ich bedaure zutiefst, was ich Ihnen jetzt mitteilen muss. Leider hat Ihr Gemahl einige wichtige Angelegenheiten über längere Zeit vernachlässigt. Es gibt Rechnungen, die schon vor Monaten hätten beglichen werden müssen. Wenn erst alle Schulden bezahlt sind, wird für Sie und die Kinder nicht mehr viel übrig bleiben.“
Amelia Cunningham hatte ihn fassungslos angeschaut. „Aber er hat nie erwähnt, dass wir in Schwierigkeiten stecken!“, rief sie dann. „Trotzdem habe ich stets vorsichtig gewirtschaftet. Ich verstehe das nicht!“
Freundlich erklärte der Anwalt ihr, der Reverend habe zu seinen Lebzeiten eine Rente aus dem Familienvermögen erhalten. Mit seinem Tod waren die Zahlungen jedoch eingestellt worden. Auch sein Gehalt wurde jetzt natürlich nicht mehr gezahlt.
„Es muss doch Ersparnisse geben!“, rief Mrs. Cunningham. „Geld, das für Ruperts Ausbildung zurückgelegt wurde und für die Mitgift der Mädchen.“
Bedauernd schüttelte Mr. Pickens den Kopf. „Tatsächlich hat es bis vor einiger Zeit eine größere Summe gegeben, die wohl für diese Dinge gedacht war. Doch Mr. Cunningham hat davon nicht nur Harrys Offizierspatent bezahlt, sondern offenbar auch andere Dinge. Zudem mussten in letzter Zeit zwei Begräbnisse finanziert werden. Der Rest reicht gerade für Miss Katherines Mitgift.“
Alles Blut wich aus Amelia Cunninghams Gesicht. „Aber da sind doch auch noch Georgina und Sophie! Und natürlich Rupert. O Gott, was soll ich nur tun?“ Verstohlen wischte sie eine Träne fort. „Wo kann das Geld denn geblieben sein? Wir haben doch so bescheiden gelebt, insbesondere nachdem Harry gefallen war. Henry wollte das Haus ja gar nicht mehr verlassen. Er hat nur noch für seine Bücher gelebt.“
„Eben“, sagte der Anwalt leise und wies mit einer weit ausholenden Geste auf die vollen Bücherregale, die jede Wand des Studierzimmers bedeckten, in dem sie saßen. „Auf meinen wiederholten Rat, die Sammlung nicht weiter auszubauen, hat Mr. Cunningham leider nie gehört.“
„Bestimmt können wir die Bücher verkaufen. Sie müssen doch einen großen Wert darstellen.“ Hoffnung flackerte in Mrs. Cunninghams Augen auf. „Ich gebe zu, dass mir nicht klar war, wie viele er angeschafft hat. Er wollte ja bei seinen Studien nicht gestört werden. Nur Sophie durfte oft stundenlang bei ihm sitzen. Sie ist ein so stilles kleines Ding. Ich glaube, sie hat von ihrem Vater die Liebe zu Büchern geerbt.“
„Viele Menschen interessieren sich für die Themen, die Ihren Gatten so begeistert haben“, stellte Mr. Pickens fest. „Leider muss ich Ihnen jedoch sagen, dass Mr. Cunningham es mit seiner Sammelleidenschaft übertrieben hat. Für einige der Werke hat er eindeutig zu viel bezahlt. Es wird uns nicht gelingen, beim Verkauf auch nur einen annähend so guten Preis zu erzielen. Ein paar der Bücher halte ich sogar für unverkäuflich.“
Das waren in der Tat schlechte Nachrichten.
Und als Mrs. Cunningham nun ihrer ältesten Tochter von dem Gespräch mit Marcus Pickens berichtete, stiegen ihr erneut Tränen in die Augen. „Als wäre es nicht schwer genug für uns, dass wir deinen Vater und deinen Bruder innerhalb so kurzer Zeit verloren haben“, klagte sie. „Nun auch noch diese finanziellen Probleme! Keine Mitgift für dich und Sophie …“
„Mach dir meinetwegen keine Sorgen, Mama. Ich habe bisher nie den Wunsch zu heiraten verspürt. Ich bleibe gern bei dir. Es sei denn“, sie lachte leise auf, „ein außerordentlich attraktiver, edler und reicher Ritter würde hier auftauchen und mich auf seinem weißen Hengst entführen.“
Das entlockte sogar ihrer Mutter ein Lächeln. „Geld war nie wichtig für dich, mein Liebes. Das weiß ich. Sonst hättest du gewiss einen deiner wohlhabenden Verehrer so weit ermutigt, dass er um dich angehalten hätte.“
„Das stimmt. Irgendwie hatte ich stets das
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