MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
kleinen Alkoven, wo sie in Ruhe miteinander reden konnten.
„Willst du immer noch so schnell wie möglich abreisen, Iain?“, fragte er, nachdem er den Vorhang zugezogen hatte, damit sie ungestört waren.
„Ja, es sei denn, du brauchst mich hier noch“, erwiderte Iain.
„Möchtest du mir noch irgendetwas über Julia sagen?“
Iain stieß die Luft aus. „Nein, Onkel Robert.“
„Mehr als ‚Nein, Onkel Robert?‘ fällt dir dazu nicht ein?“
Iain fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Ich weiß nicht, was du von mir erwartest. Ich will nicht für jemanden verantwortlich sein, wenn ich für mich selbst kaum Verantwortung übernehmen kann. Ich kann doch nicht aufgrund meiner persönlichen Schwächen jemanden in Gefahr bringen, den ich liebe.“
„Jemanden, den du liebst?“, fragte er. „Wenn du sie liebst, wie kannst du sie dann zurücklassen, damit ein anderer Mann sie sich schnappt?“
„Onkel Robert, eben weil ich sie liebe, tue ich das. Ich kann nicht jeden Tag mit der Angst leben, dass ihr wegen mir etwas zustoßen oder ich sie nicht davor bewahren könnte.“
Sein Onkel schüttelte den Kopf. „Glaubst du nicht, dass ich nicht auch in ständiger Sorge um deine Tante oder unsere Kinder lebe, nachdem ich gesehen habe, was dir und deinen Eltern zugestoßen ist? Ich habe bei dem Unfall meinen geliebten Bruder verloren und meine Schwägerin – und beinahe auch seinen Sohn. Bis auf den heutigen Tag habe ich so schreckliche Angst, wenn ich Clarinda oder die Kinder in eine Kutsche setze, dass ich kaum Luft bekomme.“
„Was?“, fragte Iain, schockiert über diese Enthüllung. „Das wusste ich nicht.“
„Dein Vater würde nicht wollen, dass ich mir von der Angst das Leben ruinieren oder diktieren lasse, und er würde auch nicht wollen, dass sie dein Leben bestimmt, Iain. Daher denke ich jedes Mal daran, wenn ich Clarinda vor lauter Angst wieder aus der Kutsche ziehen möchte, und lasse sie fahren.“
Bevor Iain etwas erwidern konnte, hörte er von draußen Stimmen näher kommen. Als er den Vorhang aufziehen wollte, um ihre Anwesenheit zu offenbaren, hielt sein Onkel ihn mit einer Geste davon ab.
„Hier draußen ist es kühler, Anna“, sagte Julia. „Möchtest du, dass ich dir etwas zu trinken hole?“
„Nein, ich brauche nur ein paar Augenblicke Ruhe, weg von der Menschenmenge und der Hitze. Komm, setz dich zu mir.“ Iain hörte, wie sie sich auf dem kleinen Sofa im Flur niederließen, das dem Alkoven gegenüberstand.
„Freust du dich schon darauf, wenn in ein paar Tagen alle abreisen, Anna? Ich weiß, dass es bis jetzt keine einfache Schwangerschaft war, du musst dich doch nach Ruhe und Frieden sehnen“, meinte Julia.
„Ich werde froh sein, wenn ich weiß, dass für dich alles geregelt ist, meine Liebe. Ich hatte gehofft, dass du mir sagen würdest, was dich bewegt, damit ich weiß, wie ich weiter vorgehen soll.“
„Anna, ich heirate, wen immer ich deiner Meinung nach heiraten soll“, erklärte Julia leise. „Ich lasse mich da ganz von dir leiten.“
„Ich habe dich doch nie gebeten, dich in dieser Angelegenheit nach meinen Wünschen zu richten. Ich weiß, dass du nicht glücklich mit dem allen bist, und ich weiß auch, dass du mir deine tiefsten Gefühle vorenthältst. Ich bitte dich nur, dass du mir erzählst, was in dir vorgeht, damit ich weiß, was ich tun soll.“
„Was ich mir im Herzen wünsche, hat nichts zu bedeuten, Anna. Er liebt mich nicht genug, um mich zu heiraten.“
Sie sprach von ihm . Iain drehte sich um, wollte etwas sagen, doch wieder hinderte ihn sein Onkel daran.
„Er traut weder mir noch seinen Gefühlen, und so kann er nicht annehmen, was ich ihm biete.“
Ihre Worte klangen traurig, aber ergeben. Er musste ihr sagen, dass es sein Versagen war, nicht ihres.
„Ich dachte, ich könnte genau die Frau sein, die er braucht, aber anscheinend bin ich das nicht.“
„Julia, ich glaube, er will dich nicht aus allem herausreißen, was du haben und tun könntest. Wärst du auch ohne Reisen glücklich und wenn du nicht auf Bälle gehen und dich in den höchsten Kreisen bewegen könntest, so wie Trey es dir in den letzten Jahren ermöglicht hat?“
„Anna, das meiste habe ich für dich getan. Ich würde alles tun, worum du mich bittest, denn ich verdanke dir so viel! Ich weiß, was du alles gemacht hast, damit Tante Euphemia und ich es gut hatten. Ich weiß, welchen Preis du dafür gezahlt hast.“ Julia hielt inne, als Anna aufkeuchte. „Und ich will
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