MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
ich bin noch nicht bereit, dort hinzufahren.“ Er sah sie an. „Ich will nicht in einem Rollstuhl reisen.“
Obwohl sie am liebsten mit ihm über seine Sorgen wegen dieser Reisemethode diskutiert hätte, wusste sie, dass er dies nicht hören wollte. Mitgefühl war anscheinend nicht angebracht, wenn man es Männern anbot – vor allem jungen, stolzen Männern.
„Nun, nachdem du jetzt schon so viel mehr machen kannst, ist es vielleicht an der Zeit, noch einmal darüber nachzudenken. Ich kann dir die Namen von ein paar sehr schönen Orten nennen, die wir besucht haben.“
Auch sie verfügte über einigen Stolz, und sie staunte, wie ruhig die Worte herauskamen. Vor allem, wo er jetzt so dicht bei ihr stand. So nahe, dass kein anderer mehr zwischen sie gepasst hätte. Sie beobachtete, wie er eine Art inneren Kampf auszufechten schien, bevor er antwortete.
„Julia …“, begann er, doch dann versagte ihm die Stimme. Er atmete tief durch und versuchte es noch einmal. „Ich muss mich wegen gestern Nacht bei dir entschuldigen.“
„Iain, bitte sprich nicht davon. Ich hätte nicht zu dir kommen sollen. Ich hätte dich nicht mit meinen Wünschen belästigen dürfen – wo ich dir doch so viel verdanke.“
„Julia, nicht du hast einen Fehler begangen …“
„Ich habe heute noch einmal über alles nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es wirklich anmaßend von mir war zu erwarten, dass du meine Liebeserklärung einfach annimmst“, erklärte sie, indem sie ihm einfach das Wort abschnitt.
Seit letztem Abend hatte sie an nichts anderes mehr gedacht. Und sie hatte erkannt, dass sie einfach nicht die Art Frau war, die Iain sich für die Ehe wünschen würde. Warum sonst würde ein Mann all das ausschlagen, was sie ihm angeboten hatte?
„Ich habe ein paar Eigenschaften, von denen sich Männer abgestoßen fühlen – mein Interesse an Bildung und Wissen, meine Freimütigkeit, sogar mein Aussehen.“
„Dein Aussehen?“, wiederholte er, während er sie von Kopf bis Fuß musterte. Ihr wurde heiß bei seinen Blicken. „Was soll denn mit deinem Aussehen nicht stimmen?“
Sie erzählte ihm, was sie im Alkoven vor dem Ballsaal im ersten Stock belauscht hatte. „Ich sehe zu schottisch aus, ich bin nicht so blond und blass, wie eine echte englische Lady es sein sollte.“
Er brummte etwas in sich hinein, was zum Teil nicht sonderlich höflich war. „Wer hat das denn zu dir gesagt?“
„Das spielt keine Rolle. Schließlich besteht darin nur einer meiner Mängel. Ansonsten habe ich noch gehört, dass ich zu sehr Dialekt rede und dass ich die Männer mit meinen intellektuellen Fähigkeiten einschüchtere. Ohne die Mitgift, die Trey mir in Aussicht stellt, und ohne die Verbindungen, die eine solche Heirat mit sich brächte, hätte keiner der eingeladenen jungen Gentlemen mich als passende Ehefrau in Betracht gezogen.“
Obwohl sie eigentlich über ihn hatte sprechen wollen, hatte sie ihm soeben ihre größte Angst offenbart – dass sie einen Mann heiraten könnte, der sich kein bisschen aus ihr machte, sondern sie nur nahm, weil sie ihm Geld und Verbindungen einbringen würde. Und obwohl dies in der feinen Gesellschaft durchaus üblich war, hatte sie nie gedacht, dass auch sie einmal eine solche Ehe würde schließen müssen. Die Julia Fairchild, die in Edinburgh bei ihrer Schwester aufgewachsen war, hätte sich über derartige Dinge nie den Kopf zerbrechen müssen. Anders als die Julia, deren Schwester jetzt eine Countess war, verheiratet mit einem der mächtigsten Männer des Königreichs.
„Julia, das kannst du doch nicht ernsthaft glauben?“, fragte Iain kopfschüttelnd.
Sie hatte mehr offenbart als geplant, und nun wuchs ihre Unsicherheit, und sie fühlte sich unwohl. „Ich bin auf einmal doch recht müde, Iain.“ Sie nahm das Buch und nickte. „Noch einmal vielen Dank für dein schönes Geschenk.“
Sie ging um ihn herum zur Tür. Diesmal folgte er ihr und stellte sich dicht neben sie.
„Du wirst einen Mann finden, der sich etwas aus dir macht, Julia, keine Angst. Beunruhige dich nicht deswegen.“
Er verstummte und richtete den Blick nach oben. Sie sah ebenfalls hinauf und entdeckte einen weiteren Mistelzweig. Zum Glück war niemand da, der es hätte sehen können, sodass sie nicht gezwungen waren, sich zu küssen.
Doch zu ihrer Überraschung spürte sie plötzlich seine Lippen auf ihren und seine Hände auf ihren Schultern. Und er beließ es nicht bei einem höflichen kleinen Kuss.
Weitere Kostenlose Bücher