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MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18

MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18

Titel: MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss , Annie Burrows , Terri Brisbin
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aufhalten können. Und wenn er fiel, würde er vielleicht nie wieder das Bewusstsein erlangen.
    Sie sprachen kaum, konzentrierten sich ganz auf den anstrengenden Aufstieg. Hin und wieder murmelte Ellie ihm etwas Ermutigendes zu – „Jetzt haben wir schon die Hälfte!“ – „Nur noch vier Stufen!“ –, aber sie wusste nicht einmal, ob er sie überhaupt verstand. Das einzige Geräusch, das er von sich gab, war ein angestrengtes Stöhnen und das harte Keuchen eines Mannes, der am Ende seiner Kräfte angelangt war. Reine Willenskraft hielt ihn bei Bewusstsein. Nie zuvor war ihr solche Sturheit begegnet – oder solcher Mut.
    Endlich waren sie im ersten Stock angekommen. Vor ihnen lag das Zimmerchen, in dem Amys Bett stand – kaum mehr eine Kammer, aber warm und gemütlich. Rechts ging Ellies Schlafzimmer ab.
    „Ziehen Sie noch mal den Kopf ein.“ Diesmal war sie darauf vorbereitet, als er in ihr Zimmer taumelte. Umsichtig zog sie ihn zu dem kleinen, durch einen Vorhang abgetrennten Alkoven, in dem ihr Bett stand. Er ließ sich stöhnend darauf niedersinken und lag dann bewegungslos da. Sie fiel neben ihm aufs Bett, keuchend und schwach vor Erleichterung. Ihr Atem kondensierte in der kalten Luft zu Dampfwölkchen. Sie musste ihn zudecken, solange ihm vom Treppensteigen noch warm war.
    Ein Nachthemd hatte sie nicht für ihn. Seine Schultern waren zu breit für ihre Kleider, und Hartleys Sachen hatte sie schon vor langer Zeit verkauft. Die paar dünnen Decken, die sie ihr eigen nannte, sahen nicht so aus, als könnten sie einen bewusstlosen Mann vor einer Erkältung bewahren. Die wärmsten Decken lagen auf Amys Bett.
    Sie wickelte ihn in ein Laken und zog die Decken über ihn. Dann nahm sie alle Kleidungsstücke, die sie besaß, und breitete sie über das Bett – Kleider, Schultertücher, eine verblasste Pelisse, einen fadenscheinigen Mantel. Schließlich holte sie den heißen Ziegelstein und schob ihn zu seinen Füßen. Sie trat zurück. Mehr konnte sie für ihn nicht tun. Auch sie zitterte vor Kälte, merkte sie plötzlich. Ihre Füße waren eiskalt. Doch sie konnte sich nicht ins Bett legen, um sich aufzuwärmen.
    Heute Nacht lag dort ein Fremder.
    Amys Bett war nur eine schmale Liege, so lang und so breit wie das Kind selbst. Dort war kein Platz für sie. Unten im Wohnzimmer erstarb wahrscheinlich gerade das Feuer im Kamin. Ellie setzte sich auf einen Schemel, zog die Knie an und kuschelte sich tiefer in ihr Schultertuch. Im Schein der einzigen Kerze im Leuchter starrte sie zu ihm hinüber. Er lag da, warm, entspannt, und hatte es gemütlich, während sie nicht wusste, wie sie sich der Kälte erwehren sollte.
    Er ist zusammengebrochen. Er ist besinnungslos. Er wird mich nicht einmal bemerken .
    Vorsichtig schlich sie auf eiskalten Zehenspitzen zum Bett und sah auf ihn hinab. Er lag auf dem Rücken und atmete tief und regelmäßig. Im schwachen Kerzenlicht hob sich der weiße Verband deutlich von seinem gebräunten Gesicht und dem dichten dunklen Haar ab. Auf seinen schmalen Wangen zeigten sich Bartstoppeln. Er wirkte so groß und bedrohlich in ihrem Bett. Und wenn er nun aufwachte, wenn sie sich zu ihm legte?
    Es ging einfach nicht. Sie schlich zum Schemel zurück. Doch es wurde immer kälter, Zugluft strich ihr an den Beinen entlang, kroch an ihr empor. Bald übertönte ihr Zähneklappern seine ruhigen, tiefen Atemzüge.
    Ihr blieb nichts anderes übrig. Schließlich war es ihr Bett. Es würde keinem etwas nützen, wenn sie erfror. Wenn es um ihre Gesundheit ging, war die Schicklichkeit zweitrangig. Rasch lief sie nach unten und holte ihre Bratpfanne. Zurück in ihrem Schlafzimmer, atmete sie tief durch, wickelte das Laken fest um sich und trat in die Schlafnische, die Bratpfanne in der Hand. Mit dem Gefühl, alle Brücken hinter sich abzubrechen, schloss sie die Vorhänge, die sie vor Zugluft schützten. In dem engen kleinen Raum fühlte sie sich mit dem Fremden noch abgeschiedener als zuvor …
    Draußen prasselte Hagel gegen das Fenster.
    Verstohlen steckte Ellie die Pfanne griffbereit unter die Matratze und legte sich hin. Er lag nicht nur in ihrem Bett, er machte sich darin auch ganz schön breit. Und hatte beinahe alle Decken an sich gerissen. Alles, was zwischen ihnen lag, waren ein paar fadenscheinige Laken. Ellie versteifte sich vor Angst. Dann stupste sie ihn an. „Psst! Sind Sie wach?“ Vorsorglich fasste sie den Griff der Pfanne.
    Doch der Mann regte sich nicht, lag nur da und atmete langsam

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