MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
Der Krach hatte sie fast das ganze Jahr über schier wahnsinnig gemacht, aber irgendwie ärgerte es sie, dass er es einfach in Ordnung brachte, ohne sie vorher zu fragen. Dann ging er ohne Mantel hinaus in die Kälte und hackte Holz für sie und stapelte es unter dem Dachvorsprung am Hintereingang auf, wo es sehr viel praktischer untergebracht war als an dem Ort, wo sie es lagerte. Er schwang die Axt mit Leichtigkeit und Übung. Und bei dem Spiel der Muskeln unter dem weichen Hemd bekam sie einen trockenen Mund. Lange konnte sie den Blick nicht von ihm wenden … bis sie sich dann doch entschied, mit dem weiterzumachen, was sie gerade tat. Eigentlich hätte sie ihm für seine Hilfe dankbar sein müssen. Das war sie ja auch … nur …
Jeden Moment konnte ihm sein Name einfallen und dass er eine Frau hatte, für die er all diese Dinge hätte tun sollen, die er jetzt für sie tat. Und die sechs Kinder. Wie konnte er es wagen, sich unentbehrlich zu machen … und Amy und sie dazu zu bringen, sich als Familie zu betrachten … Es war nicht fair.
Am Nachmittag hatte sie Amy draußen stehen sehen, das Gesicht nach oben gewandt, mit schreckensbleicher Miene. Sie stürzte nach draußen, um nachzusehen, was los war, nur um im nächsten Augenblick ebenso schreckensbleich zu werden wie ihre Tochter: Der elende Kerl kletterte auf ihrem Dach herum, um Schieferplatten zurechtzurücken oder zu ersetzen, als hätte er auf der Welt sonst keine Sorgen. Hilflos stand sie da, drehte das Geschirrtuch in den Händen und schaute ihm zu. Mehrere Male rutschte er aus, und ihr Herz tat einen Satz, ehe es wie wild zu hämmern begann. Er reparierte ihr Dach! Offenbar hatte er den Eimer gesehen, den sie in eine Ecke ihres Zimmers gestellt hatte, um die Tropfen aufzufangen.
Sie hielt den Atem an, während er da oben auf dem Dach herumturnte, und wie er da ohne Leiter hinaufgekommen war, darüber wollte sie nicht einmal nachdenken! Aber als er endlich nach unten gerutscht kam, mit einem Satz, bei dem sie vor Entsetzen aufkeuchte, und dann vor ihr stand, mit diesem … diesem Blick, als erwartete er von ihr, dass sie sich freute, weil er wegen einer so trivialen Angelegenheit Kopf und Kragen riskiert hatte, da …
Da hätte sie ihn am liebsten erwürgt. Oder sich auf ihn gestürzt und ihn bis zur Besinnungslosigkeit geküsst.
Aber sie konnte natürlich weder das eine noch das andere tun,
denn er war ja nicht ihr Mann. Sie durfte ihn weder küssen noch erwürgen, ihn nicht einmal anschreien, denn wie könnte sie ihn anschreien, wo er ihr doch nur hatte helfen wollen? Weil er ihr solche Angst gemacht hatte? Weil sie dadurch erkannt hatte, dass sie ihn liebte? Der Schuft!
Sie liebte ihn.
Langsam erstarb sein triumphierendes Grinsen, und seine Augen begannen so zu strahlen, dass Ellie sich fragte, ob sie die Worte laut ausgesprochen hatte. Er starrte sie an, mit brennendem Blick. Irgendetwas hatte sich in ihrer Miene gezeigt. Entschlossen ging er auf sie zu. Sie wusste, dass er sie im nächsten Moment in die Arme schließen und küssen würde, genau wie heute Morgen, und wie heute Morgen würde sie dahinsinken.
Aber sie konnte es nicht, sie konnte es nicht. Denn wenn sie ihm erlaubte, sie zu lieben, würde sie es nicht ertragen, wenn sie ihn dann gehen lassen musste. Sie hob die Hände, um ihm Einhalt zu gebieten, und kaum einen Schritt vor ihr blieb er stehen. Schwer atmend starrte er sie an. Sie konnte den Blick nicht abwenden, selbst wenn sie mit den Händen eine abwehrende Geste machte. Reglos standen sie voreinander.
„Mr. Bruin!“, sagte eine zornige kleine Stimme.
Er ignorierte es, starrte Ellie an, verschlang sie mit seinen Blicken.
„Mr. Bruin!“ Wutentbrannt zog Amy ihn an seinen hirschledernen Breeches.
Mit sichtlicher Anstrengung riss er sich von Ellies Blick los und ging vor Amy in die Hocke. „Was ist denn, Prinzessin?“
„Du darfst nicht aufs Dach klettern, ohne Mama um Erlaubnis zu fragen. Das ist sehr gefährlich. Du hättest runterfallen und dir den Kopf neu anhauen können. Du bist ein ganz unartiger Bär!“ Ihre Stimme schwankte, als sie hinzufügte: „Und du hast mir und Mama furchtbar Angst gemacht!“
Seine Stimme wurde weich. „Wirklich, Prinzessin? Das tut mir sehr leid.“ Er nahm Amy in die Arme und drückte sie sanft. Über ihren Kopf hinweg begegnete er Ellies Blick, und seine Augen verrieten Reue und irgendein namenloses Gefühl.
Ellies Augen wurden feucht. Was sollte sie nur mit einem Mann wie
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