MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
Sie benutzte ihn als Kissen. Ihr Atem strich ihm warm über die Haut, und ihr Haar, das sich aus dem Zopf gelöst hatte, ergoss sich über seinen Oberkörper. Eine Hand hatte sie ihm auf den Hals gelegt, die andere über seine Brust. Die Laken, die sie so keusch um sich gewickelt hatten, waren nach unten gerutscht, sodass Oberkörper und Beine im Freien lagen. An ihrer gegenwärtigen Lage war nichts Keusches.
Es hatte etwas ungeheuer Anziehendes, wie sie da so weich und warm auf ihm lag. Er unterdrückte ein Stöhnen. Am liebsten hätte er sie auf der Stelle genommen. Ein Bein hatte sie über seine Hüfte gelegt – eine kleine Bewegung, und er hätte in sie eindringen können. Nie hatte er sich etwas so gewünscht. Sie gehörte zu ihm, sie war seine Seelengefährtin, und eine solche Gelegenheit fände er so bald nicht wieder.
Er schluckte. Sein ganzer Körper bebte vor Verlangen, doch er kämpfte dagegen an. Er hatte ihr sein Wort gegeben. Sie vertraute ihm. Auch wenn er ein namenloser Pirat sein mochte, er hatte ihr sein Wort gegeben, und sie hatte ihm geglaubt.
Er würde sie doch nicht nehmen, aber ein Heiliger war er auch nicht. Sacht strich er an ihrer Seite entlang. Er streichelte über das Bein, das sie ihm über seine Hüfte gelegt hatte, liebkoste ihre Schenkel und ihren Bauch. Sie fühlte sich warm und süß an. Er schloss die Augen und zwang sich zur Beherrschung.
Anscheinend hatte er sie geweckt. Die Augen noch geschlossen, reckte und streckte sie sich, worauf er sich beinahe doch vergessen hätte. Sie rieb ihre Beine an seinen, und er bemühte sich vergeblich, die köstlichen Empfindungen auszublenden, die das in ihm auslöste.
Nun schlug sie die Augen auf und blinzelte ihn verschlafen an. Dann lächelte sie, immer noch nicht wach. Ihr Teint war rosig überhaucht, ihre Lippen waren feucht und leicht geöffnet und lächelten entgegenkommend. Da regten sich seine Hände, und er begann sie wieder zu streicheln. Entsetzt riss sie die Augen auf, während sie sich gleichzeitig unwillkürlich an ihn drängte. Noch hatte er sein Versprechen nicht gebrochen, stand aber kurz davor. Er nahm die Hand weg.
Sie wollte sich vorsichtig zurückziehen, musste aber feststellen, dass sie die Beine um ihn geschlungen hatte.
„Oh!“, rief sie aus und versuchte sich von ihm zu befreien. Voll reizender Verlegenheit entdeckte sie, in welch intimer Stellung sie sich befanden. Eilig wollte sie Laken und Nachthemd nach unten ziehen, streifte dabei aber seine aufgerichtete Männlichkeit.
Sie erstarrte, als sie bemerkte, was sie getan hatte, und er biss die Zähne zusammen. Ihr Gesicht verfärbte sich dunkelrot, und sie wandte in plötzlicher Schüchternheit den Blick ab. Er fand es merkwürdig, dass eine verheiratete Frau mit einer Tochter so scheu war, aber er hatte jetzt keine Muße, dieses Rätsel zu ergründen. Eher musste er sich nun ganz auf den Kampf zwischen Körper und Geist konzentrieren. Sein Körper wünschte sich nichts mehr, als mit ihr zu schlafen. Sein Geist wollte es auch.
Aber obwohl er sich an sonst nichts erinnern konnte, diese Sätze hatten sich leider in sein Gedächtnis gebrannt: Ihre Tugend ist bei mir in Sicherheit. Ich werde nichts tun, was Sie bekümmern könnte, darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort …
Wieder zog sie am Saum ihres Nachthemds, wieder streifte sie ihn dabei. Einmal noch, und er konnte für nichts mehr garantieren. Er ergriff ihre Hände und schob sie aus der Gefahrenzone.
„Machen Sie sich keine Gedanken, Ellie. Diese Dinge passieren einfach“, sagte er leise. „Ich habe mein Versprechen nicht vergessen. Guten Morgen“, fügte er hinzu und küsste sie.
Im Hinblick auf ihre Schüchternheit hatte er einen sanften, zärtlichen Kuss geplant, doch sobald ihre Lippen sich unter den seinen öffneten und er ihren süßen Mund schmeckte, war er verloren.
Der zweite Kuss war schon leidenschaftlicher.
Er küsste sie ein drittes Mal und hatte danach das Gefühl, als könnte er jeden Augenblick zerbersten. Er hob den Kopf wie ein Ertrinkender, der unterzugehen drohte, und sagte: „Drei sind meine Grenze, Mrs. Carmichael.“
Benommen blinzelte sie ihn an, sah ihm in die Augen, als wollte sie seine Seele ergründen. Er fragte sich, was sie dort wohl sah, wurde aber abgelenkt, weil sie den Blick senkte.
„Drei?“, flüsterte sie vage. Und starrte hungrig auf seinen Mund und leckte sich über die Lippen.
Er stöhnte. Sie verstand es nicht. Er stand kurz davor, mit ihr zu schlafen.
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