MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
darauf energisch die Schultern. „Welchem Umstand habe ich diesen unerwarteten Besuch zu verdanken?“
„Sie hatten einen Mann hier, Missy!“ Zornig sah sich der Squire in dem kleinen Raum um.
„Wie kommen Sie darauf?“ Ellie betete, dass die Bodendielen über ihr nicht knarren würden.
„Gestern wurde auf Ihrem Dach ein Mann gesehen.“ Der Squire beugte sich zu ihr, sodass sein gerötetes Gesicht ganz nah war. Er roch nach teurer Pomade und schmutziger Wäsche. Genau wie sein Freund, ihr verstorbener Gatte, liebte der Squire zwar feine Kleidung, machte sich aber nicht viel aus Körperpflege.
Ellie wandte sich ab, um ihre Angst und ihren Ekel zu verbergen. „Gestern war tatsächlich ein Mann da. Er hat die Löcher im Dach repariert.“
„Das Cottage gehört mir, verdammt! Ich bestimme, wer das Dach repariert! Dann haben Sie also einen geheimen Liebhaber, Mrs. Tugendsam, ja?“ Sein Gesicht war rot gefleckt vor Zorn. „Zu erhaben, um sich mit mir abzugeben, obwohl ich Ihnen dieses Cottage aus reiner Menschenfreundlichkeit zur Verfügung gestellt habe, und jetzt muss ich feststellen, dass Sie sich von irgendeinem dreckigen Bauern an die Wäsche gehen lassen.“
„Sie sind einfach widerlich!“
„Wer war es, verdammt – ich will wissen, wie der Kerl heißt!“
Ellie drehte sich wütend um. „Ich habe keine Ahnung, wie er heißt, und weiß auch sonst nichts von ihm. Er hat einfach das Dach repariert, und ich habe ihm dafür etwas zu essen gegeben. Seit Monaten bitte ich Sie schon, die kaputten Schieferplatten richten zu lassen, und Sie haben nichts gemacht!“
„Nur weil Sie sich weigern, Ihren Teil der Abmachung zu erfüllen.“ Seine Schweinsäuglein musterten sie anzüglich.
Ellie schauderte, zwang sich aber, es zu ignorieren. „Es gibt keine Abmachung, und es wird nie eine geben. Ich zahle Miete für das Cottage, und damit basta.“
„Pah, die paar Kröten, das ist doch keine richtige Miete.“
„Das ist die Miete, die sie mir am Tag von Hartleys Beerdigung genannt haben. Wenn sie niedriger als üblich ist, habe ich das damals nicht gewusst. Ich dachte, Sie wären einfach nett zu mir, weil Sie mit meinem Ehemann befreundet waren. Ich hätte es besser wissen müssen“, schloss sie bitter und wandte sich wieder ihrem Porridge zu.
„Allerdings. Auf dieser Welt gibt es nichts umsonst.“ Die Stimme des Squires wurde rau, und Ellie zuckte zusammen, als er die Arme um sie legte und mit fleischigen Händen nach ihren Brüsten grapschte.
„Hände weg!“ Hart stieß sie ihm den Ellbogen in den Magen. Hammet keuchte auf und gab sie frei. Sie wirbelte herum und versetzte ihm einen heftigen Stoß, worauf er zurücktaumelte und sich den Kopf am Regal hinter sich anschlug.
Sie trat zur Seite. „Sie sind hier nicht willkommen, Sir. Ich habe Ihnen schon tausend Mal gesagt, dass ich keinen Geliebten habe und nie einen haben werde. Und selbst wenn ich einen wollte, Sie würde ich niemals nehmen, Squire Hammet!“
Schwer atmend stand er da und rieb sich den Schädel. „Sie kleiner Drachen! Das büßen Sie mir noch, Sie werden schon sehen!“ Wieder maß er sie mit Blicken. „Das nächste Mal gehe ich nicht unbefriedigt von hier fort. Ich habe heute früh schon einiges von Ihnen gesehen, und was ich gesehen habe, hat mir gefallen.“
Ellie wurde übel. Normalerweise zog sie sich nie unten an.
Und nun hatte ausgerechnet heute der Squire vor dem Fenster gestanden und sie beobachtet! Sie sah zur Herdstelle, wo der schmiedeeiserne Schürhaken stand. Wenn sie ihn nur zu fassen bekäme …
„O nein, Sie Hexe.“ Hammet schob sich zwischen sie und den Schürhaken.
Ellie stand neben der Hintertür. Sie hätte in den Wald laufen und sich verstecken können, aber sie konnte Amy nicht einfach zurücklassen.
Der Squire schien ihre Gedanken lesen zu können. „Wo ist denn Ihr Balg?“ Er sah sich um, und sein Blick fiel auf das selbst gebastelte Puppenhaus. „Sie würden doch nicht wollen, dass der Kleinen etwas … zustößt, oder?“ Ohne Vorwarnung trat er mit seinen glänzenden Stiefeln auf die Schachtel mit den Puppen und zertrat sie. Die Reste warf er ins Herdfeuer.
Ellie keuchte vor Angst und Wut auf. Sie sah zu, wie die Flammen die Traumwelt ihres kleinen Mädchens verschlangen. Amy war oben und schlief hoffentlich noch. Sie wollte nicht, dass ihre Tochter mit ansah, was als Nächstes geschah. Eher würde sie den Squire umbringen, als dass sie sich von ihm anfassen ließ.
„Mama, Mama!“
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