MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
allein gelassen haben. Sie dachten, Sie wären wieder ‚dumm‘ gewesen. Hätten wieder einem Schuft vertraut.“
Sie nickte. Dann schwiegen sie ein Weilchen. Im Raum war alles still. Zu still, erkannte sie plötzlich. „Amy!“ War sie in dem Gedränge verletzt worden?
Ihre Tochter stand an der Herdstelle und rührte ernsthaft im Porridge. „Beinah wäre er verbrannt, Mama“, sagte sie. „Deswegen hab ich einfach umgerührt. War das richtig?“ Sie warf ihnen einen merkwürdig schuldbewussten Blick zu.
Erleichtert umarmte Ellie ihre Tochter. „Ja, mein Liebling, genau richtig. Mr. Bruin hat uns gerettet, und du hast unser Frühstück gerettet.“
Er lachte. „Unsinn, ihr wart auf dem besten Weg, euch selbst zu retten. Prinzessin, ich hätte das nie von dir gedacht!“ Sein Lachen erstarb, als Amy verlegen den Blick senkte.
„Es ist aber doch böse, Leute zu beißen, oder, Mama?“, flüsterte sie.
„Ach, mein Liebling.“ Ellie bekam feuchte Augen. „Du warst überhaupt nicht böse. Ich finde, du warst furchtbar tapfer und schlau.“
„Du meinst, du bist nicht wütend auf mich, Mama?“
„Aber nein.“
„Und ich darf den Squire wieder beißen?“
Bevor Ellie antworten konnte, nahm Mr. Bruin sie und Amy in die Arme und tanzte mit ihnen einen improvisierten Walzer durch den Raum. „Ja, allerdings, Prinzessin“, sagte er. „Du darfst diesen ekelhaften alten Squire so oft beißen, wie du willst, wenn er dich bedroht. Und deine Mama darf ihm den Schürhaken auf den Kopf hauen. Und wenn meine beiden Amazonen dann fertig sind mit ihm, schmeiße ich ihn raus.“
Lachend setzte er die beiden ab, ging in die Hocke und meinte: „Prinzessin Amy, du bist eine der tapfersten, klügsten jungen Damen, die ich kenne. Du hast nicht nur den bösen Squire-Drachen gebissen und dich dadurch selbst gerettet, du hast auch den Porridge vor dem Anbrennen bewahrt. Ich möchte dein Ritter sein.“
Amy lachte entzückt, nahm einen Holzlöffel und tippte ihn damit leicht auf jede Schulter. „Erheben Sie sich, Sir Bruin!“
Ellie lachte, während ihr gleichzeitig Tränen in die Augen schossen. Mit seiner Ulkerei hatte er den hässlichen Zwischenfall in ein aufregendes Abenteuer verwandelt. Er konnte so gut mit Kindern umgehen … Zu gut für einen Junggesellen?
„Interessieren Ritter und Prinzessinnen sich für Porridge?“, fragte sie gezwungen heiter.
„O ja, allerd…“
Erneutes Klopfen!
Alle erstarrten einen Augenblick.
„Der Squire“, flüsterte Amy. „Er ist zurückgekommen, um uns ins Gefängnis zu stecken.“
„Zum Teufel mit ihm und seiner Unverschämtheit! Ich kümmere mich darum!“ Er ging zur Tür und riss sie weit auf. „Was zum Teufel …“
Er hielt inne. Vor ihm stand ein kleiner, dünner, ordentlich gekleideter Mann.
„Na, Gott sei Dank, Captain!“, sagte der Mann und strahlte ihn an. „Als Ihr Pferd ohne Sie zurückgekommen ist, haben wir alle gedacht, Sie wären tot. Nur hab ich’s besser gewusst. Ich hab denen allen gesagt, dass Sie noch immer durchgekommen sind.“
In dem kleinen Cottage trat plötzlich Stille ein. Die Worte des Fremden schienen darin widerzuhallen. Ellie fragte sich, ob die anderen hören konnten, wie heftig ihr Herz schlug.
Ihr kurzes Idyll war also vorüber. Er war gefunden worden.
„Captain? Was ist denn los?“ Stirnrunzelnd sah der kleine Mann zu dem großen, schweigenden Mann in der Tür auf und schaute dann an ihm vorbei, zu Ellie und Amy, die wachsam und nervös hinter ihm standen. Sein munterer Blick umfasste Ellie und das kleine Mädchen, und er kniff die Augen zusammen.
Endlich sprach der Mann, den er Captain genannt hatte. „Nachdem ich daraus schließe, dass Sie wissen, wer ich bin, sollten Sie besser reinkommen.“
Da reckte der kleine Mann das Kinn. „Dass ich weiß, wer Sie sind? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Captain? Klar weiß ich, wer Sie sind!“
„Dann kommen Sie mal herein.“
Er führte den Fremden nach innen und schloss die Tür. Er drehte sich um und begegnete kurz Ellies Blick. Seine Miene war unergründlich. Er wollte dem Besucher einen Platz anbieten, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Offenbar war er sich in allem unsicher geworden. Ellie sprang für ihn ein.
„Bitte setzen Sie sich doch“, sagte sie zu dem Fremden. „Wir wollten gerade frühstücken. Wir haben nur Porridge und ein wenig Milch, aber Sie sind herzlich eingeladen.“
Der Mann antwortete nicht. Stattdessen starrte er den „Captain“
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