MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
Wohnzimmer helfen. Sie wuselten so lange um ihn herum, bis ihre resolute Fürsorge ihm ein sprödes Lachen entlockte.
„Genug, genug!“, sagte er und wedelte mit der Hand, um anzuzeigen, dass sie sich setzen sollten. Nell nahm auf dem Lehnstuhl ihm gegenüber Platz, Harry hockte sich auf einen Schemel zu seinen Füßen.
„Lasst mich einige Dinge klarstellen“, sagte er. „Harry, du musst begreifen, dass sich dein Leben jetzt sehr verändern wird. Wenn du erwachsen bist, musst du große Güter leiten, und du musst lernen, wie man das macht. Deswegen musst du auf Lambourne Hall leben.“
Als sich Harrys Gesicht störrisch verzog, fügte er hinzu: „Es ist ein wunderbarer Ort für einen kleinen Jungen. Es gibt einen Gutshof, ausgedehnte Wälder und einen See. Du kannst reiten, schießen und angeln lernen.“
Harry überlegte einige Minuten und fragte dann: „Muss ich den Viscount respektieren … ich meine, den Mann, der behauptet hat, er wäre Viscount Lambourne?“
„Wenn es einen Anlass gibt, wo du ihm begegnest, dann erwarte ich von dir, dass du höflich bist. Aber ich glaube nicht, dass du ihn oft sehen wirst.“ Carleton beugte sich vor und verschränkte die Hände entspannt zwischen den Knien. „Mein Cousin besitzt ein Anwesen in Northumberland. Ich hoffe, ihn davon zu überzeugen, dorthin zurückzukehren.“
Harry wirkte erleichtert.
„Du kannst jetzt rausgehen und dich noch ein bisschen im Schnee austoben“, sagte Carleton leise.
„Zieh dich warm an!“, rief Nell ihm nach, als er aus dem Zimmer stürmte.
Sobald sie hörte, wie die Hintertür zugeschlagen wurde, wandte sie sich ängstlich Carleton zu. „Was ist, wenn es dir nicht gelingt, Peregrine aus Lambourne Hall zu vertreiben? Was dann?“
„Wenn wir dort Weihnachten verbringen, spielt das keine Rolle mehr. Es ist jetzt zu spät, all die traditionellen Feiern abzusagen, die dort abgehalten werden. Wir werden die Nachbarn treffen, und die werden die Nachricht von meiner Rückkehr in Windeseile verbreiten. Dann bleibt ihm nicht mehr viel übrig.“ Er machte eine wegwerfende Geste mit der Hand. „Und meine Güter und meine Geldanlagen werfen auf jeden Fall genug ab, damit wir alle in beträchtlichem Wohlstand leben können.“
„Aber wenn du das die ganze Zeit vorhattest, warum hast du ihm dann gedroht, ihn zu ruinieren?“
Carletons Miene wurde hart. „Ich musste Peregrine davon überzeugen, dass ich bereit bin, mit allen Mitteln zu kämpfen. Ich musste ihm richtig Angst machen, Nell, begreifst du das nicht? Damit du und Harry in Sicherheit seid. Alles andere ist unwichtig.“
Nell schlang ängstlich die Hände ineinander. Sie wusste, was Lambourne Hall ihrem Gatten bedeutete. Er konnte es unmöglich aufgeben wollen.
„Wie kannst du sagen, es sei unwichtig? Wenn du ihn nicht aus deinem Heim hinausbekommst …“
„Hat er etwa recht gehabt?“, fiel er ihr ins Wort. „Hast du mich nur verteidigt, weil du den Titel willst, den Wohlstand und den Status, den ich dir beim letzten Mal verweigert habe?“ Entsetzt starrte er sie an.
„Wie kannst du so etwas auch nur denken?“, rief sie aus. „Mir liegt an alledem doch nicht das Geringste! Heute genauso wenig wie früher! Wenn du es genau wissen willst“, sagte sie zornig, stand auf und ging zum offenen Kamin, wo sie ein Schüreisen nahm und heftig in die Scheite stieß, sodass Funken in den Schornstein stieben, „ich würde ebenso gern hierbleiben und Hühner halten und mein eigenes Gemüse anbauen und …“
„Niemals wieder einen Blick auf mich werfen, möchte ich wetten?“ In seinen Augen stand nackte Verzweiflung. „Oh, versuch nicht, es zu leugnen“, sagte er, als sie herumfuhr, das Schüreisen noch in der Hand. „Du wolltest sowieso nicht heiraten, nicht wahr? Wie konnte ich nur so arrogant sein, mir einzubilden, du hättest einen solchen Aufwand getrieben, um mich in die Falle zu locken?“
Angelegentlich hängte Nell den Schürhaken zurück an seinen Ständer. „Mit der Falle hatte ich nichts zu tun“, sagte sie, wobei sie ihm den Rücken zuwandte. „Aber ich kann nicht leugnen, dass es mir nicht nur widerstrebt hat, deine Frau zu werden. Aus dem Hintergrund, wo ich nach Ansicht meiner Verwandten ja hingehörte, habe ich dich immer beobachtet und dich von ferne bewundert. Du weißt, wie gut du ausgesehen hast!“, gestand sie leicht verärgert ein. „Alle Mädchen wollten, dass du sie beachtest. Es hat mich nicht weiter überrascht, dass du dachtest, ich
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