Myrddin
dem Teufel ein, der seine Seele stehlen wollte. Doch letztendlich willigte er ein. Einerseits aus Neugierde, andererseits um einen Vorwand zu haben, hinter dem er sich gegebenenfalls verstecken könnte. Er willigte auch ein, weil kein Teufel vor ihm saß, sondern Myrddin, der sich nicht seine Seele erhandeln wollte, sondern um das Leben eines anderen kämpfte. Und wahrhaft war Ganapathy gesundheitlich sehr angeschlagen.
Myrddin wies ihn abermals auf die Verbindlichkeit der Abmachung hin und der Clown willigte unter diesen Voraussetzungen ein, daß Myrddin solange für ihn auftreten dürfe, bis er seinen Trick gelöst hätte, den er zeigen wollte. Und sei er gelöst, solle Myrddin ihm bei seinen Auftritten behilflich sein.
Und Myrddin lachte. „Nun gut, Maynard. Sage mir, was das ist, was du sehen wirst … und sage mir bitte, woher es kommt …“, meinte Myrddin, sich seiner gewiß, und die Wölfe schauten ihm sei seinem Kunststück zu. Bevor er begann, streichelte er sie, da er ahnte, daß sie Angst bekommen würden. „Bleibt ganz ruhig sitzen …“, meinte er zu Akita und Pacis und saß mit Ganapathy am Tisch des Wohnwagens, strahlte zuversichtlich aus seinen Augen, und der Clown würde nervös.
„Was nun, William? Ich sehe nichts.“
„Das ist schon eine Menge … hahaha …! Aber ruhig, Maynard. Paß nur auf. Gleich wirst du es erleben“, sagte Myrddin, hob seine Hände über die Tischplatte, und die Luft schien sich um ihn herum elektrisch aufzuladen. Es knisterte. Die Luft begann zu schwingen und das Atmen fiel plötzlich schwer.
Dann flitzten rötliche Blitze durch die Luft und zuckten um ihn herum, als säße er in einer Glaskugel, die zu springen drohte. Risse taten sich für Bruchteile einer Sekunde in der Luft auf und Myrddin hatte plötzlich eine Kugel in seinen Händen, die das Licht einer winzigen, gasförmigen Sonne in sich barg.
„Nun sieh her und sage mir, was es ist …“, bat Myrddin ruhig, schaute auf die magische Kugel zwischen seinen Händen und öffnete seine Handflächen wieder. Augenblicklich zerstob das lichtintensive Gas, als wenn es seine Energie von sich abstoßen würde.
Der Clown saß wie nach einer Offenbarung Popovs da, starrte, staunte und suchte nach einer Erklärung in den Augen Myrddins, die jedoch auf rätselhafte Weise ihn – den Clown – durchdrangen. Er wußte, daß er das Gesehene rational nicht erklären konnte. Er hatte nicht sehen können, was er gesehen hatte, und glaubte, Myrddin hätte ihn betrogen.
„Nein, Maynard. Es ist das Rätsel eines Puppenspielers und kein Betrug. Und falls du es nicht erraten sollest, werde ich es dir verraten, bevor ich mich von dir verabschieden werde“, sagte Myrddin, nahm die winselnden Grauwölfe an die Leine und ging mit ihnen aus dem Wohnwagen. Er wollte keine weiteren Fragen von Ganapathy beantworten müssen.
XXXV
Sie gaben sich alle erdenkliche Mühe in Huddersfield, doch das Publikum wollte weder die Lowell-Brüder sehen, die ihre beste Vorstellung vor einem großen Publikum gaben – sie traten zum ersten Mal in ihrer Karriere mit ihren Fackeln auf – noch wollte es Kippenhahns langweilig gurrenden Tauben auf seinen Armen verfolgen. Auch die Elevin des Seiltanzes, Eave , ein entzückendes Kind, dem aber einige Pfund auf den Rippen fehlten, hätte ihr Kostüm in der Mitte zerreißen können, was einige Zuschauer spontan vielleicht bejubelt, schließlich aber alle geschmacklos gefunden hätten, war nicht nach seinem Geschmack. Sie waren gekommen, um Ganymed den Clown zu erleben, den man in Bolton begeistert gefeiert hatte.
Die positive Zeitungskritik im BOLTON DAILY hatte zumindest für den Zirkus bis zur Abschlußvorstellung eine satte Abrechnung in Huddersfield gebracht. Es waren weit über achthundert Menschen gekommen, die sich durch die anspruchslosen Vorstellungen des Freitags und des Sonnabends schwappten und Enttäuschung über den Zirkus erkennen ließen, da sie sich etwas anderes erhofft hatten. Sie glaubten, ein großer Clown müsse in einer Arena arbeiten, hätte exotische Tiere in seinem Gefolge und den chromfunkelnden Glanz neuester Lasertechnik um sich. Aber was sie sahen, war der Shenann Wanderzirkus, ein marodes Unternehmen mit schlechten Artisten, alten Tieren und einem bemerkenswerten Hirsch, dem man das Geweih abgeschnitten hatte. Sie sahen eine abgestreifte Schlangenhaut, glitzerndes Leben, und ihre Erwartung ließ sich nicht steigern, da es auf Sonntagabend zuging, an dem der Clown
Weitere Kostenlose Bücher