Myriams letzte Chance
schlecht erzählen.
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. âSag mal â vielleicht kommt das unpassend, nach allem, was hier passiert ist. Aber ich bin eigentlich gekommen, weil ich Lust auf einen Ausritt hatte. Meinst du, das geht?â
âHm.â Bevor man auf der Sunshine Ranch ins Gelände durfte, musste man mindestens zehn Reitstunden absolviert haben. Andererseits hatte Tom den Trainerschein. Bestimmt hatte Sue nichts dagegen, wenn er sich ein Pferd auslieh.
âIch zahl natürlich dafür, das ist keine Frageâ, sagte er hastig, als er merkte, dass Myriam zögerte.
âAlso, ganz allein kannst du aber nicht losziehenâ, meinte sie unsicher.
âDas hatte ich auch nicht vor. Hast du Lust, mich zu begleiten? Dann könnten wir in Ruhe über die Sache mit dem entführten Pferd quatschen. Das interessiert mich nämlich brennend.â
Ausritt mit Herzklopfen
Myriam war nur der Notnagel, der LückenbüÃer, der Ersatz für April, die keine Zeit hatte, mit Tom auszureiten. Das war ihr vollkommen klar und dennoch bebte sie vor Freude, als sie Camilla das Zaumzeug über die Ohren schob, die Satteldecke überwarf und den Sattelgurt festzog.
âVon mir aus kannâs losgehen!â, rief sie zu Harlekins Box hinüber. Hoffentlich war Tom auch schon fertig. Insgeheim befürchtete Myriam, dass April sie im letzten Moment noch sehen könnte und auf die Idee käme, sie zu begleiten.
âIch bin auch so weit.â
âDann nichts wie los!â Als Myriam sie antrieb, warf die Stute überrascht den Kopf nach hinten. Normalerweise lieà Myriam die Ausritte ruhiger angehen. Aber jetzt brachte sie Camilla schon am Tor der Ranch in einen schnellen Galopp. Nur weg von der Ranch und April!
Erst auf der Wiese vor dem Wald zügelte Myriam ihr Quarterhorse.
âWow, du hast aber ein ganz schönes Tempo drauf!â, keuchte Tom.
âBin ich dir zu schnell?â, fragte sie unschuldig.
âNa ja, ich hatte eigentlich an einen gemütlichen Ausritt gedacht. Und du machst hier ein Wettrennen.â
âEntschuldige. Camilla drängt so. Sie ist in den letzten Tagen kaum bewegt worden und nun kann es ihr nicht schnell genug gehen.â Das war eine glatte Lüge. Camilla war jetzt schon schweiÃbedeckt und schielte sehnsüchtig nach dem saftigen Gras am Waldrand. Aber für eine Rast war es noch zu früh.
âDu reitest echt gutâ, sagte Tom, als sie die Pferde gemächlich nebeneinanderher gehen lieÃen.
âDu aber auchâ, sagte Myriam. âEure Nummer am Sonntag war groÃe Klasse.â Sie räusperte sich. âWenn du bei uns als Reitlehrer anfängst, kommt Ella dann auch nach Sunshine?â
âElla?â Wie er den Namen aussprach! Als hätte er ihn noch nie zuvor gehört. âNee, kann ich mir nicht vorstellen. Ihre Eltern haben ein Gestüt, da steht auch Candy, ihr Pferd.â
âAber vor ein paar Monaten ist sie doch noch auf Kingsize geritten.â
âDas stimmt. Aber nur, weil ich sie dazu überredet habe. Ich wollte, dass wir mehr gemeinsam unternehmen. Dann hat die Ranch jedoch dichtgemacht und sie hat Candy wieder zurück zu ihren Eltern gebracht.â
Das passte ja perfekt! Die Ranch von Ellas Eltern war das ideale Versteck für ein entführtes Pferd. Myriams Gedanken ratterten. Bestimmt hatte Ella Charlie dorthin gebracht. Ihren Eltern hatte sie irgendeine Lügengeschichte erzählt, warum sie Charlie für einige Zeit aufnehmen musste. Eine Freundin, die im Urlaub war oder sich das Bein gebrochen hatte.
âWorüber denkst du nach?â, erkundigte sich Tom.
âÃber nichts Bestimmtesâ, wich sie verlegen aus. âWie lange seid ihr eigentlich schon zusammen?â, fragte sie dann.
Tom schwieg.
Ob er ihre Frage nicht gehört hatte?
âTom?â
âWir sind gar nicht mehr zusammenâ, sagte er verdrossen.
Myriam fiel vor Ãberraschung fast vom Pferd.
âWie bitte? Ihr habt euch getrennt?â Ihr war plötzlich eiskalt. Also doch. Tom hatte Ella verlassen. Weil er mit April zusammen sein wollte.
âNa ja.â Er kaute auf seiner Unterlippe, ohne Myriam dabei anzusehen. âLass uns von etwas anderem reden, okay?â
âKlar.â Obwohl es nichts gab, was sie auch nur annähernd so interessiert hätte wie Toms Liebesleben.
âNoch mal zu dieser Geschichte mit
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