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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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wartete, nutzten sie die günstige Gelegenheit in überreichem Maße aus. Kein Wunder also, dass die Mehrzahl der großen Holztische, deren Bänke jeweils Platz für ein rundes Dutzend Gäste boten, von Soldaten belegt war. Rhogaar von Khelm entlohnte seine Schergen recht ordentlich - was ihm dank der prall gefüllten Staatsschatulle, die er nach seiner gewaltsamen Machtübernahme vorgefunden hatte, und der horrenden Steuern und Abgaben, die er den Alwen abpresste, ziemlich leichtfiel. Und so verfügten seine Männer über ausreichende Mittel, um das Bier und den Wein in Strömen fließen zu lassen.
     
    Wie fast an jedem Tag hatten sich auch ein paar fahrende Händler und einheimische Handwerker unter die lärmende Gästeschar gemischt. Sie begnügten sich gerne mit den weiter vom Schanktresen entfernten Tischen in der Nähe der Tür, zumal dort bedeutend weniger Lärm herrschte und man in aller Ruhe einen Plausch mit seinen Tischnachbarn halten konnte. Hier wurden Neuigkeiten, Klatsch und Tratsch aus den verschiedenen Regionen Mysterias ausgetauscht - aus der Marschmark, dem Grimmen Reich, den Valckenlanden, den Feuermarschen, dem heißen Medhiterra und all den anderen nahen und fernen Gebieten.
     
    Auch ein paar Frauen befanden sich unter den Gästen. Sie trugen aufreizende Kleider, gingen einem für alle offensichtlichen Gewerbe nach und machten keinerlei Hehl daraus, dass sie auf Kundenfang waren. Ihr bevorzugtes Jagdrevier waren natürlich die Tische der Soldaten, die, fern der heimatlichen Gefilde und berauscht vom Alkohol, ihren offen zur Schau gestellten Reizen nur allzu gerne nachgaben. Immer wieder stahl sich eine der Frauen eng umschlungen mit einem Soldaten aus dem verqualmten Schankraum davon, um dann nach einiger Zeit wieder alleine zurückzukommen oder den Burschen keines Blickes mehr zu würdigen, weil sie längst ihren Köder nach dem nächsten Opfer auswarf.
     
    Grymm, der hässliche Hauptmann, saß mit seinen Männern am Tisch direkt neben dem Tresen. Die struppigen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, das vom reichlich genossenen Bier aufgedunsen und stark gerötet war. Seine lädierte Nase war immer noch dick angeschwollen, hatte sich mittlerweile jedoch schwarzblau verfärbt, sodass sie wie ein verfaulter Dämonenbovist aus seinem Gesicht hervorstach. Grymm hob seinen Krug und prostete seinen Soldaten mit glasigen Augen zu. »Auf unsss«, sagte er mit schwerer Zunge, »und darauf, dasss wir ess diessem Alwenpack so richtig heimgezsahlt haben. Keiner von denen wird ess mehr wagen, einen rechtschaffenen Marschmärker anzsugreifen!«
     
    »Wie recht Ihr doch habt!«, »Genauso ist es!«, »Fürwahr, Hauptmann«, schallten die Antworten der Männer wild durcheinander. Dann hoben sie ihre Krüge und leerten sie mit einem Zug.
     
    »Und wissst ihr auch wiessso?«, lallte Grymm und wischte sich mit dem Handrücken den Bierschaum von den Lippen. »Weil wir ihnen ordentlich Feuer unter die Hintern gemacht haben - desshalb!«
     
    Der geschmacklose Scherz löste brüllendes Gelächter aus. Die Männer krümmten sich, schlugen sich auf die Schenkel und die Tischplatte und wollten sich kaum mehr einkriegen vor Lachen. Als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatten, packte Grymm die gerade am Tisch vorbeieilende Schankmagd grob am Oberarm und hielt sie fest. »He, du!«, kommandierte er. »Bring noch eine Runde für mich und meine Männer, aber rasch!«
     
    Das Mädchen - sie war bildhübsch, hatte tiefschwarzes Haar, funkelnde Augen und sinnliche Lippen - wand sich mühelos aus seinem Griff und blickte ihn furchtlos an. »Immer schön langsam und der Reihe nach, Herr Hauptmann«, entgegnete sie. »Ich will Euch Euren Wunsch gerne erfüllen - vorausgesetzt natürlich, Ihr könnt die Zeche bezahlen.« Damit hielt sie ihm auffordernd die rechte Hand entgegen.
     
    »Aber ja doch«, gab Grymm ungehalten zurück. »Was denkst du denn?« Damit fasste er in seine Tasche, zog den Lederbeutel mit seiner Barschaft daraus hervor, schnürte ihn auf und wühlte darin herum - bis sein Gesicht erstarrte. Mit einem überraschten »Oh« blickte er in den Beutel und schüttelte fassungslos den Kopf. »Das gibt’s doch nicht«, flüsterte er, kratzte sich hinterm Ohr und blickte die Magd an. »Ich musss wass mit dir bereden.«
     
    »Bereden?« Das Mädchen schien nicht zu verstehen. »Was denn, Herr Hauptmann?«
     
    Anstelle einer Antwort erhob sich Grymm, nahm sie am Arm und führte sie ein Stück vom Tisch weg.

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