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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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denn?«
     
    »Fünfzig Helmenkronen.«
     
    »Nur fünfzig?« Der Hauptmann schluckte enttäuscht. »Die Kette ist mindestens das Doppelte wert!«
     
    »Das weiß ich doch!«, antwortete die Magd mit großen Augen. »Aber wie gesagt - ich besitze einfach nicht mehr!«
     
    Grymm runzelte die Stirn, kniff seine vorstehenden Augen zusammen und ließ seine Augen langsam über den Körper der Schönen wandern. Der Anblick schien ihm durchaus zu gefallen. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schielte nachdenklich in die hinterste Ecke des Stalles, wo sich ein großer Heuhaufen türmte.
     
    »Hör zu«, sagte er mit lüsternem Blick. »Ich mache dir einen Vorschlag.«
     
    Das Mädchen legte den Kopf schief. »Ja?«
     
    »Du gibst mir die fünfzig und den Rest zahlst du später. Und mein Entgegenkommen entlohnst du mir auf andere Weise und bist ein bisschen lieb zu mir.«
     
    »Ein bisschen lieb?«, fragte die Magd. »Ach so... ich verstehe«, flüsterte sie. Während sie kurz überlegte, musterte Grymm sie gespannt.
     
    »Und was meinst du?«
     
    »Nun...« Einen Augenblick zögerte das Mädchen, aber dann lächelte es. »Warum eigentlich nicht? Die Kette ist es auf jeden Fall wert, dass ich Euch angemessen entlohne.«
     
    »Na, also.« Grymms Augen leuchteten auf wie die eines Klauenwolfs beim Anblick seiner Beute. »Ich wusste doch gleich, dass wir uns einig werden.«
     
    »Ganz Eurer Meinung, Herr Hauptmann«, entgegnete die Schöne und streichelte ihm zärtlich über die Wange. »Jeder soll das bekommen, was er verdient!«
     
    Voller Gier griff Grymm nach ihrer Hand, um sie in seine Arme zu ziehen - und erstarrte noch im gleichen Augenblick. Kaum hatte er das Mädchen berührt, da verwandelte es sich blitzschnell in einen schwarzen Wirbel, aus dem sich nur einen Herzschlag später eine andere Gestalt formte: Sâga, die Schwarzmagierin. Ihre schmalen Augen flammten rotgelb auf, ihre Krallenhand schoss nach vorne und packte den schreckensstarren Grymm an der Kehle, während sie ihm mit der Linken die Kette entriss. Obwohl in Grymms weit aufgerissenen Augen bereits das Wissen um seinen sicheren Tod stand, vergällte Sâga ihm die letzten Momente seines Lebens noch mit bitterer Häme: »Du kennst das doch selbst, Grymm: Manche Dinge sind es einfach wert, dass man dafür über Leichen geht!« Damit drückte sie erbarmungslos zu.
     
    Während der Hauptmann tot zu Boden sank, fasste Sâga in die Tasche ihres Schlangenlederkleides, holt eine Handvoll Goldmünzen daraus hervor und streute sie über die Leiche. »Von wegen aus deinem Beutel gezaubert!«, sagte sie verächtlich. »Derart billigen Hokuspokus habe ich nicht nötig. Das Bier hat dich so berauscht, dass du gar nicht gemerkt hast, wie ich ihn dir heimlich aus dem Gewand gezogen und leer wieder zurückgesteckt habe.«
     
    Dann hob Sâga die Kette auf und hielt sie vor ihr Gesicht. »Wie recht Grymm doch hat!«, flüsterte sie. »Du bist wirklich schön - wunderschön sogar! Aber was noch viel schöner ist: Du wirst mir helfen, den Befreier zu finden, auf den die Alwen schon so lange hoffen.«
     
     
     
     
     
    M elchior saß auf seiner Lieblingsbank neben der Haustür, als Rieke von ihrem Spaziergang zum Ellerhof zurückkam. Sie hatte dringend Ruhe und frische Luft gebraucht, um ihre Gedanken zu ordnen und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Doch obwohl sie mehr als zwei Stunden unterwegs gewesen war, hatte das nicht viel geholfen. Sie wusste immer noch nicht, was sie tun sollte: zur Polizei gehen oder Herrn Noskis Rat folgen.
     
    Dabei war sie eigentlich fest entschlossen gewesen, trotz der sonderbaren Argumente des Sensheis eine Vermisstenanzeige zu erstatten. Doch der Brief hatte alles verändert und sie zudem völlig durcheinandergebracht.
     
    Wortlos setzte Rieke sich neben ihren Vater und blinzelte in die Abendsonne. Obwohl es schon dämmerte, war es immer noch drückend heiß. Vielleicht lag ein Gewitter in der Luft. Melchior warf ihr einen kurzen Blick zu. Er schien jedoch zu bemerken, dass ihr nicht zum Reden zumute war, und so schwieg er einfach und ließ der Stille zwischen ihnen Raum.
     
    Nach einigen Minuten holte Rieke den Brief aus der Gesäßtasche ihrer Jeans und faltete ihn auf. Obwohl sie ihn im Laufe des Tages bestimmt schon fünf- bis sechsmal gelesen hatte, überflog sie ihn erneut. Es war der Abschiedsbrief, den sie ihren Eltern hinterlassen hatte, als sie damals spurlos verschwunden war. Er war kurz und umfasste

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