MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
Schwinge auf. Ein spitzer Schrei gellte in seinen Ohren, und als habe die Verletzung die Wut des blutgierigen Ungeheuers nur noch mehr angestachelt, attackierte es ein weiteres Mal.
Wieder wich Niko zurück - und stolperte beim nächsten Schritt über den Schemel vor Sâgas Tisch. Noch während er nach hinten stürzte und der Länge nach auf den Rücken fiel, flog die schrill kreischende Fledermaus eine Kurve und näherte sich wie ein schwarzer Blitz und mit weit aufgerissenem Maul seinem Gesicht. In Gedankenschnelle riss Niko die Waffe nach oben und stach zu - und als sein Schwert das rasende Monster mitten im Flug durchbohrte, erstarb sein Schrei jäh und für immer.
Erleichtert atmete Niko auf. Voller Abscheu streifte er das tote Tier von der Klinge und wollte sich gerade aufrichten, als ein neuer Laut ihn erstarren ließ. Er erkannte ihn sofort: Es war das Zischen einer Schlange!
Nikos Augen weiteten sich, während er sich ganz langsam umdrehte und den Blick auf die Nische in der Höhlenwand richtete, die kaum vier Schritte von ihm entfernt war. Und da sah er, dass er sich nicht getäuscht hatte: Aus dem düsteren Zwielicht unterhalb des Tisches reckte sich der keilförmige Kopf einer Schlange empor. Die gespaltene Zunge zischelte aus dem geöffneten Maul, in dessen Oberkiefer zwei lange spitze Zähne aufragten - und obwohl Niko keine Ahnung hatte, um welche Schlange es sich handelte, wusste er plötzlich ganz sicher, dass sie ein tödliches Gift enthielten.
Sein Gesicht gefror fühlbar, als wäre es eine starre Maske. Die Augen wie hypnotisiert auf die Schlange gerichtet, rutschte er auf dem Hosenboden Stück für Stück zurück.
Die Schlange folgte ihm und glitt zischelnd weiter auf ihn zu. Aber was noch viel schlimmer war: Niko hatte mit einem Mal den Eindruck, dass die Giftnatter immer größer wurde - viel größer sogar!
Erneut rutschte er zurück und wieder folgte ihm die Schlange. Und diesmal erkannte er es ganz deutlich: Nicht nur der Kopf des Biestes wurde deutlich größer, sondern auch sein Leib nahm an Umfang und Länge zu und war mittlerweile bereits doppelt so groß wie vorher. War das Zauberei?
Nikos Rechte umklammerte noch immer das Schwert. Doch anders als beim Angriff der Fledermaus fühlte er sich beim Anblick des verzauberten Schlangenviehs wie gelähmt. Unfähig, die Hand auch nur einen Millimeter zu heben, konnte er nur weiter und weiter zurückrutschen, bis er schließlich mit dem Rücken gegen die Höhlenwand stieß, die jedes weitere Ausweichen unmöglich machte.
Auch die Schlange verharrte. Sie richtete sich nur noch höher auf, wurde größer und größer, bis sie schließlich wie ein Monsterpython vor dem reglos an der Wand kauernden Jungen aufragte. Ihr Kopf war inzwischen so groß wie der einer Riesendogge. Die rotgelben Reptilienaugen starr auf Niko gerichtet, begann sie, sich sachte hin und her zu wiegen - wie eine Kobra vor dem tödlichen Biss. Auch die spitzen Hauer in ihrem Maul waren größer geworden und glichen nun den Reißzähnen eines Tigers. Schon ein einziger Biss würde genügen, um ihn zu töten!
Obwohl die Giftnatter immer noch abwartete und, ähnlich wie eine Katze, die mit ihrem Opfer spielt, Niko nur sachte hin und her pendelnd belauerte, wusste er, dass sein Ende drohte. Todesangst befiel ihn und er konnte dem starren Blick der Schlange nicht länger standhalten. In der sicheren Erwartung ihres tödlichen Bisses senkte Niko den Kopf und schloss die Augen, als mit einem Mal ein stechender Schmerz durch sein Bewusstsein zuckte - und da erinnerte er sich plötzlich, dass es sich um die Schlange aus dem Albtraum handelte, der ihn in Marunas Hütte aus dem Schlaf geschreckt und schließlich an den verwunschenen See im Flüsternden Forst geführt hatte. Noch im gleichen Moment erschloss sich ihm die wahre Bedeutung der Worte, die die Lichtelfe ihm in jener Nacht mit auf den Weg gegeben hatte: »Du darfst nicht zulassen, dass deine Angst größer wird als du selbst! Du darfst nicht vor ihr zurückschrecken, sondern musst ihr fest in die Augen sehen - dann wirst du sie auch besiegen können!«
Plötzlich wusste Niko, was er zu tun hatte: Er straffte sich, schlug die Augen auf und blickte der Schlange furchtlos ins Antlitz - und die hielt mit einem Mal still, als könne sie sein Verhalten überhaupt nicht fassen.
Langsam streckte Niko den Kopf nach vorne und richtete sich auf - und im gleichen Maße wich die Schlange
Weitere Kostenlose Bücher