Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
Vom Netzwerk:
verstehe ich sie nicht«, fuhr er mit gequälter Miene fort. »Sâga müsste doch wissen, in was für einer großen Gefahr wir schweben. Wenn diese Alwenhunde das Königsschwert tatsächlich finden, ist doch alles verloren!«
     
    Zu seiner Überraschung huschte ein schmales Lächeln über das narbige Gesicht des Herzogs. »Das glaube ich nicht, Herr«, entgegnete er.
     
    »Was?« Rhogarr richtete sich mit einem Ruck auf und starrte den Herzog an. »Du musst den Verstand verloren haben! Wie kommst du auf diesen wahnwitzigen Gedanken?«
     
    »Ganz einfach.« Dhragos Grinsen wurde breiter. »Weil ich inzwischen verstanden habe, weshalb Sâga diesen Alwenbastard am Leben gelassen hat.«
     
    »Ja, klar: Damit wir ihn am Fest des Dunklen Mondes zur allgemeinen Volksbelustigung hinrichten können.«
     
    »Schon - aber es gibt noch einen anderen Grund, Herr.«
     
    »Und der wäre?«
     
    »Weil wir dadurch über ein ganz ausgezeichnetes Druckmittel verfügen«, erklärte Dhrago genüsslich. »Im Grund genommen ja sogar über zwei!«
     
     
    Im Kerker von Helmenkroon stank es ganz erbärmlich. Der beißende Geruch nach Exkrementen, Fäulnis und Verwesung raubte Arawynn fast den Atem, während die beiden Folterknechte ihn unbarmherzig vor sich hertrieben und mit ihm Stockwerk für Stockwerk tiefer in die Kellergewölbe von Helmenkroon hinunterstiegen. Zu den Zeiten von König Nelwyn hatten sie als Vorratsräume gedient, stets gut gefüllt für Notzeiten oder den Fall einer Belagerung. Erst Rhogarr von Khelm hatte die Räume in einen schrecklichen Kerker verwandelt und dann erneut dafür gesorgt, dass sie stets gut gefüllt waren.
     
    Wieder traf Arawynn die Lederschnur der Peitsche auf den nackten Rücken. »Vorwärts, du Alwenhund«, schrien die Peiniger ihn an. »Nicht einschlafen!«
     
    Die schmalen Gänge, die an den Verliesen vorbeiführten, waren nur von flackerndem Fackellicht erhellt. In seinem Schein waren die Gefangenen hinter den Gittern kaum zu erkennen. Doch das wenige hatte ausgereicht, um Übelkeit in Arawynn aufsteigen zu lassen: Die Mehrzahl der Eingeschlossenen trugen nur noch Fetzen und Lumpen an den ausgemergelten Leibern, ihre Haare waren lang und verfilzt, ihre hohlen Wangen von Bärten überwuchert, und in ihren tief in den Höhlen liegenden Augen war längst der letzte Funke Hoffnung erloschen. Sie schienen sich fast ausnahmslos in ihr Schicksal gefügt zu haben, das ihnen wie mit unsichtbaren Buchstaben auf die Stirne geschrieben stand: Tod, Tod und nochmals Tod!
     
    Endlich schienen sie ihr Ziel erreicht zu haben. Die beiden Rohlinge hielten vor einem Gitter an. Der eine nestelte einen mächtigen Schlüsselbund vom Gürtel und sperrte die Tür auf, während der andere ihn mit einem groben Tritt in das Verlies beförderte. »Ich will nicht einen Ton der Klage hören«, schrie er ihm hinterher. »Sonst bekommst du noch meine Peitsche zu spüren!«
     
    Arawynn stolperte vorwärts und prallte mit dem Kopf gegen eine Wand aus nacktem Stein. Der Schmerz raubte ihm beinahe das Bewusstsein. Noch während er zu Boden sank, fühlte er das warme Blut, das ihm über das Gesicht strömte. Mühsam rappelte er sich wieder auf und tastete nach der Platzwunde an seiner Stirn, als er aus der dunklen Ecke des Kerkers ein Geräusch vernahm. Gleichzeitig gewahrte er aus den Augenwinkeln eine zerlumpte Gestalt, die sich von einem Haufen verfaulten Strohs erhob und auf ihn zuhumpelte.
     
    »Diese verdammten Hunde«, fluchte eine Männerstimme. »Haben sie dir wehgetan, mein Junge?« Der Fremde kniete sich neben ihn nieder. »Lass mal sehen.«
     
    Arawynn drehte dem Unbekannten sein Gesicht zu, als dieser die Augen weit aufriss und ihn anstarrte, als sei er ein Gespenst. »Arawynn«, hauchte Mayan fassungslos. »Bist du das, mein Junge?«
     
    Vater und Sohn flogen sich in die Arme und ließen ihren Tränen freien Lauf. Als sie sich wieder voneinander lösten, musterte Arawynn seinen Vater mit mitleidigem Blick: Mayan war kaum wiederzuerkennen. Er war fast bis auf die Knochen abgemagert, Haare und Bart waren genauso verdreckt wie bei den anderen Gefangenen. Eines jedoch war anders: Mayans Augen zeugten immer noch von ungebrochenem Mut.
     
    Arawynns Wunde war zum Glück nicht allzu schlimm, sodass Mayan die Blutung mithilfe eines Stofffetzens bald stillen konnte. »Keine Angst, mein Junge, das wird schon wieder«, versuchte er seinen Sohn aufzumuntern. »Die Kerkermagd, die morgen früh Dienst hat, besitzt ein

Weitere Kostenlose Bücher