MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
gutes Herz. Ich werde sie bitten, uns eine Heilsalbe zu besorgen, damit die Wunde sich nicht entzündet. Damit ist nicht zu spaßen, schon gar nicht in diesem verdreckten und verrotteten Loch.«
»Wozu die Mühe, Vater?«, fragte Arawynn bekümmert. »Ist es nicht egal, woran wir sterben? Am Fieber im Blut - oder an den Schrecken des Kerkers?«
»Hör auf, so zu reden, mein Sohn!«, wies Mayan ihn streng zurecht. »Solange unser Herz noch schlägt und noch ein Tropfen Blut durch unsere Adern pulst, dürfen wir die Hoffnung nicht aufgeben! Wir werden nicht in diesem Kerker sterben, du nicht und ich auch nicht. Ich werde den Tag noch erleben, an dem über Helmenkroon wieder der stolze Falke der Alwenkönige weht und nicht der Greif des marschmärkischen Tyrannen - das verspreche ich dir, mein Junge!«
KAPITEL 25
IM ANGESICHT DES TODES
T iefe Finsternis hatte sich über den Höllenbergen zusammengebraut. Der rötliche Schein des zunehmenden Feuermondes konnte die dunklen Schleier kaum erhellen, die die ringsum aufragenden Bergspitzen verhüllten. Unterwegs hatte Niko sich noch bitter über die bleierne Dunkelheit beklagt. Doch inzwischen war ihm aufgegangen, dass sie ihnen nur zum Vorteil gereichte: Wenn man selbst schlecht sehen konnte, konnte man gleichzeitig auch schlecht gesehen werden. Was die Gefahr, dass die Schwarzmagierin sie entdeckte, ganz erheblich verringerte. Dennoch waren Ayani und er bereits ein geraumes Stück vor der Höhle von den Pferden gestiegen, hatten sie in einem dichten Wäldchen zurückgelassen und das letzte Stück des steinigen Bergpfades, der hinauf zum Höhleneingang führte, zu Fuß zurückgelegt. Ein großer Felsbrocken an seinem Rand bot sich als Deckung geradezu an und so legten Niko und Ayani sich dahinter auf Lauer. Aber das war nun schon eine halbe Ewigkeit her und die Dämonenstunde musste längst angebrochen sein.
Niko spürte seine Beine schon nicht mehr. Sie waren eingeschlafen und in seinen Armen kribbelte es bereits ebenfalls verdächtig.
Auch Ayani, die neben ihm kauerte, schien langsam die Geduld zu verlieren. Mit schmalen Augen starrte sie auf die kaum wahrnehmbare Öffnung in der schroffen Felswand rund zwanzig Schritte oberhalb ihres Verstecks - der Eingang zur Höhle der Schwarzmagierin. Dann wandte sie sich an Niko. »Wie lange wollen wir denn noch warten?«, flüsterte sie.
»Bis Sâga die Höhle verlässt«, antwortete er. »Solange diese Hexe sich darin aufhält, können wir uns nicht reinwagen. Das wäre viel zu gefährlich.«
Ayani verzog das Gesicht. »Was ist denn, wenn sie überhaupt nicht rauskommt?«
»Du hast doch gehört, was Huggin erzählt hat«, entgegnete Niko lauter als gewollt. »Sâga verlässt ihre Höhle meistens zur Dämonenstunde. Um ihre Geschäfte zu erledigen und sich mit ihren Verbündeten zu treffen.«
»Das weiß ich doch«, antwortete Ayani trotzig. »Aber wenn sie das heute Nacht ausnahmsweise mal nicht macht?«
»Mann!«, blaffte Niko sie ungehalten an. »Dann müssen wir uns eben etwas einfallen lassen, um sie herauszulocken. Das ist doch klar, oder?«
Ayani antwortete nicht. Sie zog eine Grimasse und wandte sich beleidigt ab.
»Hey! Jetzt sei doch nicht böse.« Niko stieß sie vorsichtig an und legte die Hand sanft auf ihren Arm. »Das war doch nicht so gemeint, Ayani. Aber manchmal kannst du ganz schön nerven!«
»Nerven?«, fragte das Mädchen verwundert. »Was soll das denn hei -«
»Pssst!«, unterbrach da Niko und deutete hektisch zum Höhleneingang. »Sie kommt!«
Ayani spähte angestrengt in die angezeigte Richtung und erblickte eine schemenhafte Gestalt, die sich kaum sichtbar von der Felswand abhob und gemessenen Schrittes auf dem Bergpfad näher kam. Sie war schlank und schmal und, ihren Konturen nach zu urteilen, eindeutig eine Frau. Die Haare standen ihr wirr vom Kopf, ihr Gesicht jedoch war in der Dunkelheit leider nicht zu erkennen. Es gab dennoch keine Zweifel: Das musste Sâga sein, die Schwarzmagierin - wer sonst?
Niko und Ayani duckten sich tiefer, pressten sich ganz dicht an den Felsbrocken und waren mucksmäuschenstill. Sie konnten die Frau jetzt nicht mehr sehen, doch ihre Schritte waren in der Stille der Nacht deutlich zu hören.
Sâga kam näher und näher und musste sich nun unmittelbar vor ihrem Versteck befinden. Als sie plötzlich stehen blieb, drohte Nikos Herzschlag auszusetzen. Ayani packte seinen Arm und
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