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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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der junge Mann zu Wort meldete. Er war vielleicht achtzehn, neunzehn Jahre alt, hatte eine kleine Narbe auf der linken Wange und sah dem älteren Mann ziemlich ähnlich - bis auf den langen rotblonden Haarschopf, dessen Pony ihm weit in die Augen fiel. »Willst du dich nich entschuldigen, du Kröte?«, kläffte er böse. »Oder muss ich erst nachhelfen?« Er holte mit der Hand weit aus, als wolle er ihm eine Ohrfeige verpassen.
     
    »J-j-ja klar, natürlich«, stotterte Niko rasch. »Es tut mir leid. Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders und habe Sie gar nicht gesehen.«
     
    »Was du nicht sagst!«, brummte der ältere Mann, während er sich die schmerzenden Rippen rieb. »Aber was soll’s - ist ja alles halb so schlimm.« Niko hob den Blick und sah, wie sich die Miene seines Gegenübers entspannte. Der Mann zog eine verlegene Grimasse, als wäre sein Wutausbruch ihm unangenehm, nickte seinem Begleiter zu und verschwand dann eilig mit ihm in Herrn Schreibers Laden.
     
    Niko sah ihnen nachdenklich hinterher, bis ihm blitzartig Herr Noski wieder einfiel. Als er sich umdrehte, um nach ihm Ausschau zu halten, konnte er jedoch niemanden erblicken - nicht einen Menschen! Selbst der Straßenverkehr war ungewöhnlich spärlich für die Zeit. Nur ein paar Pkw parkten am Straßenrand und ein unscheinbarer grauer Kastenwagen - wahrscheinlich ein Handwerker, der in einem der benachbarten Häuser zu tun hatte. Die Bürgersteige und die Straße waren völlig verwaist und der Senshei schien wie vom Erdboden verschluckt.
     
    Schluss mit all dem Quatsch jetzt!, beschloss Niko für sich. Schließlich hatte er Wichtigeres zu tun: Er musste seiner Mutter endlich sein Zeugnis bringen - und vor allem den wohlverdienten Lohn dafür einsacken!
     
     
     
    Schon weit vor ihrem kleinen handtuchschmalen Reihenhaus stieg Niko ein verführerischer Duft in die Nase: Pizza mit sardischer Salsiccia, Oliven, Zwiebeln und Fenchel und einem Hauch von Knoblauch. Genüsslich blähte Niko seine Nasenflügel auf. Rieke Niklas, seine Mutter, hatte bereits seit zwei Tagen Urlaub und zur Feier des Ferienbeginns hatte sie ihm sein Lieblingsessen versprochen. Ein Versprechen, das sie ganz offensichtlich gehalten hatte. Niko flankte lässig über die niedrige Vorgartentür und lief auf die knallrot gestrichene Haustür zu. Schon lief ihm das Wasser im Mund zusammen, da hörte er ein ungewöhnliches Geräusch. Es klang wie das Schlagen großer Flügel. Noch im gleichen Augenblick vernahm Niko den Schrei eines Vogels - es war ein Falke, ohne jeden Zweifel.
     
    Blitzartig durchzuckte Niko eine Erinnerung, die er nach den Ereignissen in Herrn Schreibers Laden nicht auch noch gebrauchen konnte. Es war die Erinnerung an einen seltsamen Traum, der ihn seit Wochen bedrängte und den er sich so überhaupt nicht erklären konnte: Ein Falke flog darin laut schreiend aus einer hell lodernden Feuerwand auf ihn zu. Aber noch bevor ihm klar werden konnte, was das bedeuten sollte oder wie der Traum weiterging, wachte er jedes Mal auf. Und noch eine Erinnerung überfiel Niko fast gleichzeitig: der Gedanke an die Sommerferien vor vielen Jahren, die er bei seinen Großeltern auf dem Land verbracht hatte. Sein Opa Melchior hatte ihm damals einen verlassenen Krähenhorst gezeigt, den ein Falkenpaar in einer alten Eiche gleich hinter der Scheune bezogen hatte. Über Wochen hatte das Weibchen gebrütet, und nachdem schließlich ein Jungvogel aus dem Ei geschlüpft war, hatten die Greifvögel sich ganz rührend darum gekümmert. Falken seien ganz besondere Tiere, hatte der Opa Niko mit verschwörerischer Miene zugeflüstert. Weil sie angeblich geheime Botschaften aus einer fremden Welt überbringen könnten. Obwohl Niko sich nicht ganz sicher war, ob der Opa das überhaupt ernst meinte oder nicht - Oma Frida behauptete sowieso, er sei manchmal ein rechter Spinner! -, hatte ihn das ungemein beeindruckt. Fast jeden Tag war er zur Scheune geschlichen, um die Falken zu beobachten - und seitdem wusste er ihren Schrei auch eindeutig von dem eines anderen Vogels zu unterscheiden. Nur: Woher konnte der Falkenschrei gekommen sein, den er eben gehört hatte?
     
    In Falkenstedt - dem Örtchen, in dem Niko und seine alleinerziehende Mutter wohnten - gab es nämlich schon lange keinen Falken mehr, auch wenn der schöne Greifvogel das Wappentier des Städtchens war. Und so musste Niko sich den Schrei wohl eingebildet haben.
     
    Schon kramte der Junge in seiner Jeanstasche nach dem

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