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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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körperlich spürbar, zerrte an seinen Haaren, seiner Haut, seinen Kleidern. Es war, als rufe sie ihn zu sich, zöge ihn beharrlich in ihre feurige, alles verschlingende Mitte.
     
    Niko schwindelte. Seine Beine zitterten, und die Luft vor ihm begann, hell und durchscheinend zu flimmern. Alle Kraft wich aus seinem Körper - und dann sackte Niko langsam, aber unaufhaltsam auf der Treppe zusammen. Die Welt vor seinen Augen wurde schwarz.
     

KAPITEL 4
     
    EIN GEHEIMNISVOLLER TRAUM
     
    D er Junge zählte höchstens vierzehn Sommer. Er war von schlanker, fast zierlicher Gestalt, und niemand hätte bei seinem Anblick vermutet, dass er ein weithin gefürchteter Krieger war. Nur das Schwert, das er um die Hüften gegürtet hatte, verriet den geübten Kämpfer. Es war ungewöhnlich breit und lang, die Spitze der Scheide berührte beinahe den Boden. Auch Griff und Parierstange waren ziemlich außergewöhnlich: Sie formten einen stilisierten Falken, der seine Flügel weit auseinanderspreizte. Die Kleidung des Jungen dagegen war eher unauffällig: ein einfaches Gewand, Hose und Wams, aus erdbraunem Leder, darunter ein dunkles Hemd aus grobem Leinen. Das schmale Gesicht unter den pechschwarzen Haaren lag im Laubschatten des dichten Haselnussstrauches, in dessen Schutz er sich zusammengekauert hatte. Die smaragdfarbenen Augen zu schmalen Schlitzen gekniffen, spähte der Junge aufmerksam zu der gewaltigen Burg, die wie ein schlafendes Raubtier im fahlen Schein des Nachtmondes auf dem Hügel vor ihm lag. Die dicken Mauern und mächtigen Türme, einer an jeder der vier Ecken, waren aus grob behauenen Steinen gefügt. Drohend und einschüchternd reckten sie sich zum nächtlichen Himmel empor, über den sanft und träge ein leichter Wolkenteppich driftete.
     
    Im Zwielicht der Dämonenstunde, die den alten Tag verschlang, um den neuen zu gebären, wirkte die Festung noch trutziger und unbezwingbarer als im hellen Licht des Tages. Helmenkroon, so lautete ihr Name, hatte bislang noch jeder Armee getrotzt. Unzählige Heere hatten ihre Mauern zu erstürmen versucht, doch jeder Gegner, so mächtig er auch gewesen sein mochte, hatte sich die Zähne daran ausgebissen und den Schädel daran eingerannt. Legionen von Kriegern hatten ihr Leben gelassen, Ströme von Blut waren vergossen worden, und dennoch hatten sämtliche Belagerer am Ende wieder unverrichteter Dinge abziehen müssen. So wahrte Helmenkroon nun schon seit Jahrhunderten seinen Ruf als unbezwingbare Festung, in die niemand mit Gewalt einzudringen vermochte. Nein, mit Gewalt nicht.
     
    Dem Jungen war all das wohlbekannt. Trotz seines oft bewiesenen Mutes dachte er deshalb nicht im Traum daran, die Burg mithilfe seines Schwerts zu erstürmen. Er hatte einen anderen Plan ersonnen, den er nach langer Vorbereitung nun endlich in die Tat umsetzen wollte. Sorgsam darauf bedacht, keinerlei Geräusch zu machen, streckte er den rechten Arm nach vorn und bog den dicht belaubten Haselnusszweig zur Seite. Nun hatte er freien Blick auf die beiden Männer, die hoch oben auf der windumtosten Mauer, die die Südostflanke der Festung schützte, Wache hielten.
     
    Die bodenlangen Umhänge über den ledernen Rüstungen eng um die Körper geschlungen, standen sie fröstelnd in der Nähe der Treppe, die auf der Innenseite hinunter in den Burghof führte. In den vergangenen Nächten hatte der Junge die Wache mehrfach beobachtet und war deshalb nicht nur mit der Örtlichkeit, sondern auch mit dem Verlauf ihres Dienstes bestens vertraut. Die beiden Männer würden in wenigen Minuten abgelöst werden. Seit geraumer Zeit schon standen sie auf dem Sprung, um so schnell wie möglich in ihre Schlafkammern zu gelangen, in denen es mit Sicherheit weit wärmer war als auf dem zugigen Wachposten. Deshalb schritten sie auch längst nicht mehr die gesamte Länge der Mauer ab, sondern sparten sich die letzten zwei Dutzend Schritte bis zum Ostturm, der direkt vor dem Jungen aufragte - und genau darauf hatte er seinen Plan aufgebaut. Jetzt musste nur noch der Wind mitspielen und Wolken vor den Nachtmond schieben, um dessen fahl leuchtende Scheibe zu verhüllen. Sonst war die Gefahr viel zu groß, dass er auf den letzten gut zwanzig Schritten bis zum Turm doch noch entdeckt wurde. Auf der leicht ansteigenden Brache wuchsen nämlich weder Baum noch Strauch und deshalb bot sich dort keinerlei Deckung. Zum großen Verdruss des Jungen aber prangte der blasse Himmelskörper immer noch rund und voll und weithin sichtbar

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