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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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mangelte.
     
    All das ging dem Jungen durch den Kopf, während er sich sorgfältig nach allen Seiten umsah. Sein Blick blieb kurz an der Fahne mit dem roten Greifen hängen, die auf der Spitze des Bergfrieds flatterte. Er kniff die Augen zusammen, spuckte verächtlich aus und schlich dann auf leisen Sohlen auf den Eingang des Burggebäudes zu.
     
    Kurz vor dem offenen Portal blieb er stehen und sog wie ein witterndes Tier die Nachtluft in seine geblähten Nasenlöcher. Nichts - er konnte absolut nichts Verdächtiges riechen. In der Dunkelheit, die jenseits der offenen Pforte nistete, schien niemand auf ihn zu lauern. Nur Augenblicke später war er im Inneren der Burg verschwunden.
     
    Der schmale Gang, der zum Schlafgemach des Burgherren führte, war in schummriges Zwielicht getaucht. Die wenigen Fackeln in den eisernen Wandhaltern blakten rußend vor sich hin. Der Schein der zuckenden Flammen tanzte wie eine Horde von Nachtgeistern über die rohen Steinmauern. Eine mächtige, mit eisernen Bändern beschlagene Holztür verschloss den Eingang zu Rhogarrs Kammer. Die beiden Männer - klein und kräftig der eine, lang und dürr der andere -, die davor Wache hielten, kämpften mit dem Schlaf. Müde klammerten sie sich an die langen Schäfte ihrer Lanzen, in deren metallenen Spitzen sich das Fackellicht spiegelte. Sie schwankten kaum merklich hin und her und hatten Mühe, die Augen offen zu halten.
     
    Der Dienst vor Rhogarrs Kammer war allen Mitgliedern der Wachmannschaft zutiefst verhasst. Nicht genug, dass er sich stets bis weit nach Morgengrauen hinzog - der Tyrann war nämlich ein ausgesprochener Langschläfer -, es gab während dieser endlos langen Stunden auch nicht das Geringste zu tun. In all den vielen Sommern, die sich der ruchlose Herrscher der Marschmark nun schon widerrechtlich auf dem Thron des Alwenkönigs Nelwyn breitmachte, war es noch niemals zu einem ernsthaften Zwischenfall gekommen. Obwohl fast alle Alwen, vom Neugeborenen bis zum Greis, dem verhassten Eroberer den Tod an den Hals wünschten, hatte noch keiner von ihnen versucht, in Rhogarrs Schlafgemach einzudringen, und so verging jede Nachtwache in quälender Langeweile.
     
    Kein Wunder, dass die Männer sich schon glücklich schätzten, wenn ihr Herr der jungen Mädchen, die ihm regelmäßig zu Gefallen sein mussten, noch vor dem Morgen überdrüssig wurde und er sie mitten in der Nacht rüde aus seinem Bett jagte. Das sorgte nicht nur für Abwechslung, sondern lieferte ihren lüsternen Blicken auch höchst willkommene Nahrung. Der wegen seiner Ungeduld berüchtigte Burgherr ließ den armen Dingern nämlich in der Regel kaum Zeit, sich vollständig anzukleiden, sondern scheuchte sie meist noch halb nackt aus seinem Schlafgemach - sehr zur Freude seiner johlenden und spottenden Wachleute natürlich.
     
    Doch selbst dieser abgeschmackte Spaß blieb den beiden Männern in dieser Nacht verwehrt. So hüllten sie sich also fester in ihre langen Filzumhänge - im Inneren der Burg war es selbst in den Sommernächten empfindlich kalt - und harrten voller Sehnsucht darauf, dass das Taglicht endlich über den Zinnen von Helmenkroon aufgehen würde, auch wenn das noch einige Stunden dauern mochte.
     
    Plötzlich schreckte ein Geräusch die Männer aus ihrem dumpfen Brüten. Sie zuckten überrascht zusammen, spähten in die Düsternis des Ganges, der kaum zehn Schritte von ihnen entfernt einen scharfen Knick nach rechts machte, und schauten sich dann verwundert an.
     
    »Was war das denn?«, fragte der Dicke.
     
    Sein hagerer Kumpan zog ein dümmliches Gesicht und zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
     
    Erneut tönte der Laut nun aus der Dunkelheit - und diesmal erkannten sie ihn sofort. »Dieser Trampel von Köchin!«, schimpfte der Dicke. »Wie oft habe ich ihr schon gesagt, dass sie besser auf ihren verfressenen Kater aufpassen soll. Wenn das brünstige Vieh unseren Herrn mit seinem Maunzen aus dem Schlaf schreckt, ist ihr Leben mit Sicherheit verwirkt.«
     
    »Da magst du recht haben«, brummte der Dünne gelangweilt. »Obwohl Herr Rhogarr es weit schlimmer treibt als der Kater, kennt er bestimmt keine Gnade und übergibt die arme Küchendirne doch glatt dem Scharfrichter.« Dann aber verzog er den Mund zu einem hämischen Grinsen. »Sie ist ohnehin nicht besonders groß. Und einen Kopf kürzer wird sie wohl kaum noch in die Töpfe schielen können, fürchte ich.«
     
    Der Dicke fiel in sein wieherndes Gelächter mit ein, wurde aber

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