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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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schnell wieder ernst. »Ich will sehen, ob ich das dumme Tier verscheuchen kann«, erklärte er. »Die Köchin mag hässlich sein wie die Nacht und dämlich wie ein Maulesel. Aber ihr Steppenochsen-Ragout schmeckt so köstlich, dass ich ungern darauf verzichten würde.« Damit setzte er sich in Bewegung und war kurz darauf hinter der Biegung des Ganges verschwunden.
     
    »Wo er recht hat, hat er recht«, murmelte der Dünne kaum hörbar vor sich hin, stützte sich wieder auf die Lanze und wartete auf die Rückkehr seines Kumpanen.
     
    Der schien die Katze bereits gefunden zu haben, denn sein erstickter Ruf - »Was soll der Unfug?« - drang gleich darauf aus der Dunkelheit, gefolgt von einem dumpfen Laut - als stampfe er mit dem Stiefel, um das Tier zu verjagen.
     
    Nur Augenblicke später tauchte der Dicke auch schon wieder auf. Mit gesenktem Haupt und tief in seinen Umhang gehüllt, kam er mit raschen Schritten näher.
     
    »Und?« Die Augen des Dünnen funkelten neugierig. »Hast du Erfolg gehabt?«
     
    »Wenn du es so nennen willst«, antwortete da eine helle Jungenstimme. Im gleichen Moment zuckte ein Arm mit einem blitzenden Schwert unter dem Umhang hervor. Dem Wächter blieb nicht die geringste Zeit zum Reagieren: Noch ehe er begriff, wie ihm geschah, traf ihn ein wuchtiger Hieb mit dem Schwertknauf. Augenblicklich verlor er die Besinnung und sank reglos zu Boden. Ohne dem Bewusstlosen einen weiteren Blick zu schenken, machte der Junge einen großen Schritt über ihn hinweg und betrat die Schlafkammer des Tyrannen.
     
    Eine angenehme Wärme schlug ihm entgegen. Nachdem er lautlos die Tür hinter sich geschlossen hatte, verharrte er und schaute sich um. Im steinernen Kamin an der Stirnwand glommen die Überreste eines Feuers, die glühenden Scheite verbreiteten rötliches Dämmerlicht. Warme Felle und Teppiche bedeckten die Bodenfliesen. Vom riesigen Schlaflager in der Mitte des Gemaches her ertönte lautes Schnarchen. Unter den Decken zeichneten sich die Konturen eines kräftigen Mannes ab. Die Mundwinkel des Jungen zuckten verächtlich, und seine weichen Gesichtszüge verhärteten sich, als er nun lautlos auf den Schnarcher zuging.
     
    Selbst noch im Schlaf bot Rhogarr von Khelm, der Herrscher der Marschmark, einen zutiefst bedrohlichen Anblick. Eine schwarze Klappe bedeckte die Höhle seines linken Auges, das er im Kampf mit König Nelwyn eingebüßt hatte. Seine Nase war breit und stark gerötet. Dunkle Bartstoppeln, in die sich kräftige Spuren von Grau mischten, sprossen auf dem kantigen, entschlossenen Kinn und den rot geäderten Wangen. Auch das dichte Haupthaar schimmerte bereits silbrig grau. Der Mund stand offen, die schmalen Lippen flatterten bei jedem Atemzug.
     
    Das unglückliche Mädchen, blutjung, blond und von üppiger Gestalt, das heute das Lager des Tyrannen teilen musste, war bis an den äußersten Rand der Schlafstatt gerutscht. Vor Abscheu - oder weil Rhogarr sich auch im Schlaf genauso rücksichtslos Platz zu verschaffen pflegte wie in seinen wachen Stunden.
     
    Der Junge musterte das Mädchen für einen Moment mit mitleidigem Blick. Dann wandte er sich wieder dem einäugigen Tyrannen zu - der just in diesem Moment erwachte, den nächtlichen Besucher bemerkte und mit offenem Mund vom Lager hochfuhr.
     
    Der Junge reagierte blitzschnell: Geschwinder, als ein Taranteldrache seine Beute zu packen pflegt, riss er mit einer einzigen fließenden Bewegung das mächtige Schwert hoch über seinen Kopf.
     
    »Sinkkâlion, das Königsschwert«, hauchte Rhogarr heiser, während er wie gebannt auf die messerscharfe Waffe starrte.
     
    In diesem Moment zuckte draußen ein Blitz vom Himmel. Er ließ das seltsame Zeichen, das die breite Schneide zierte, strahlend hell aufleuchten und erfüllte das Schlafgemach mit gleißendem Licht. Der gewaltige Donnerschlag erschütterte Burg Helmenkroon bis in die Grundfesten. Dann zuckte das Schwert nieder. Wie ein Fallbeil zerschnitt es die Luft über Rhogarrs Lager und dann …
     
     
     
     
     
    N iko Niklas schreckte aus unruhigem Schlaf hoch und blickte sich gehetzt um. Es dauerte einige Momente, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Kein Zweifel: Er befand sich in seinem Zimmer, trug seinen Schlafanzug und lag in seinem Bett. Seine Kleider hingen über dem Schreibtischstuhl - genau dort, wo er sie immer ablegte -, und auch sein Rucksack stand an der gewohnten Stelle: an der rechten Seite des Kleiderschrankes.
     
    Sein Herz schlug

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