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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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am nächtlichen Firmament. Während er ungeduldig nach oben spähte, klangen dumpfe Laute an sein Ohr: die Stiefeltritte der neuen Wachen, die die Treppe hinaufstiegen.
     
    Wie zur Bestätigung traten nun auch die Männer auf der Mauer näher an den Aufgang heran und spähten ungeduldig in die Tiefe.
     
    »Habe ich Euch verstimmt, Ihr Unsichtbaren? Oder warum sonst lasst Ihr mich im Stich?«, murmelte der Junge enttäuscht vor sich hin.
     
    Als hätte sie auf diese Worte gewartet, segelte mit einem Mal eine dickbauchige Wolke heran, träge und ohne besondere Eile, schob sich gemächlich wie ein alter Lastkahn vor die fahle Scheibe des Nachtmonds und verschluckte sie fast gänzlich.
     
    Die Männer auf der Mauer bekamen das gar nicht mit. Die Augen auf ihre Kameraden gerichtet, spornten sie diese zu größerer Eile an: »Jetzt sputet euch doch, beim Henker!« Deshalb bemerkten sie auch nicht, wie der Junge nun eilends sein Versteck verließ und lautlos wie eine Katze auf die Burg zuhuschte.
     
    Als wäre er ein erdbrauner Schatten, durchquerte er mit geschmeidigen Schritten die deckungslose Fläche und verharrte schließlich im Schutz des trutzigen Bollwerks. Dicht an die grob behauenen Steinquader geschmiegt, löste er das Seil, das um seinen schmalen Oberkörper geschlungen war, und rollte es rasch auf. Der eiserne Wurfanker am oberen Ende war mit schwarzen Stofffetzen umhüllt, damit er im Schein des Nachtmonds nicht aufblitzte und beim Auftreffen auf Stein keine lauten Geräusche verursachte. Der Junge packte das Seil eine gute Elle unterhalb des Hakens und ließ es geschmeidig hin und her pendeln. Dabei legte er den Kopf in den Nacken und spähte abwägend nach oben zur Mauerkrone. Schließlich schleuderte er das Seil blitzschnell und mit einer kaum wahrnehmbaren Armbewegung in die Höhe. Das Tau wie eine endlos lange Schlange hinter sich herziehend, zischte der Haken dicht vor der steinernen Wand empor und flog schließlich über die Zinnen. Ein dumpfer Laut tönte durch die nächtliche Stille, als der Anker aufschlug.
     
    Augenblicklich ruckte der Kopf des Jungen herum. Angespannt spähte er zu den vier Männern, die rund hundert Schritte entfernt auf der Mauer standen. Doch die schienen weder etwas gehört noch gesehen zu haben. Die abgelösten Wachen setzten ihren Bericht über den Verlauf des Dienstes vielmehr ungestört fort - »Keine besonderen Vorkommisse, alles ruhig und friedlich« - und würden sich dann spätestens in zwei bis drei Minuten von ihren Kameraden verabschieden.
     
    Hastig zog der Junge das Seil straff. Als er Widerstand spürte, huschte ein zufriedenes Lächeln über sein Gesicht: sehr gut! Der Anker hatte sich sicher verhakt. Er zurrte rasch sein Schwert fest, ergriff das Tau mit beiden Händen und hangelte sich blitzschnell nach oben.
     
    Nur wenige Augenblicke später schwang er sich schon über die Mauerkrone, kauerte im Schutz der Zinnen nieder, zog das Seil hoch und ließ es auf der anderen Seite wieder in die Tiefe. Dann machte er den Anker erneut fest und glitt lautlos hinunter in den Burghof. Mit einem schnellen Ruck löste er den Haken, der kurz darauf dicht neben ihm auf den Boden schlug. Der Junge versteckte ihn mitsamt dem Tau hinter einem Gebüsch und schlich tief gebückt auf den Eingang des Hauptgebäudes zu.
     
    Im Gegensatz zum mächtigen Burgtor, das bei Einbruch der Dunkelheit stets geschlossen wurde, und den Mauern, die rund um die Uhr mit Wachen bemannt waren, wurde dieser Zugang nicht bewacht. Helmenkroon war nämlich auf drei Seiten von der gleichnamigen Siedlung umgeben, die durch eine wehrhafte Mauer geschützt war. Am Stadttor, das beim Schwinden des Großen Taglichts verriegelt wurde, standen ebenfalls Wachen. Rhogarr von Khelm, der Burgherr, vertraute daher völlig auf den Schutz der beiden Krieger, die in den Nächten vor dem Portal seiner Schlafkammer Wache hielten. Es würde sich ohnehin niemand gegen seinen Willen in die Burg wagen. Jeder Bewohner des Nivlandes wusste sehr gut, was ihn erwartete, falls er bei einem solchen Versuch erwischt würde: der Henker und damit der sichere Tod!
     
    Rhogarr von Khelm liebte Hinrichtungen über alles. Je grausamer der Delinquent zu Tode kam, umso größer war Rhogarrs Vergnügen daran. Die von ihm erlassenen Gesetze und Anordnungen und nicht zuletzt die Willkür seiner gefürchteten Leibgarde sorgten schon dafür, dass es seinem Scharfrichter niemals an geeigneten Kandidaten für sein grausiges Handwerk

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