MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
Diesmal traf er ihn am Rücken und entlockte ihm einen weiteren Schmerzensschrei, viel lauter und wütender als der erste.
Schon machte Nikos Gegner kehrt und griff wieder an. Sein Gesicht war verzerrt von grenzenloser Wut, pure Mordgier spiegelte sich in seinen Blicken. Doch auch diese Attacke ging fehl, denn wieder wich Niko ihm im letzten Augenblick aus - diesmal jedoch zur anderen Seite.
Erneut wollte Niko dem finsteren Recken seinen Prügel überziehen, als sein Herz mit einem Male stehen zu bleiben drohte: Er hatte einen verhängnisvollen Fehler gemacht und war in die Reichweite des zweiten Wüstlings geraten! Doch es war zu spät, um das wiedergutzumachen: Während der Mann mit dem Schwert weiter auf Arawynn einschlug, versetzte er Niko einen gewaltigen Tritt mit seinem groben Stiefel.
Niko wurde von den Beinen gerissen und schlug hart auf eine aus dem Boden ragende Wurzel. Sein Kopf prallte mit Wucht gegen einen Baum, sodass es in seinem Schädel laut dröhnte und er für Momente den Eindruck hatte, als kreisten Hunderte kleiner Sternchen vor seinen Augen. Gleichzeitig fuhr ein Schmerz von der Schärfe eines Schwertes in seinen Leib, der ihm für Sekunden den Atem raubte. Wehrlos wie ein Maikäfer lag Niko auf dem Rücken und streckte alle viere von sich.
Es konnte nicht anders sein: Natürlich nutzte Nikos Feind seine Hilflosigkeit erbarmungslos aus. Das Schwert in beiden Händen, stürzte er auf den Jungen zu und hob es hoch über seinen Kopf, um es ihm in den Leib zu rammen. Wie ein Blitz zuckte die Waffe nieder - und fuhr tief in den weichen Waldboden. Niko war nämlich im allerletzten Moment zur Seite gerollt und dadurch dem tödlichen Stich entgangen.
Der Krieger schrie vor Wut und Enttäuschung laut auf. Zumal Niko sich jetzt wieder ganz im Griff hatte. Wie ein Wirbelwind sprang er auf die Beine und versetzte seinem Gegner einen mächtigen Hieb auf den ungeschützten Kopf, der ihn zu Boden streckte. Schon wollte Niko sich auf den Schergen stürzen, um ihn kampfunfähig zu machen, als der Schrei des Mädchens in sein Ohr hallte: »Schnell! Du musst meinem Bruder helfen!«
Niko fuhr herum und sah zu seinem Entsetzen, dass der fremde Junge seinem Gegner nur mehr mit bloßen Händen gegenüberstand. Der blindwütige Krieger hatte ihm das Schwert aus der Hand geschlagen, dessen Heft sich in einem nahen Steinhaufen verkeilte, sodass die Klinge nun schräg nach oben daraus hervorragte. Der Junge wollte schon darauf zuspringen, um die Waffe wieder an sich zu nehmen, doch der Mann mit dem blutverschmierten Gesicht ließ ihm nicht die geringste Chance.
»Na warte, du Hund!«, brüllte er wie ein Berserker. »Jetzt wirst du für alles bezahlen.« Damit hob er sein blitzendes Schwert und machte einen Satz auf den Jungen zu, um ihm den Todesstoß zu verpassen.
Niko war viel zu weit entfernt, um eingreifen zu können. Er sah den Jungen schon getroffen zu Boden sinken, als ihn blitzartig ein Gedanke durchzuckte - und schon schleuderte er seinen Stock mit aller Kraft auf den rasenden Krieger. Er traf ihn mit voller Wucht an den Beinen und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Der Scherge stolperte und fiel so unglücklich, dass er direkt in die Klinge des aus dem Steinhaufen ragenden Schwertes stürzte. Ein letztes Mal noch röchelte er, ein Schwall Blut schoss aus seinem Mund und dann hauchte er sein Leben aus.
Niko eilte auf den Jungen zu, in dessen Gesicht die blanke Panik stand: Er hatte dem Tod ins Auge geblickt und war ihm erst in letzter Sekunde entronnen. »Alles in Ord-?«, hob Niko gerade an, als das Mädchen ihm eine weitere Warnung zuschrie: »Passt auf! Der Anführer!«
Hastig wirbelte Niko herum und erkannte, dass der andere Krieger - offensichtlich der Anführer - sich inzwischen wieder aufgerappelt hatte und dabei war, sie mit dem Schwert zu attackieren. Als Niko sich jedoch blitzschnell nach seinem Stock bückte und der fremde Junge dem aufgespießten Schergen die Waffe aus der Hand riss, besann der Anführer sich anders: Er warf den Jungen noch einen wütenden Blick zu, bückte sich dann, um etwas vom Waldboden aufzuheben, drehte sich um und hastete zu den drei Streitrossen, die am Ende der Lichtung grasten. Dort sprang er in Windeseile in den Sattel seines Pferdes und preschte in wilder Flucht davon, die beiden Rappen am Zügel hinter sich herreißend.
Als der Krieger ihren Blicken entschwunden war, atmete das Mädchen erleichtert auf. »Bei den
Weitere Kostenlose Bücher