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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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tatsächlich die Wahrheit gesprochen: Odhur schickte sich an, die Macht über das Schicksal Mysterias aus ihren Händen zu winden und sie seinem neuen Günstling anzuvertrauen.
     
    Deshalb löschte er Zeile um Zeile, Abschnitt für Abschnitt und sogar Seite für Seite aus dem magischen Buch, in dem die Zukunft der Welt hinter den Nebeln festgeschrieben war.
     
    Und deshalb wurden seine Botschaften auch mit jedem Tag unverständlicher und rätselhafter - weil er sie verwirren und aus der Fassung bringen wollte, damit sie seinem neuen Zögling keinen Widerstand leistete.
     
    Das hatte sie nicht verdient, niemals! Schon der bloße Gedanke daran ließ Sâga erstarren. »Verflucht sollst du sein, Odhur«, schimpfte die Magierin. »Habe ich dir nicht all die Jahre treu gedient?« Vor Enttäuschung und Wut schlug sie mit der flachen Krallenhand auf den Tisch, der wie aus Protest laut schepperte.
     
    Einige der zahllosen Vampirfledermäuse, die lautlos durch die rauchgeschwängerte Wohnhöhle gaukelten, stießen vor Schreck spitze Schreie aus.
     
    »Jetzt habt euch nicht so, ihr dämlichen Biester!«, fauchte Sâga sie wütend an. »Euer Gekreische geht mir auch tagtäglich auf den Geist.«
     
    Dann lehnte sie sich auf ihrem Schemel zurück und stierte nachdenklich in den Dampf, der aus dem über dem Feuer blubbernden Eisenkessel aufstieg, als könne sie dort einen Rat finden. Und tatsächlich: Allmählich beruhigte sich ihr aufgewühltes Gemüt. Du darfst nicht in Panik verfallen, versuchte Sâga sich Mut zuzusprechen, denn noch bist du im Vorteil. Noch hältst du die wichtigsten Fäden in der Hand und bestimmst, was in weiten Teilen des Nivlandes und Mysterias geschieht. Du musst nur dafür sorgen, dass das auch weiterhin so bleibt, dann kann dir niemand gefährlich werden!
     
    In tiefe Gedanken versunken, saß die Schwarzmagierin eine ganze Weile fast regungslos da, bis mit einem Male ein unwirkliches Leuchten ihr Antlitz erhellte. »Ja, natürlich!«, schrie sie. »Genauso muss es sein!«
     
    Nur einen Herzschlag später stand sie neben dem Feuer, streckte die Arme gegen die Decke, legte den Kopf in den Nacken und murmelte mit geschlossenen Augen die uralte Zauberformel, die ihr seit Hunderten von Jahren neue Gestalt und Form verlieh: »Oh, mächtiger Odhur, der du die Gesetze bestimmst, nach denen wir alle leben, verleihe deiner Dienerin die Kraft, sich über Raum und Lüfte zu erheben.«
     
     
    »Wie heißt du? Niko?« Ayani blickte ihn an, als hätte er einen schmutzigen Witz erzählt. »Was für ein seltsamer Name!«
     
    »Ich habe ihn mir nicht ausgesucht«, antwortete Niko leicht beleidigt. »Aber du hast recht, es gibt sicherlich aufregendere.« Dass er Ayani und Arawynn mindestens genauso seltsam fand, behielt er lieber für sich. Dafür deutete er auf den goldenen Anhänger an der Halskette des Mädchens. »Darf ich mir dein Medaillon mal näher ansehen?«
     
    »Wenn du möchtest.« Mit freundlichem Lächeln trat Ayani ganz dicht an ihn heran, sodass er den frischen Duft ihres Haares und ihrer Haut riechen konnte, nahm die Kette in die Hand und hielt ihm den Anhänger vors Gesicht. »Verzeih bitte, dass ich sie nicht abnehme. Aber Maruna, meine Mutter, hat mich gebeten, sie stets und ständig zu tragen.«
     
    »Echt?« Niko glaubte sich verhört zu haben. Was für ein Zufall - genau das hatte seine Mutter doch auch getan. »Und warum?«
     
    »Ich weiß es nicht.« Ayani zog die dunklen Brauen hoch. »Immer wenn ich Maruna danach gefragt habe, hat sie nichts als Ausflüchte gesucht.«
     
    Niko wunderte sich noch mehr. Merkwürdig - genauso hatte Rieke doch auch reagiert. Er blickte Arawynn an. »Und du? Trägst du auch eine Kette? Oder einen Ring?«
     
    »Nein.« Der Junge schüttelte den Kopf. »Und auch niemand sonst in unserer Familie. Ayani ist die Einzige, die ein solches Schmuckstück besitzt. Warum fragst du?«
     
    »Nur so«, gab Niko betont beiläufig zurück und blickte angestrengt auf Ayanis Anhänger. Sollte er den beiden verraten, dass er bis vor wenigen Minuten ebenfalls eine solche Kette getragen hatte? Und dass die sich inzwischen wahrscheinlich in den Fingern des hässlichen Kriegers befand?
     
    Ayani nahm ihm die Entscheidung ab. »Wenn ich mich recht entsinne, hing um deinen Hals doch auch eine Kette, als du hier auf der Lichtung erschienen bist? Sah die nicht ganz ähnlich aus?«
     
    »Stimmt«, antwortete Niko rasch. »Sie sah sogar fast genauso aus. In meinen Anhänger war

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