MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
Spur mehr von ihr zu sehen. »Na, so was.« Niko verzog das Gesicht. »Habt ihr euch diesen Trick ausgedacht?!«
»Trick?«, fragte Ayani verwundert. »Ich weiß nicht, was du meinst. Aber es beweist nur, dass ich recht habe. Die Schlange war ein Bote der Unsichtbaren …«
»Blödsinn«, unterbrach Niko sie und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Erstens glaube ich nicht an solche Ammenmärchen, und zweitens...«
Ayani schaute ihn abwartend an. »Ja?«
»Zweitens bin ich überhaupt kein Alwe wie ihr und kann schon alleine deshalb auch nicht das Geringste mit eurem Schicksal zu tun haben!«
»Nein?«
Niko schüttelte den Kopf.
»Aber du siehst doch ganz danach aus«, warf Arawynn ein.
Erst da fiel Niko auf, dass er dem Jungen überraschend ähnlich sah. Auf den ersten flüchtigen Blick hätte man sie durchaus verwechseln können. »Reiner Zufall«, sagte er grimmig. »Ich komme wirklich nicht von hier, das könnt ihr mir glauben.«
Die Geschwister sahen sich betroffen an. Dann machte Arawynn einen Schritt auf ihn zu. »Und wenn schon«, sagte der Junge ruhig, »dafür gibt es mit Sicherheit eine Erklärung. Da hinten …«, er zeigte über seine Schulter, »... liegt unser Dorf. Begleite uns dorthin, damit wir unsere Mutter um Rat fragen können. Maruna weiß über diese Dinge viel besser Bescheid als wir und wird dich zudem mit größter Freude bei uns willkommen heißen. Du hast uns schließlich das Leben gerettet.«
Plötzlich fiel Niko seine Verabredung mit Jessie wieder ein. Merkwürdigerweise hatte er seit dem Durchschreiten der Nebelpforte nicht eine Sekunde daran gedacht. Erst als Arawynn sein Zuhause erwähnte, wurde ihm mit einem Mal bewusst, dass er sich in einer völlig fremden Welt befand. Und plötzlich wollte er nichts als zurück - heim in seine vertraute Umgebung. Nicht nur weil Jessie ihn erwartete - und dann natürlich auch sein Opa und seine Mutter -, sondern weil ihm Mysteria, wie Ayani diese Welt genannt hatte, so völlig unbekannt war. Nicht einen Menschen kannte er hier! Was sollte er hier, was ging ihn das alles überhaupt an? Das Heimweh überflutete Niko so heftig, dass er sich brüsk von Ayani und Arawynn verabschiedete. Er bedankte sich noch einmal für die freundliche Einladung, ließ sich aber auch nicht durch ihre vehementen Proteste davon abhalten, aufzubrechen. Schnell machte er sich von den beiden los, um zur Nebelpforte zurückzukehren.
KAPITEL 15
EINE SCHRECHLICHE ERKENNTNIS
E rst auf dem Weg zu den Findlingen, die ihm Einlass in die Welt hinter den Nebeln gewährt hatten, wurde Niko so richtig bewusst, wie gefährlich sein Abenteuer in Mysteria gewesen war - nämlich schlichtweg lebensgefährlich! Die Begegnung mit den schwarzen Kriegern hätte ganz leicht einen anderen Ausgang nehmen können. Mit etwas Pech hätten sie ihn schwer verletzen oder sogar töten können. Sie hatten schließlich nicht das geringste Mitleid mit Ayani und Arawynn gezeigt und wären auch nicht davor zurückgeschreckt, ihm den Garaus zu machen. Und ohne seine Kampfsportkünste, die er sich in jahrelangem Training angeeignet hatte, wäre er ganz sicher verloren gewesen.
Bei dem Gedanken wurde Niko plötzlich übel und ein Zittern überfiel ihn. Was war das nur für eine Welt, in die er da geraten war? In der mordlüsterne Krieger mit dem blanken Schwert auf unbewaffnete Jugendliche losgingen und sie in Stücke zu hacken versuchten. Wie im finstersten Mittelalter!, schoss es Niko durch den Kopf, als skrupellose Söldner und Mordbrenner selbst unschuldige Kinder und Frauen niedermetzelten und ihnen unvorstellbare Grausamkeiten antaten. Oder wie in so manchen Fantasy-Filmen, fiel ihm noch ein. Nur mit dem Unterschied, dass es sich hier offensichtlich um real gewordene Fantasy handelte, die er nicht nur am eigenen Leibe zu spüren bekommen hatte, sondern die ihn um ein Haar sogar das Leben gekostet hätte. Was für ein Glück, dass er diese ebenso grausame wie feindselige Welt wieder verlassen konnte und nicht ständig darin leben musste - wie Ayani und Arawynn zum Beispiel.
Während Niko sich ängstlich nach allen Seiten umschaute und sich vergewisserte, dass niemand mehr irgendwo lauerte, um über ihn herzufallen, stieg Mitleid mit den Geschwistern in ihm auf. Die kurze Begegnung hatte ihm gezeigt, dass sie ein weitaus mühseligeres und gefährlicheres Leben führten als er selbst. Auch wenn er aus ihren Erklärungen
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