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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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allerdings etwas anderes eingraviert: die Dagaz-Rune und nicht die Ehwaz-Rune, die auf deinem zu sehen ist.«
     
    »Ehwaz-Rune?« Ayani musterte ihn verständnislos. »So nennst du dieses Zeichen?«
     
    »Genau. Und wie sagt ihr dazu?«
     
    »Das ist das Zeichen grenzenlosen Vertrauens«, erklärte Ayani, worauf Niko rasch das trockene Laub mit dem Fuß zur Seite schob und die Dagaz-Rune mit dem Finger in den lockeren Waldboden zeichnete. »Und wie heißt dieses Symbol?«
     
    »Das ist das Zeichen unerschrockenen Mutes«, erklärte das Mädchen. »Die wenigen, die die Unsterblichen damit auszeichnen, sind in der Regel zu großen Helden bestimmt. Deshalb zieren diese beiden Zeichen auch das Wappen unserer Herrscher, neben einem Falken und dem Königsschwert.«
     
    Niko hatte den letzten Satz nur mit halbem Ohr mitbekommen. Die Unsterblichen?, grübelte er. Zu großen Helden? Ayani redete in Rätseln! Ob sie tatsächlich glaubte, was sie sagte? Nach kurzem Überlegen zeichnete er auch noch die Mannaz-Rune in den Boden. »Und dieses Zeichen? Welchen Namen habt ihr dafür?«
     
    Ayani schluckte und blickte ihn andächtig an. »Dieses Symbol zu zeichnen, ist uns verboten. Es ist einzig den Unsichtbaren vorbehalten und steht für ihre große Macht. Gleichzeitig zeigt es uns, dass unser Schicksal zwar in ihrer Hand liegt, wir aber dennoch einen entscheidenden Einfluss darauf haben. Wenn die zwei nämlich zu einem werden und grenzenloses Vertrauen sich mit unerschrockenem Mut vereint, können wir große Dinge vollbringen, die den Lauf unserer Welt verändern. Aus diesem Grunde trägt auch Sinkkâlion, das Königsschwert, dieses Zeichen!«
     
    Sinkkâlion?, hallte es durch Nikos Kopf. Hatte der Burgherr in seinem Traum nicht das mächtige Schwert so genannt? Und hatte der Mann, der ihm aus der Nebelwolke entgegengetreten war, nicht auch dieses Wort benutzt?
     
    Niko wollte eben weiterfragen, als er ein verdächtiges Rascheln hinter sich hörte. Verwundert drehte er sich um - und erstarrte. Seine Frage blieb ihm im Halse stecken, und er wagte nicht zu atmen, während er dem ekligen Vieh entgegenstarrte, das sich auf ihn zuschlängelte.
     
     
     
     
     
    N iko? Wo steckst du denn, Niko?« Riekes Stimme drang durch die halb geöffnete Tür der Dachkammer und nur Augenblicke später steckte sie ihren Kopf hinein. »Warum antwortest du denn ni -« Mitten im Wort brach sie ab und schaute sich verwundert um. Das Zimmer war leer. Von Niko war keine Spur zu sehen.
     
    »Merkwürdig«, murmelte sie vor sich hin. »Er hat mir gar nicht gesagt, dass er was vorhat.« Als Rieke dann jedoch das gemachte Bett sah, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Es hatte also doch gefruchtet, dass sie ihren Sohn frühzeitig zur Eigenständigkeit erzogen und ihm beigebracht hatte, dass sie weder sein Dienstmädchen noch seine Putzfrau war. Niko hatte auch schnell kapiert, dass er sein Zimmer selbst aufräumen und sauber halten musste. Ohne Murren hatte er sich angewöhnt, Kopfkissen und Bettdecke aufzuschütteln und ordentlich aufs Bett zu legen. Nur in den ersten Tagen nach seiner Rückkehr aus den Sommerferien in Oberrödenbach hatte es jedes Jahr Probleme gegeben. Die Großeltern hatten ihn nämlich immer nach Strich und Faden verwöhnt, und Oma Frida hätte nicht einmal im Traum daran gedacht, ihren heiß geliebten Enkel zum Bettenmachen anzuhalten. Wenn Niko dann wieder nach Falkenstedt zurückkam, brauchte Rieke immer eine gewisse Zeit, ihrem Sohn den in den Ferien eingerissenen Schlendrian wieder auszutreiben. Deshalb hatte sie auch befürchtet, dass Niko auf dem Ellerhof wieder in die alten Gewohnheiten verfallen könnte, und ihn sich vor der Abfahrt noch einmal zur Brust genommen. »Glaub bloß nicht, dass ich so doof bin wie meine Mutter und dir dauernd hinterherräume«, hatte sie ihn ermahnt. »Du hältst dein Zimmer gefälligst selbst in Schuss, verstanden?«
     
    »Ja, ja«, hatte Niko zwar gebrummt. So richtig überzeugend hatte das allerdings nicht geklungen.
     
    Aber siehe da: Ihre Mahnung hatte offensichtlich doch gefruchtet. Niko hatte nicht nur das Bett gemacht - und zwar tadellos! -, sondern auch seine Sachen ordentlich im Schrank verstaut. Nur eine Kleinigkeit hatte er übersehen: Vor seinem Bett lag ein aufgeschlagenes Buch auf dem Boden. Er hatte wohl vergessen, es aufzuheben und auf den Tisch oder den Nachtschrank zu legen. Instinktiv machte Rieke einen Schritt in Nikos Zimmer, um das Buch aufzuheben, da hörte

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