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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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wiederfand, würde er nie mehr in seine eigene Welt zurückkehren können und in der Fremde ausharren müssen - vielleicht sogar bis zum Ende seiner Tage.
     
    Die Wucht der Erkenntnis traf Niko wie ein Keulenhieb. Alle Kraft, jeglicher Mut, den er bis hierher aufgebracht hatte, wichen aus seinem Körper, und er sank auf den weichen Boden des Graslands. Die Welt vor seinen Augen begann sich zu drehen, schneller und immer schneller, bis schließlich alles um ihn herum verschwamm und sich tiefe Dunkelheit über ihn senkte.
     
     
    Rhogarr von Khelm lümmelte in seinem Lehnstuhl und starrte nachdenklich in den großen Steinkamin, in dem ein munteres Holzfeuer loderte. Die Scheite knisterten und knackten und der würzige Geruch von Harz stieg ihm in die Nase, wenn Funken aus den Flammen aufstiegen und wie rot glimmende Glühwürmchen auf die Steinfliesen segelten, wo sie schließlich erloschen. Der einäugige Herrscher jedoch registrierte das kaum, sondern hing seinen Gedanken nach, die ähnlich düster waren wie sein Gemach. In der Schlafkammer war von der Helle des Tages kaum etwas zu spüren. Sie lag im Erdgeschoss des Hauptgebäudes von Helmenkroon, die drei Fenster waren klein und schmal, und ihre Scheiben bestanden aus buntem Glas, das die Strahlen des Großen Taglichts kaum zu durchdringen vermochten. Der Schatten des mächtigen Bergfrieds, der um die Mittagszeit stets auf die Fensterwand fiel, verdunkelte die Kammer noch zusätzlich. Rhogarr jedoch störte die Düsternis nicht, entsprach sie doch völlig seiner Gemütslage. Er hatte deshalb auch nur ein paar wenige Kerzen angezündet, die neben dem Schein des Kaminfeuers für spärlich flackernde Lichtinseln im trüben Zwielicht seines Gemaches sorgten.
     
    Der schlichte Raum hatte einstmals König Nelwyn als persönliches Refugium gedient. Bereits am Morgen nach der Nacht, in der der Herrscher der Marschmark mit Herzog Dhragos Hilfe in Helmenkroon eingefallen war, um Nelwyn zu beseitigen, hatte Rhogarr die abgelegene Kammer bezogen - wie zum äußeren Zeichen dafür, dass er sich zu Nelwyns Nachfolger aufgeschwungen hatte und nun auch die Regentschaft über das Nivland beanspruchte. Obwohl das schon vierzehn Sommer zurück lag, war die Einrichtung noch nahezu unverändert: Das große Regal mit den dickleibigen Folianten an der einen Wand, der dunkle Holztisch und der dazugehörige Lehnstuhl, ja selbst das hölzerne Gestell des Schlaflagers stammten noch aus Nelwyns Zeiten. Sogar das Tintenfass und die Schreibfeder auf dem Tisch unterhalb der Fenster hatten dem König der Alwen gedient. Rhogarr hatte die Schreibutensilien allerdings ebenso wenig angerührt wie die Folianten im Regal. Der Marschmärker beherrschte weder das Schreiben noch das Lesen, empfand diese Fertigkeiten zudem als völlig unnütz und eines erwachsenen Mannes nicht würdig. Dafür, dass König Nelwyn sich nicht nur mit Büchern beschäftigt, sondern selbst auch Verse und kurze Erzählungen verfasst hatte, empfand er nichts als Verachtung. Fürs Schreiben war sein Hofschreiber zuständig, dem Rhogarr seine Anordnungen und Anweisungen diktierte und der zudem neue Gesetzestexte niederschreiben oder die Chronik führen musste. Und Lesen war nach der Meinung des Tyrannen nichts als Zeitverschwendung und höchstens eine Beschäftigung für Frauen und Memmen.
     
    Dennoch hatte er Nelwyns Sachen nicht aus der Kammer entfernt. Rhogarr war nämlich fest davon überzeugt, dass sie noch immer den Geist des alten Königs atmeten, und hoffte inständig darauf, dass sich vielleicht etwas davon auf ihn selbst übertrug, wenn er sich nur lange genug in Nelwyns ehemaligem Gemach aufhielt. Denn so hart und unantastbar der Tyrann sich nach außen hin auch gab, so weich und verletzlich machten ihn die Angst und das bittere Gefühl des Nicht-Genügens, die tief in seinem Herzen verwurzelt waren. Dass die Alwen nichts als Verachtung und Abscheu für ihn empfanden und ihren alten König immer noch glühend verehrten, traf Rhogarr sehr - auch wenn er das natürlich niemals zugegeben hätte. Ihre unverhohlene Ablehnung lastete wie ein dunkler Schleier auf ihm, und die Tage und Stunden, in denen er das ohnmächtige Gefühl hatte, als fräßen gierige schwarze Vögel an seinem Herz, wurden mehr und mehr. Immer häufiger verspürte Rhogarr das Bedürfnis, Zuflucht im ehemaligen Gemach von Nelwyn zu suchen. Zu seinem eigenen Erstaunen hatte er nämlich festgestellt, dass sich sein aufgewühltes Gemüt dort meist rasch

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