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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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nicht ganz schlau geworden war, hatte er zumindest eines verstanden: Die Alwen, wie sie sich nannten, wurden von einem grausamen Herrscher tyrannisiert und geknechtet. Sie besaßen offensichtlich keinerlei Rechte und mussten jederzeit damit rechnen, gefangen genommen oder gar getötet zu werden.
     
    Kein Wunder, dass ihre Hoffnung auf diesem magischen Königsschwert ruhte, das ihnen die Freiheit bringen sollte. Niko hatte sofort verstanden, dass es nur der Glaube an dieses Schwert war, der ihnen ihr schreckliches Schicksal erträglicher machte und sie letztendlich am Leben erhielt. Wer wollte es ihnen verübeln, dass sie sich an alte Märchen klammerten und ihrem Aberglauben von den Unsichtbaren anhingen, die ihnen angeblich Zeichen sandten.
     
    Die Menschen im Mittelalter hatten schließlich auch noch geglaubt, dass die Erde eine Scheibe und der Mittelpunkt des Universums wäre. Warum also sollte es den Alwen anders ergehen? Und dass Ayani und Arawynn ihn für ein Mitglied ihres Volkes gehalten hatten, war ebenfalls verständlich. Sie hatten vielleicht noch nie von anderen Ländern gehört, geschweige denn von einer anderen Welt!
     
    Mit Erleichterung bemerkte Niko, dass er bereits wieder das mit Heidekraut, Wollgras und Schnabelried bewachsene Ödland erreicht hatte. Nur eine Minute später erblickte er in der vor ihm liegenden Senke die graublau schimmernde Nebelwolke, in der sich, ganz undeutlich zwar, aber dennoch zu erkennen, die Konturen der mächtigen Findlinge abzeichneten. Niko beschleunigte seine Schritte, um die Pforte so schnell wie möglich zu erreichen. Noch im gleichen Moment vernahm er den durchdringenden Schrei eines Falken.
     
    Beklommen wandte er den Blick zum Himmel und sah sich nach allen Seiten um - und da erspähte er den Greifvogel, der direkt über den Steinen am wolkenlosen Himmel kreiste. Auch wenn er sich hoch in der Luft befand, konnte Niko erkennen, dass es sich um ein außergewöhnliches Tier handelte. Einen so großen Falken hatte er jedenfalls in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen: Fast einen Meter lang war er und die Spannweite der Schwingen war nahezu dreimal so groß. Das Gefieder auf seinem Bauch schimmerte in einem hellen Grau, die restlichen Federn waren grau-braun gestreift. Plötzlich kam Niko es so vor, als würde der Vogel ihn direkt ansehen. Jedenfalls vermeinte er, seine von gelben Augenringen umgebene dunkle Iris zu erkennen.
     
    Unbestimmte Angst stieg in Niko auf, Angst vor allem, was hier vor sich ging.
     
    Fort, nur fort!, durchzuckte es ihn.
     
    Er begann zu laufen, stürmte, so schnell er konnte, den kleinen Abhang hinunter und hetzte auf die Nebelwolke zu. Ohne sich umzusehen, tauchte er in den wabernden Dunst, fühlte die Kühle des Nebels um sich herum.
     
    Nur Sekunden später schoss er auf der anderen Seite wieder aus dem Nebelkokon hervor. »Jaaaa!«, jubelte er erleichtert auf und warf die Arme in die Höhe, als hätte er eben als triumphierender Sieger eines Wettlaufs die Ziellinie überquert. »Ja -«
     
    Der Schrei blieb ihm im Halse stecken. Zu seiner Verwunderung konnte Niko nämlich nirgends die hässlichen, großen Masten der Überlandleitung entdecken, die in seiner Welt mitten durch das Ödland verlief und die urwüchsige Landschaft verschandelte.
     
    Das war doch nicht möglich, oder?
     
    Hastig drehte Niko sich um die eigene Achse und spähte in alle Himmelsrichtungen: Keine Masten weit und breit.
     
    Und da schrie der Falke ein weiteres Mal.
     
    Als Niko den Blick nach oben richtete, konnte er sehen, dass der Vogel tatsächlich noch immer über ihm kreiste.
     
    Obwohl ihm tief im Inneren bereits dämmerte, was das zu bedeuten hatte, wollte sein Verstand das Offensichtliche nicht wahrhaben. Während die Verzweiflung sich wie das lähmende Gift einer Natter in ihm breitzumachen drohte, unternahm Niko einen neuen Versuch und tauchte ein zweites Mal in den blaugrau leuchtenden Nebeldom ein.
     
    Doch das Ergebnis war wieder das gleiche: keine Masten, keine Stromleitungen - keine vertraute Welt! Nur der Falke zog immer noch seine Kreise am Himmel, stolz und erhaben und von all dem unberührt.
     
    Beim nächsten Schrei des Vogels wurde Niko schlagartig alles klar: Er konnte diese fremde Welt nicht mehr verlassen und der Grund lag völlig auf der Hand: weil er seine Halskette verloren hatte. Nur mit ihrer Hilfe - das verstand er jetzt - hatte er nach Mysteria, in die Welt hinter den Nebeln, gelangen können. Wenn er die Kette nicht

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