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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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abzuschlagen.
    Harry hörte mit ernster Miene zu, während seine eigene Tochter schweigend neben ihnen wartete. Tom sah, wie Harry schließlich antwortete, wobei er eine Geste in Toms Richtung machte – offenbar verwies er Julia mit ihrem Wunsch an ihre Eltern.
    Tom und Clare erhoben sich gleichzeitig.
    »Schon gut«, sagte Tom, »lass mich nur machen.«
    Clare setzte sich wieder, behielt ihre Tochter jedoch im Auge, während Tom zu ihr ging und dabei versuchte, möglichst normal dreinzuschauen. Dabei bemerkte er, dass Julia ihn aus dem Augenwinkel beobachtete. Plötzlich schien die Sache, zu der sie Charlottes Vater so dringend hatte überreden wollen, vergessen zu sein, denn Julia ging wieder zu Charlotte, um mit ihr zu spielen. Sie liefen zur Treppe einer spiralförmigen Rutsche, die beide Mädchen bereits mehrere Male lachend und kreischend heruntergesaust waren.
    »Was wollte Julia von Ihnen?«, fragte Tom.
    Harry stand da, die Hände in den Taschen. Er machte einen verwirrten Eindruck. »Es … es war unheimlich. Sie fing plötzlich damit an, dass ich sie mitnehmen sollte, um sie zu ihrer Mommy zu bringen. Sie sagte, ihr Daddy würde ihr diesen Wunsch nicht erfüllen. Wir könnten einfach so tun, als ob wir einen Spaziergang machten, aber in Wirklichkeit sollten wir zu meinem Auto gehen.«
    »Was haben Sie ihr gesagt?«
    »Dass wir das nicht ohne Ihre Erlaubnis tun sollten. Also habe ich vorgeschlagen, die Sache mit Ihnen zu besprechen. Aber das wollte Julia nicht. Sie würden sowieso Nein sagen, meinte sie.«
    Das nachfolgende Schweigen der beiden Männer wurde vom Lachen der Mädchen unterbrochen, die sich für eine weitere Rutschpartie bereitmachten.
    »Okay, danke, Harry«, sagte Tom schließlich, wobei er einen Blick in Julias Richtung warf. Sie beachtete ihn gar nicht, schien ganz in ihr Spiel mit Charlotte vertieft. Gleichzeitig sah er, wie Clare aufstand und zu ihm kam.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Tom, als sie sich näherte. »Krise abgewendet.«
    »Was war denn los?«
    Tom erklärte es ihr, wobei Harry im Hintergrund aufmerksam zuhörte und gelegentlich etwas richtig stellte. Tom wäre es lieber gewesen, Harry hätte den Mund gehalten, aber das konnte er ihm schlecht ins Gesicht sagen. Außerdem schmerzte ihn der Ausdruck in Clares Gesicht, wenn er Julias »andere Mommy« erwähnte.
    Clare sah auf die Uhr. »Wir sollten jetzt verschwinden«, sagte sie. »Ich würde lieber ein bisschen länger am Flughafen warten.«
    »Du hast Recht«, entgegnete Tom. »Gehen wir.«
    Als er sich umdrehte, um Julia zu rufen, hörte er Pams Stimme.
    »Charlotte, wo ist Julia?«
    Dann sah er Charlotte, die von der Rutsche herüberkam – allein. Er spürte, wie sein Herz einen Moment lang aussetzte, als die Angst ihn wie ein elektrischer Schlag durchfuhr.
    Von Julia war nichts zu sehen.
    Seine Aufmerksamkeit konnte nicht mehr als ein paar Sekunden abgelenkt gewesen sein, und doch war Julia verschwunden.
    Clare lief bereits über den Rasen und rief Julias Namen. Pam eilte zu Charlotte und legte ihr die Hände auf die Schultern.
    »Wo ist Julia? Hast du gesehen, wohin sie gegangen ist?«
    Das Kind, von der Panik der Erwachsenen erschreckt, schüttelte den Kopf.
    »Wir machen dir keine Vorwürfe, Charlotte«, sagte Tom. »Sag uns nur, ob du irgendwas weißt.«
    »Julia hat gesagt, dass sie nach Hause gehen muss …«
    »Wohin ist sie gegangen? In welche Richtung?«
    Charlotte zeigte auf eine Hecke hinter einem Klettergerüst. Tom lief darauf zu. Aus der Nähe sah er, dass es eine Lücke gab, die für ein Kind groß genug war, um hindurchzuschlüpfen. Er eilte an der Hecke entlang, um einen anderen Weg zu suchen.
    »Tom, hier drüben!«
    Er blickte sich um und sah, wie Clare ihn zu sich winkte. Sie hatte ein Tor gefunden; bevor Tom es erreichte, war sie durch dieses Tor verschwunden. Harry war direkt hinter ihm, blieb jedoch kurz stehen und rief Pam zu: »Bleib bei Charlotte. Ich helfe Tom, Julia zu suchen.«
    Clare suchte hektisch den Parkplatz ab, als Tom sie einholte, doch es gab keine Spur von Julia.
    »Sie kann nicht weit sein«, sagte Harry, leicht außer Atem. »Es waren nur Sekunden, die ich sie aus den Augen verloren habe.«
    Tom blickte sich verzweifelt nach irgendeinem Anhaltspunkt um, wohin Julia gegangen sein könnte, und versuchte, sich in seine Tochter hineinzuversetzen. Dann, ungefähr fünfhundert Meter entfernt, erblickte er mehrere grüne Busse, die um eine Reihe von Betoninseln und überdachten

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