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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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keine Meinung dazu äußern, bevor ich mit ihr gesprochen habe«, sagte er, als er geendet hatte. »Wann sind Sie wieder zurück?«
    »Wir nehmen den ersten Flug, den wir kriegen können. Jetzt in den Ferien wird das allerdings ein bisschen schwierig.«
    »Wahrscheinlich ist es das Beste, zurückzukommen. In der Zwischenzeit sollten Sie sie nicht herausfordern. Werfen Sie ihr nicht vor, dass sie Unsinn redet. Und spielen Sie auch ihr Spiel nicht mehr mit.«
    »Und ihre Freundin Charlotte?«
    »Was ist mit der?«
    »Sie scheint an der Sache beteiligt zu sein. Sollten wir die Mädchen trennen?«
    Hunt schwieg einen Augenblick. »Ich glaube nicht. Nicht in diesem Stadium. Versuchen Sie einfach, die Dinge unter Kontrolle zu halten, bis Sie wieder hier sind.«
    Tom bekam Plätze in einer Maschine, die am späten Vormittag des folgenden Tages abflog. Auf Hunts Rat sagten sie Julia nicht, dass sie früher nach Hause flogen, was beiden jedoch ziemliches Unbehagen bereitete. Aber das war besser, als das Mädchen unnötig aufzuregen und die ganze Nacht mit diesem Problem kämpfen zu müssen. Es war viel besser, am Morgen irgendeine Geschichte von einem Notfall aufzutischen, kurz bevor sie zum Flughafen fuhren.
    Clare hatte das Doppelzimmer behalten, das sie und Tom ursprünglich mit einem benachbarten Zimmer für Julia gebucht hatten. Nach dem Abendessen versammelten sich alle drei auf dem großen Bett und sahen fern. Als Julia immer wieder die Augen zufielen, schlug Clare vor, sie solle schlafen gehen. Das Mädchen schwang sich ohne Widerrede vom Bett und küsste ihre Eltern, bevor sie zu ihrem Zimmer ging und sich dabei die Augen rieb. In der Tür blieb sie stehen und drehte sich um.
    »Daddy«, fragte sie, »bringst du mich morgen zu Mommys Haus?«
    Tom spürte Clares Blick auf sich, wich ihm jedoch aus. »Wir werden sehen«, antwortete er ausweichend. »Warten wir ab, was morgen passiert.«
    »Nein, versprich es mir jetzt gleich«, sagte sie bestimmt.
    »Lass uns morgen darüber reden«, wiederholte Tom. »Wir sind alle müde. Ich glaube, wir sollten schlafen gehen.«
    Das Mädchen blickte ihn mit einer merkwürdigen Mischung aus Misstrauen und Einverständnis an. Es schien, als würde sie überlegen, ob sie widersprechen oder die Sache auf sich beruhen lassen sollte. Sie entschied sich für die zweite Option.
    Als die Tür geschlossen war, kuschelte Clare sich erschöpft und dankbar in Toms Arme. Eine Zeit lang lagen sie schweigend da. Dann sprach sie mit dünner Stimme, als hätte sie sowohl vor ihren Worten Angst als auch vor den Gedanken, die dahinter standen.
    »Pam hat heute Abend etwas gesagt … nach dem Abendessen.«
    Pam war Charlottes Mutter, eine sympathische, freundliche Frau. Tom wartete darauf, dass Clare weitersprach; als sie schwieg, hakte er nach: »Was denn? Sag schon.«
    Clare rückte von ihm ab und setzte sich mit dem Rücken zu ihm auf die Bettkante.
    »Sie sagte, dass sie vor langer Zeit etwas gelesen habe … einen Artikel über Kinder, die mit Erinnerungen an ihr früheres Leben geboren wurden.«
    Sie machte wieder eine Pause, aber diesmal war es Tom, der absichtlich nichts sagte. Sie drehte sich um, blickte ihn fragend an und wartete auf eine Reaktion.
    Tom senkte den Blick und erkannte erstaunt, dass es ihm in diesem Moment seltsam schwer fiel, ihr in die Augen zu sehen.
    »Erinnerungen an ihr früheres Leben? Du meinst, Wiedergeburt? Geht es um so etwas?«
    Er versuchte ruhig zu sprechen, beiläufig, weder schockiert noch entrüstet. In Wirklichkeit fragte er sich, ob dieser Gedanke ihm auf irgendeiner Ebene des Unterbewusstseins nicht selbst schon gekommen war.
    Clare zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht mal, ob es überhaupt dasselbe ist. Vielleicht kann man mit den Erinnerungen an das vergangene Leben einer Person wiedergeboren werden, ohne selbst diese Person zu sein.«
    Er erwiderte nichts. Irgendwann musste auch er die Beine vom Bett geschwungen haben, ohne sich dessen bewusst zu sein, denn nun ertappte er sich dabei, wie er auf und ab ging.
    »Lass uns nicht übers Ziel hinausschießen«, sagte er. »Wenn jedem Kind mit lebhafter Fantasie vorgeworfen wird, eine wiedergeborene Seele zu sein …«
    »Niemand wirft ihr etwas vor. Es ist nur eine Möglichkeit, die wir in Betracht ziehen sollten.«
    »Du hast Recht. Tut mir Leid, ich wollte nicht … Es ist nur so, dass es eine Weile dauert, bis man sich an solch eine Vorstellung gewöhnt hat. Als Erstes müssen wir uns jetzt mit Brendan

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