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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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halten, hatte aber den Verdacht, dass der Fahrer ihn dann rauswerfen würde.
    »Ihnen wird doch nicht schlecht? Sie kotzen mir doch nicht die Rückbank voll?«
    »Hängt davon ab, wie Sie fahren«, entgegnete Tom.
    »Ich hab’s nicht so gern, wenn mir einer in mein Taxi kotzt.«
    »Kann ich Ihnen nicht verdenken, mein Freund. Aber keine Bange, ich hab alles im Griff«
    Schweigend fuhren sie weiter. Tom sah draußen die Dunkelheit vorüberziehen; er wusste nur ungefähr, wo er sich befand. Ihn interessierte auch mehr die seltsame Feststellung, dass sein Rausch sich irgendwie anfühlte, als hätte er Kokain geschnupft. Die Erinnerung, nahm er an. Damals hatte er immer Alkohol und Koks zusammen konsumiert – erst den Fusel, dann den Koks, dann wieder den Fusel. Die Assoziationen waren noch immer da.
    »Wie weit ist es denn noch, verdammt?«, hörte er sich nach einer Weile sagen. »Die Fahrt kommt mir ein bisschen lang vor.«
    »He, wenn Sie mir vorwerfen, ich würde Umwege machen, dann …«
    »Ich werfe Ihnen gar nichts vor.«
    »Mann. Ich hoffe, Sie sind bald aus meinem Taxi raus.«
    »Schon gut, tut mir Leid. Ich wollte Sie nicht beleidigen.« Er spähte aus dem Fenster in die undurchdringliche Dunkelheit. »Wo sind wir?«
    »Fast da.«
    Der Fahrer machte eine Linkskurve, und das Taxi holperte über unebenen Boden voller Schlaglöcher und blieb dann abrupt stehen. Draußen konnte Tom weder Lichter noch Bewegungen erkennen. Er fragte sich kurz, ob er in eine Falle gelockt worden war und gleich von irgendwelchen Komplizen des Taxifahrers, die dort warteten, ausgeraubt würde.
    »Das macht dreizehn fuffzig.«
    Tom hatte Mühe, den Blick auf den Taxameter gerichtet zu halten, aber die Summe schien zu stimmen. Er öffnete die Tür.
    »He!«
    »Warten Sie hier. Ich will mich mal kurz umsehen.«
    »Und ich will meine dreizehn fünfzig!«
    Alles, was Tom sehen konnte, waren die niedrigen, dunklen Umrisse von Gebäuden, die er für verlassene Lagerhäuser hielt. Weiter hinten wand sich eine Reihe gelb leuchtender Natriumdampflampen auf Betonpfeilern in die Dunkelheit. Ihre Spur war viel weiter zu verfolgen als das Licht reichte, das sie verbreiteten. In dieser Richtung schien die Gegend ähnlich verlassen zu sein wie hier. Nur in der Ferne war eine Lichtglocke zu sehen, die auf Leben schließen ließ.
    »Sind Sie sicher, dass das River und Pike ist?«
    »Wir sind auf dem River Drive. Die Lichter, die Sie da hinten sehen, ist der Pike Way.«
    »Das ist ja völliges Brachland.«
    »Es heißt, dass da Yuppies hinziehen wollen, aber Beacon Hill ist das nicht gerade. Suchen Sie nach was Bestimmtem?«
    »Ich weiß nicht … Ich will mich nur mal umsehen.«
    »Okay. Macht dreizehn fuffzig.«
    »Verdammt noch mal!« Gereizt griff Tom in die Gesäßtasche und geriet durch die Bewegung ins Schwanken, sodass er die Füße versetzen musste, um das Gleichgewicht zu halten. Im Licht der Scheinwerfer fischte er einen Zwanzigdollarschein heraus und drückte ihn dem Fahrer in die ausgestreckte Hand. »So, und jetzt warten Sie hier, während ich …«
    Zu spät bemerkte er seinen Fehler. Der Fahrer trat das Gaspedal durch. Das Wagen jagte mit aufheulendem Motor in die Nacht. Tom stieß obszöne Flüche aus und verharrte in der plötzlichen Stille, immer noch leicht schwankend. Er schien im Halbschatten eines schwachen Lichts zu stehen, konnte aber nicht erkennen, woher es kam. Er blickte zum Himmel, der von einer Wolkendecke verhüllt wurde, wie schon den ganzen Tag.
    Vor ihm tauchte aus der Dunkelheit der River Drive auf, der parallel zu einer stillgelegten Bahnstrecke verlief, deren Gleise und Schwellen vor langer Zeit demontiert worden waren. An ihrer Stelle hatte man Schotter aufgeschüttet, auf dem nun Unkraut wucherte. Ab und zu kam eine leichte Brise auf, die gerade stark genug war, hin und wieder ein Stück Papier oder Plastik vor sich her zu treiben. Plötzlich bemerkte Tom im Augenwinkel eine schwache Bewegung, doch als er sich umdrehte, war nichts zu sehen. Wahrscheinlich war es eine Katze oder ein streunender Hund gewesen.
    Tom fragte sich, was genau er eigentlich zu erreichen hoffte. Sicherlich würde er hier keine großen Entdeckungen machen und nichts, was er um sich herum sah, löste auch nur die schwächste Erinnerung aus. Er fragte sich, wo genau er damals, nach dem Unfall, gefunden worden war. Doch er glaubte nicht, dass ihm dieses Wissen irgendetwas nützen würde.
    Ein Geräusch hinter ihm, das wie das Quietschen eines

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