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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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ist in Grover’s Town«, sagte er.
    »Tut mir Leid, in der Gegend haben wir niemanden«, ließ man Tom wissen. »Wir können Sie dort nicht abholen.«
    Bevor Tom protestieren konnte, wurde aufgelegt. Er sah den Keeper hämisch grinsen; offenbar freute sich der Kerl, Recht behalten zu haben. Tom sagte nichts, außer dass er einen weiteren Drink bestellte.
    Er hatte keinen Schimmer, wie lange er dort gewesen war oder wie viele Drinks er schließlich getrunken hatte. Er war sich nur bewusst, dass er irgendwann seine Brieftasche hatte fallen lassen; dabei hatte er gesehen, wie sich das Bündel Dollarscheine, das er bei sich trug, über den Boden verstreute. Irgendwie hatte er es geschafft, die Scheine aufzusammeln, ohne vom Hocker zu kippen, was einen ziemlichen Balanceakt erforderte, und niemand hatte ihm Hilfe angeboten. Er bemerkte, dass der Mann mit dem Pferdeschwanz und dessen glatzköpfiger Freund mit der Brille erneut ihr Gespräch unterbrachen, um ihn zu beobachten. Vielleicht erinnerte er sich auch erst später daran, als er im Licht dessen, was geschehen war, daran zurückdachte.
    »Wie ich schon sagte«, meldete der Keeper sich zu Wort, »gehen Sie die Straße hoch. Vielleicht finden Sie da eins.«
    Tom hatte den Barmann noch einmal gebeten, ein Taxi zu rufen. Der Mann hatte erwidert, dass er gleich schließen würde, und hatte die Lichter ausgeschaltet. Das triste Pärchen in der Ecke war schon vor einiger Zeit gegangen, ebenso der einsame Trinker am anderen Ende der Bar. Andere waren im Lauf des Abends aufgetaucht und wieder verschwunden. Tom hatte keine Ahnung, wie spät es war. Er sah auf seine Armbanduhr, doch es hatte keinen Zweck; entweder drehte sich die Uhr oder sein Kopf so schnell im Kreis, dass es unmöglich war, die Zeit abzulesen.
    »Okay, Leute, das war’s für heute. Geht nach Hause.«
    Der Barmann wollte das Lokal räumen. Pferdeschwanz und Brillenschlange tranken ihre Gläser aus und verschwanden in der Nacht. Plötzlich spürte Tom die Hand des Barmannes am Arm, der ihn in dieselbe Richtung steuerte. Tom war zu sehr weggetreten, um zu diskutieren, auch wenn er noch einen letzten Versuch machte und mit lallender Stimme darauf bestand, dass der Barmann ein Taxi rufen und ihm noch einen Drink geben sollte, solange er warten musste. Er redete immer noch, als er sich schließlich mutterseelenallein draußen im Dunkeln wiederfand und die Tür hinter ihm fest verriegelt wurde. Einen Augenblick später erlosch die Neonreklame.
    Tom ging in die Richtung, die der Barmann ihm genannt hatte. Jedenfalls glaubte er, dass es die richtige Richtung war; sicher war er keineswegs. Er ging in Richtung der hellen Lichter, wo er in der Ferne ab und zu einen Wagen vorbeifahren sah. Ihm war klar, dass er sich auf der falschen Seite der Bahnlinie befand, in einem Teil der Stadt, in den vorsichtige Leute sich nachts nicht wagten. Doch für Vorsichtsmaßnahmen war es jetzt zu spät, und so stolperte Tom unbeholfen voran, als er versuchte, schneller zum Licht zu kommen.
    Hat Clare Recht gehabt?, fragte er sich. Brauchte er nur einen Vorwand, um zu trinken? Oder musste er trinken, weil er tief im Innern wusste, dass der Schrecken, vor dem er sich versteckte, grauenhafte Wirklichkeit war? Trank er, um zu vergessen oder um sich zu erinnern? Er war nicht sicher, ob er den Unterschied noch kannte.
    Sie kamen aus dem Nichts. Zwei Männer. Dann spürte er auch schon einen brutalen Schlag in die Magengrube, der ihm die Luft nahm. Er krümmte sich vor Schmerz und stürzte zu Boden. Im Fallen erhielt er einen weiteren Schlag gegen den Kopf. Er war kaum noch bei Bewusstsein, als die Kerle seine Taschen durchwühlten. Genauso schnell, wie sie gekommen waren, verschwanden sie wieder.
    Tom war nicht danach, sich zu bewegen, doch eine Stimme in seinem Innern sagte ihm immer wieder, dass er von hier wegmusste. Es war ein Fehler. Als er mühsam auf die Beine kam, rauschte sein Mageninhalt in seinen Mund. Er kippte nach vorn und landete hilflos in einer stinkenden Lache seines eigenen Erbrochenen. Nach einer Weile fand er ein Taschentuch und säuberte sich, so gut er konnte. An eine Wand gelehnt, atmete er mehrmals tief durch. Die Lichter, zu denen er wollte, schienen jetzt nicht mehr so weit entfernt zu sein, wie er gedacht hatte. Tom war fast in Sicherheit. Aber nur fast.
    Sein Mundwinkel schmerzte und pochte, und er schmeckte Blut. Er hob die Hand, um den Schaden zu betasten. Es schien nicht allzu schlimm zu sein, nur ein

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