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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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hatte und erst vor kurzem in ein Apartmenthaus umgewandelt worden war. In drei der vier Erkerfenster und in den Turmfenstern weiter oben konnte er Pflanzen und verschiedene Ziergegenstände erkennen. Das Haus sah schmuck und geräumig aus. Mehrere Stufen führten zu der einzigen Eingangstür. Daneben befand sich eine Reihe von Klingelknöpfen. Er zählte sieben Knöpfe, neben denen Namen standen. Er ging die Stufen hinauf um sie sich genauer anzusehen.
    Benson, Garrett, Sizemore, Webber, Morrissey, Gordon, St. Leonard. Keiner dieser Namen sagte ihm etwas.
    Selbst von seinem Standort oben auf dem Treppenabsatz konnte er in keines der Fenster zu beiden Seiten der Tür blicken; sie befanden sich ein kleines Stück zu hoch. Er fragte sich, ob er auf eine der Klingeln drücken sollte. Aber was sollte er sagen? Was konnte er sagen? Und zu wem ?

40
    Von Clare abgesehen, war Brendan Hunt der einzige Mensch, der von dem Traum wusste. Selbstverständlich würde Tom Clare von seiner Entdeckung erzählen, konnte sich aber nicht dazu durchringen, es jetzt zu tun. Erst musste er die Sache selbst verarbeiten und darüber nachdenken, welche Schritte nun unternommen werden mussten.
    Er rief Brendan Hunt von dem Laden aus an, wo er die Flasche Wasser gekauft hatte. Er brauchte eine zweite Meinung – unbeteiligt und ohne Emotionen, aber von jemandem, der jede Einzelheit der Geschichte kannte, aber nicht entschlossen war, ihm eine Schlinge um den Hals zu legen, wie Tom es von Murray Schenk befürchtete.
    »Tut mir Leid, dass ich so früh anrufe«, sagte Tom. »Wahrscheinlich haben Sie noch geschlafen.«
    »Aber nein. Ich bin schon unterwegs zu einem frühen Termin. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich habe das Haus gefunden, von dem ich Ihnen erzählt habe – das Haus aus meinem Traum. Es existiert wirklich.«
    In der Leitung herrschte ein Augenblick der Stille. Dann bat ihn Hunt, ruhig und professionell wie immer, zu berichten, was geschehen war. Tom informierte ihn über die nackten Tatsachen.
    »In Ordnung«, sagte Hunt. »Ich bin gleich da. Sagen Sie mir, wo Sie sind.«
    Sie vereinbarten ihren Treffpunkt an der Ecke River Drive und Pike Way.
    Dann rief Tom Clare an. Sie nahm beim ersten Klingeln ab und unterdrückte ein erleichtertes Seufzen, als sie seine Stimme hörte.
    »Es geht mir gut«, sagte er unbeholfen. »Ich habe gerade Brendan Hunt angerufen. Er kommt mich abholen.«
    »Wo bist du?«
    »Ein Stück außerhalb von Albany. In Grover’s Town.«
    »Was machst du denn da?«
    »Das erzähle ich dir, wenn ich wieder zu Hause bin. Im Moment geht das nicht.«
    »Warum hast du Hunt angerufen und nicht mich? Ich wäre zu dir gekommen.«
    »Ich weiß. Aber ich muss mit Hunt über eine Sache sprechen, von der ich dir erzähle, wenn ich wieder zu Hause bin.«
    »Wann wird das sein?«
    »Bald. Ich versprech’s.«
    Vierzig Minuten später fuhr Hunts Wagen an den Straßenrand, und Tom stieg auf der Beifahrerseite ein. Hunt musterte ihn von oben bis unten, entsetzt von Toms ungepflegter Erscheinung.
    »Ich habe getrunken«, sagte Tom, dem Hunts Blicke nicht entgingen.
    »Hat es irgendeinen Auslöser für das Trinken gegeben?«
    Es war eine Frage, auf die Hunt bereits die Antwort kannte, wie Tom vermutete.
    »Julia … das heißt, es war eigentlich nicht Julia. Es war Melanie.«
    »Was ist passiert?«
    »Sie hat mich an etwas erinnert. Den Ort, wo man mich vor zehn Jahren aus dem Graben gezogen hat. Sie hat mich wieder hierher geschickt. Und dann habe ich’s gefunden … das Haus.«
    »Wo?«
    »Bitte fahren Sie da rüber und halten auf der anderen Seite.«
    Hunt kam Toms Bitte nach. Sie blieben im Wagen sitzen und blickten durch den Maschendrahtzaun auf das renovierte Gebäude.
    »In meinem Traum sah es hier so aus wie vor ein paar Jahren … vor zehn Jahren vielleicht. Ungefähr zu der Zeit, als Melanie Hagan verschwunden ist.«
    Hunt schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Und die Tür zum Keller? Wo war die?«
    »Es war eigentlich kein Keller. Vom Haus aus hätte man eine Treppe hinuntersteigen müssen, aber von dieser Seite aus war es ebenerdig. Die Tür war da, wo jetzt die Garage ist.«
    Wieder schwieg Hunt und dachte über das Gehörte nach. »Okay«, sagte er dann. »Und wie erklären Sie sich das alles? Ich nehme an, Sie haben eine Erklärung.«
    Tom war ein wenig überrascht, beantwortete die Frage aber, so gut er konnte. »Offensichtlich erinnere ich mich an den Ort, weil hier etwas passiert ist. Etwas, das ich aus meinem

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