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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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geöffnet hatte, und kaufte eine Flasche Wasser, die er öffnete, noch bevor der hagere Mann an der Kasse das Geld eingestrichen hatte. Er musterte Tom neugierig, gab aber keinen Kommentar. Tom fragte den Mann, ob er irgendwo telefonieren könnte. Der Mann zeigte auf ein Münztelefon an der Wand. Tom ging dorthin und wählte eine Nummer. Er wollte Clare sagen, dass mit ihm alles in Ordnung sei, und dann überlegen, wie er nach Hause kommen sollte.
    »Wo sind wir hier? Wie lautet die Adresse?«, rief er dem Mann hinter dem Tresen zu.
    »River Drive, Ecke Pike Way«, kam die Antwort.
    Tom erstarrte. »Moment mal«, sagte er. »Ich bin gestern Abend an der Ecke River Drive und Pike Way ausgestiegen … da hinten.« Er zeigte in die Richtung, aus der er gekommen war.
    Der Mann blickte einen Augenblick verwirrt drein; dann dämmerte es ihm. »Da hinten? Sie meinen Pike Way und Waterside .«.
    Er lachte auf. »Das ist eine miese Gegend, Mann. Da sollten Sie besser nicht hin. Der River Drive ist genau hier. Sie gucken direkt darauf.«
    Tom blickte durchs Fenster. Sein Unterkiefer klappte herunter, und in seinem Kopf hämmerte es schlimmer als zuvor. Er wählte nicht weiter und hängte mit zitternden Händen den Hörer ein. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie ihm hatte entgehen können, was er nun direkt vor sich sah.
    Unmittelbar gegenüber, am hinteren Ende eines abschüssigen Grundstücks, an das er sich erinnerte, als wäre er ein Dutzend Mal oder öfter dort gewesen – was auf merkwürdige Weise auch der Fall war –, stand das Haus aus seinen Albträumen.

    Sein Kater war vergessen, als er die plötzlich vertraute Straße entlanglief. Er sah das Haus nun aus dem Blickwinkel in seinem Traum, nur dass er im Traum vom Haus weglief – nun lief er darauf zu. Der graue Horizont in der Ferne zeigte denselben Streifen der Morgenröte, den er so gut kannte.
    Und doch gab es einen Unterschied. Das Gewirr aus Unterholz und Bäumen war gerodet worden, und es war nur kurzes Gras zu sehen, rau und trocken, aber sauber gemäht. Die Hecke, die den ehemals verwilderten Garten von der Straße trennte, war ebenfalls verschwunden; an ihrer Stelle stand ein Maschendrahtzaun, an dem an gut sichtbarer Stelle das Schild einer Sicherheitsfirma angebracht war. Tom blickte durch den Zaun zum Kellerbereich des Hauses und suchte die halb verfallene Tür, an die er sich so gut erinnerte. An ihrer Stelle sah er nun eine große, schwarz angestrichene Stahltür – wahrscheinlich ein Garagentor. Davor befand sich ein Wendeplatz aus Beton, von dem ein Weg an der Seite des Hauses entlang zur dahinter verlaufenden Straße führte.
    Tom stand wie angewurzelt da. Er brauchte Zeit, um zu verarbeiten, dass er etwas ganz anderes sah, als er zu sehen erwartet hatte … als sein Hirn ihm gesagt hatte, dass er sehen musste . Es gab keinen Zweifel, dass es dasselbe Haus war und dieselbe Gegend, doch gab es Unterschiede: Die Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen.
    Ungefähr zehn Jahre.
    Die Worte des Taxifahrers vom gestrigen Abend kamen Tom wieder in den Sinn: Die Yuppies zogen in die Gegend und veränderten das Viertel. Vielleicht war das hier geschehen. Es gab in dem Haus keine zerbrochenen oder vernagelten Fenster mehr. Die Ziegelmauern waren gereinigt, das Dach repariert, die Mauern gestrichen. Die wuchernde Vegetation, durch die er in seinem Traum gestolpert war, gab es nicht mehr, auch nicht das alte Tor, an dessen Quietschen er sich gut erinnerte.
    Dies war der Beweis, dass der Albtraum mehr als nur ein Traum war. Er war eine Erinnerung, die sich wiederholte, wenn er schlief. Er war der Herzschlag seiner Schuld, die nie verschwinden würde.
    Was hatte er getan? Tom befürchtete, dass er es nur zu gut wusste. Doch sein Gewissen – er wusste nicht, wie er es sonst nennen sollte – zwang ihn, sich seinem Verbrechen zu stellen. Es war ein Prozess, den er durchlief und irgendwie näherte er sich nun dem Abschluss. Der Gedanke, wie dieser Abschluss aussehen könnte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Es würde schrecklicher sein als die höllische Nacht, die er gerade hinter sich gebracht hatte.
    Er ging um das Haus herum zur Rückseite. Ihm wurde bewusst, dass er das Haus in seinem Traum noch nie von dieser Seite gesehen hatte, sodass er nicht wusste, was ihn erwartete. Es stellte sich heraus, dass das Gebäude fast genauso aussah, wie er es sich vorgestellt hätte – eine ehemals großzügige Villa, die schlechte Zeiten erlebt

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