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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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nicht mal sicher sein können, dass es der Wahrheit entspricht?«
    »Aber ich bin mir sicher.«
    »Nein, sind Sie nicht. Sie können sich nicht sicher sein. Denken Sie daran, was ich Ihnen gesagt habe – alles kann ganz anders sein, als Sie glauben.«
    Tom seufzte und lehnte sich im Sitz zurück, unsicher, ob er sich von diesem Rat entmutigt oder erleichtert fühlen sollte.
    Hunt wusste, was Tom durch den Kopf ging, und beobachtete ihn. »Schlafen Sie eine Nacht darüber«, sagte er. »Lassen Sie uns noch einmal über die Sache reden, bevor Sie etwas tun, das Sie nicht rückgängig machen können.«
    »Das wäre vielleicht vor zehn Jahren ein guter Rat gewesen«, entgegnete Tom mit der düsteren Resignation eines Mannes, der seine Niederlage bereits akzeptiert hat.
    »Es ist auch jetzt noch ein guter Rat, Tom. Bitte, nehmen Sie ihn an.«
    »Was soll ich Clare denn sagen, was passiert ist?«
    »Sagen Sie ihr die Wahrheit. Sie haben sich betrunken, wurden überfallen und ausgeraubt und sind dann auf einem Müllhaufen aufgewacht. Aber lassen Sie die Sache mit dem Haus weg.«
    Tom fühlte sich unbehaglich. »Ich weiß nicht, ob ich das kann …«
    »Weil Sie Angst davor haben, Clare zu belügen?«
    »Ich war immer ganz offen zu ihr. Wie könnte ich jetzt damit aufhören?«
    Hunt schwieg und dachte über Toms Einwand nach. Dann fuhr er im Tonfall eines Mannes fort, der sich verpflichtet fühlte, mehr zu sagen, als er wollte: »Clare von dem Haus zu erzählen könnte eher eine Lüge sein, als nichts zu sagen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich will damit sagen«, Hunt wählte seine Worte sehr sorgfältig, »dass ich das Gefühl habe, dass da etwas völlig falsch läuft … dass wir noch sehr weit davon entfernt sind, zu verstehen, was wirklich vor sich geht.«
    »Inwiefern läuft etwas falsch?«
    Wieder dachte Hunt nach, bevor er antwortete. »Ich bin mir nicht sicher. Es ist ein Bauchgefühl. Ich muss eingehender darüber nachdenken. Aber nach allem, was ich über Sie weiß … was ich über dieses ganze Drama weiß …« Er hielt kurz inne und zuckte die Achseln. »Da stimmt was nicht, Tom. Es ist alles zu offensichtlich. Es steckt mehr dahinter, als mit bloßem Auge zu sehen ist.«
    »Meinen Sie damit, dass mir bloß etwas vorgemacht wird?
    Ich wüsste nicht, wie das möglich sein sollte. Das ergibt doch keinen Sinn. Wie könnte jemand …«
    Hunt hob die Hand. »Wie ich schon sagte, ich muss gründlich darüber nachdenken. Im Moment übersehe ich irgendwas. Ich glaube, es ist direkt vor meiner Nase, aber ich sehe es nicht … noch nicht. Am besten, Sie ruhen sich aus. Ich rufe Sie später an.«
    Tom wollte mehr wissen, viel mehr. Und er wollte es jetzt gleich wissen. Doch er war zu müde, um zu protestieren. »Also gut«, sagte er. »Wenn Sie meinen. Ich erwarte Ihren Anruf.«
    Er stieg aus dem Wagen und ging die letzten Meter zu seinem Haus. Clare hatte die Tür schon geöffnet, bevor er den Weg zur Hälfte zurückgelegt hatte. Sie standen sich schweigend gegenüber, als ob keiner von ihnen die passenden Worte für diesen Augenblick in ihrem Leben fand.
    Plötzlich wurde Tom von einer solchen Verwirrung der Gefühle gepackt – Gewissensbisse, Liebe, Angst und ein schmerzliches Gefühl des Verlustes –, dass er wie ein Kind zu weinen anfing. Clare nahm ihn in die Arme, führte ihn ins Haus, stieß hinter ihnen die Tür zu und schloss die Welt aus.
    »Tut mir Leid, dass ich …«
    »Schon gut«, sagte Clare und hielt ihn fest, »ist schon gut, du bist ja wieder zu Hause.«
    Eine Zeit lang standen sie da. Tom schluchzte und versuchte stammelnd, eine Entschuldigung hervorzubringen, während Clare ihn beruhigte und tröstete und ihm sagte, dies sei nicht nötig.
    »Aber … du weißt … was ich wollte …« , sagte er stockend.
    »Pssst. Ist schon gut.«
    »Ich hab versucht, mich zu erinnern … darum habe ich getrunken … um mich zu erinnern …«
    Clare trat einen Schritt zurück. Ihr Blick suchte den seinen.
    »Und? Hast du dich erinnert?«
    Er schaute sie an und wischte sich mit einer Hand über die Augen, während er mit der anderen nach einem Taschentuch kramte. Ihm war bewusst, dass jetzt der Augenblick gekommen war, da er sich entscheiden musste. Sollte er das Versprechen halten, das er Hunt gegeben hatte? Oder sollte er Clare alles beichten?
    Hunts Worte hallten laut in seinem Kopf wider. Diese Worte hatten ihm Möglichkeiten eröffnet, an die er nicht zu glauben wagte. Sie hatten ihn verwirrt, verängstigt

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