Mystery Thriller Band 224
gerade die Innentaschen vom Jackett seines Vaters nach etwas ab. Er nickte. „Mein Dad ist Allergiker – es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas miterlebe. Ich verstehe das nur nicht! Normalerweise … Ach, da ist sie ja – Gott sei Dank!“
Er hielt ein Gerät in der Hand, das wie ein großer dicker Stift aussah. Als Daphne es sah, überlief sie ein eisiger Schauer. Ihr Arzt zu Hause in Springfield hatte ihr auch so ein Teil verschreiben wollen, doch sie wollte es nicht ständig in ihrer Tasche mit sich herumtragen. „Ist das …?“
„Ein EpiPen“, erklärte Louis. „Enthält Epinepherin.“ Mit den Zähnen zog er eine graue Kappe auf der Rückseite des Injektors ab, zielte kurz und stach seinem Vater die Nadel senkrecht in die Außenseite des Oberschenkels. Es dauerte etwa dreißig Sekunden, da schnappte Jonas Dawson keuchend nach Luft und richtete sich auf, nur um dann im nächsten Moment kraftlos nach hinten zu sinken.
„Was …?“ Seine Lider flatterten. „Was ist passiert?“
„Du hast dein Steak gegessen und bist im nächsten Moment zusammengeklappt.“ Fragend sah Louis ihn an. „Hast du irgendwelche neuen Allergien, von denen ich nichts weiß?“
Sein Vater schüttelte schwach den Kopf. „Nein, nichts …“
„Was ist?“, fragte Daphne, als Louis die Stirn runzelte und den Teller vom Boden aufhob, der seinem Vater aus der Hand gefallen war. „Glaubst du, der Bürgermeister hat recht, und dein Vater ist vergiftet worden?“
„Nein“, antwortete Louis, steckte nacheinander den Finger in den Senf und in den Ketchup und leckte die Saucen ab. „Aber das hier ist trotzdem merkwürdig.“
„Merkwürdig? Was meinst du?“
„Na, der Senf hier – er schmeckt leicht nach Haselnuss.“
„Haselnuss?“ Daphne hob eine Braue. „Kann eigentlich nicht sein.“ Sie wandte sich an Nina. „Gib mal die Flasche rüber, ja?“ Hastig überflog sie die Zutatenliste. „Gemahlene Senfkörner, Wasser, Essig, Salz … Keine Haselnüsse?“
Sie roch an dem Senf von Dawsons Teller ebenfalls und musste zugeben, dass Louis recht hatte – der Senf roch ganz leicht nach Nuss. Allein der Geruch ließ Daphne aufgrund früherer Erfahrungen (sie hatte als Kind nach dem Verzehr eines mit Erdnüssen gespickten Schokoriegels einmal einen so schlimmen allergischen Schock bekommen, dass sie im Krankenhaus wieder aufgewacht war) einen eisigen Schauer über den Rücken laufen. „Und was heißt das jetzt?“
„Keine Ahnung“, erwiderte Louis achselzuckend. „Ich weiß nur, dass mein Vater absolut allergisch auf alle Steinfrüchte reagiert.“
Fragend schaute Daphne wieder zu Nina hinüber. „Weißt du, wo wir diesen Senf her haben?“
Nina blieb ihr die Antwort schuldig, denn in diesem Moment kam der Notarzt an. Er kümmerte sich um Jonas Dawson, während Daphne und ihre Freunde versuchten, die übrigen Besucher der Eröffnungsfeier zu beruhigen.
Doch während Louis’ Vater noch einmal Glück gehabt zu haben schien, war Daphne wenig erfolgreich. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich der Platz geleert, und sie blieb allein mit ihren Leuten zurück.
„Wie geht’s ihm?“, fragte sie den Notarzt, der seine Untersuchung inzwischen abgeschlossen hatte.
„Ganz gut, würde ich sagen“, erwiderte der Mann. „Da er das große Glück hatte, einen EpiPen bei sich zu führen und sich zudem noch in der Gesellschaft einer Person befand, die damit umgehen kann, ist er wohl mit dem Schrecken davongekommen. Die Sache hätte allerdings auch anders ausgehen können.“
„Dann war es also wirklich ein allergischer Schock?“
„Hervorgerufen vermutlich vom Genuss eines mit Haselnüssen versetzten Senfs.“ Der Mann hob eine Braue. „Unübliche Mischung übrigens. Ich kann mich nicht erinnern, schon mal davon gehört zu haben.“
Dieses Mal meldete Nina sich zu Wort. „Also, der Senf, den Emma und ich heute Morgen gekauft haben, war ganz normale Standardware aus dem Supermarkt, aber … Zeig mir doch bitte noch mal die Flasche, ja?“ Daphne reichte sie ihr, und Nina musterte sie stirnrunzelnd. „Das erklärt in der Tat einiges.“
„Was meinst du?“, fragte Daphne nach. „Stimmt irgendwas nicht mit der Flasche?“
„Kann man so direkt nicht sagen“, erwiderte Nina. „Abgesehen vielleicht einmal davon, dass es nicht der Senf ist, den Emma und ich geholt haben. Unsere Flasche war blau, die hier ist gelb.“
„Was soll das heißen? Dass uns jemand das Zeug untergeschoben hat?“
„Woher soll
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